Hatzenbühl Osterzeit: Gärre-Jugend zieht durch den Ort

Die Gärrejugend aus Hatzenbühl. Inzwischen sind auch Mädchen dabei.
Die Gärrejugend aus Hatzenbühl. Inzwischen sind auch Mädchen dabei.

Ab Gründonnerstag um 7.30 Uhr sind sie im Einsatz: Junge Frauen und Männer ersetzen mit Lärm und Gesang die Osterglocken, bis diese wieder erklingen dürfen.

Geradezu ins Schwärmen kommt Karlheinz Schnorr, wenn er über die Disziplin der 17 Jugendlichen spricht, die in diesem Jahr zur Gärrejugend gehören. Die neun Mädchen und acht Jungen seien immer pünktlich bei den Proben gewesen und hätten die Lieder und Liedsprüche, die sie von Gründonnerstag bis Karsamstag durchs Dorf tragen, schnell gelernt.

Die Tradition des „Gärrens“ oder „Rätschens“, wie es im Nachbarort Rheinzabern genannt wird, gibt es in Hatzenbühl schon seit weit über 100 Jahren, weiß Schnorr. Er selbst war als Jugendlicher begeisterter „Gärre-Junge“, singt im Gesangverein Lyra Hatzenbühl und engagiert sich in der Vorstandschaft. Deshalb sei es ihm wichtig, dass die alten dörflichen Traditionen gepflegt und fortgeführt werden. „Während der Corona-Pandemie gab es drei Jahre lang nicht das Singen der Gärre-Jugend, wir haben das letzte Jahr damit endlich wieder beginnen können“, so der „Gärre-Beauftragte der Kulturgemeinschaft.

Für Hatzenbühler Neubürger, die aus einer eher protestantisch geprägten Region kommen, wird der Lärm der scheppernden Instrumente, den die Kleingruppen vor Ostern in der Straße der Gemeinde verursachen, erst einmal befremdlich wirken. Dahinter steckt der katholische Brauch, dass Kinder oder eher Jugendliche mit hölzernen Lärminstrumenten, Gärren oder Rätschen sind nur zwei Ausdrücke dafür, durch die Straßen der Dörfer und Stadtteile ziehen. Sie erinnern die Gläubigen mit unterschiedlichen Sprüchen an Gebetszeiten und Gottesdienste. Denn die Kirchenglocken dürfen von Gründonnerstag an nicht mehr läuten, erst im Auferstehungsgottesdienst in der Osternacht erklingen sie wieder.

Bis vor einigen Jahren, als das Interesse am „Gärren“ in Hatzenbühl unter den männlichen Jugendlichen noch größer war, sangen nur Jungen mit. Doch seit Kurzem dürfen auch Mädchen mitsingen, und es spielt bei allen keine Rolle, ob sie einer Konfession angehören und wenn ja, welcher. Die Jugendlichen gehen in die neunten und zehnten Klassen rund um Hatzenbühl und gehören zu den Jahrgängen 2008 und 2009, sind also 15 oder 16 Jahre alt.

Lara-Sophie, die in Kandel in der Realschule ist, ist schon zum zweiten Mal mit dabei. „Meine Freunde singen auch mit, deshalb mache ich auch wieder mit“. Jonas, Schüler des Pamina-Schulzentrums in Herxheim, ist auch wegen seiner Freunde zur Gärre-Jugend gekommen. Er findet es dazu wichtig, die alte Tradition weiterzuführen. „Ältere Leute haben mir gesagt, dass sie es toll finden, wenn wir in diesem Jahr wieder mit unseren Gärren durchs Dorf ziehen.“ Einen ganz profanen, aber wichtigen Grund, schon zum zweiten Mal mitzulaufen, hat Felicitas. „Ich möchte den Führerschein für eine 125er machen, dafür brauche ich das Geld, das wir am Samstag für unser Singen sammeln.“ Und natürlich sind auch von ihr Freunde mit in den vier Kleingruppen.

In den wöchentlichen Proben von Aschermittwoch bis in die Karwoche lernten die Jugendlichen die Lieder und Sprüche, die „Stehet auf“, „Legt euch nieder“ oder „Es läutet in die Kirche“ heißen. Sieben Einsätze stehen an, der erste am Gründonnerstagabend, dann am Karfreitag früh morgens um 6.30 Uhr, mehrere über den Tag verteilt und der letzte am Karsamstag auch wieder ganz früh. Danach ziehen die Gruppen von Haus zu Haus, klingeln und bitten mit einem passenden Spruch um eine Spende, als Lohn für ihren Dienst an Glocken statt.

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