Rheinzabern Nur noch eine Bücherei im Ort

Der Bestand der Gemeindebücherei wurde schon aussortiert.
Der Bestand der Gemeindebücherei wurde schon aussortiert.

Die Gemeindebibliothek ist Vergangenheit. Bücher ausleihen können sich die Rheinzaberner Bürger aber weiterhin im Ort.

Seit Anfang der 1960er-Jahre steht rechter Hand neben der Zufahrt zum Grundschulhof ein kleines, schlichtes Haus. Durch die großen Fenster sind im Innern dicht gedrängt Regale zu erkennen. Auf manchen stehen abgegriffene Bücher, die meisten Bretter sind jedoch leer. Generationen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen haben sich dort, in der Gemeindebücherei, über Jahrzehnte Kinderbücher, Romane oder Zeitschriften ausleihen können. Dazu gab es Spiele und CDs, um sich im vor-digitalen Zeitalter an Schlecht-Wetter-Tagen die Zeit vertreiben zu können.

Seit dem letzten Frühjahr ist die Gemeindebücherei geschlossen, weil die Leiterin Michaela Harz nach 36 Jahren in Rente ging. Eine andere stundenweise angestellte Mitarbeiterin wechselte den Arbeitgeber. Noch zu Zeiten von Bürgermeister Gerhard Beil war das deutlich in die Jahre gekommene Gebäude und seine mögliche Sanierung Thema im Gemeinderat, das Projekt wurde jedoch erst einmal nicht weiterverfolgt. Mittlerweile sind die Fenster nicht mehr wirklich dicht, die Toilette hat einen Wasserschaden.

Zwei Büchereien machen wenig Sinn

Zum Glück für lesebegeisterte Kinder und Familien gibt es in der Gemeinde noch eine zweite Bücherei. Es ist die katholische öffentliche Bücherei (Köb) beim Pfarrhaus, die von einer ehrenamtlichen Gruppe mit mindestens fünf regelmäßigen Helfern geführt wird. Vor einem Jahr wurde in politischen Kreisen die Idee für eine Kooperation zwischen der Gemeindebücherei und der Köb geboren. Beispiele dafür gebe es in Nachbargemeinden, so in Leimersheim oder Rülzheim. Befeuert wurde der Vorschlag auch, weil es keinen Sinn mache, zwei Büchereien in Rheinzabern zu unterhalten.

Hubert Magin, Gemeindereferent der katholischen Pfarrgemeinde Mariä Heimsuchung, erinnert sich, wie der gemeinsame Weg gestartet wurde: „Als der Vorschlag offen lag, haben wir, also die Pfarrei, uns bei der Büchereifachstelle des Bistums Speyer informiert und die Inhalte eines entsprechenden Vertrages zwischen Pfarrgemeinde und Ortsgemeinde abgeklärt.“ Wichtigster Punkt des Vertrages, den die Gemeinde schon unterschrieben hat, ist die finanzielle Beteiligung der Ortsgemeinde mit 50 Prozent an den künftigen Sachkosten der Köb, die laut Magin „religionsunabhängig“ genutzt werden darf.

20 neue Anmeldungen

Die Kooperation ist schon angelaufen. So wurde der Bücherbestand der Ortsgemeinde vom Köb-Team gesichtet, sortiert und in die Bücherei beim Pfarrhaus integriert. Auch die Dateien mit den Lesern sind aktualisiert. „Wir gehen davon aus, dass wir rund 60 neue Leser übernommen haben“, so die Köb-Leiterin Christine Schneider-Reiß. Neuanmeldungen gab es in diesem Jahr auch schon, sie dürften bei 20 Stück liegen. Sie führt das auch auf die Vorlese-Aktionen für Familien zurück, die die Köb mit der Kita Mühlgasse veranstaltet.

Christine Schneider-Reiß freut sich, dass durch ein größeres Budget jetzt mehr Aktionen möglich seien. So wird die Köb künftig zweimal wöchentlich öffnen. Geplant sei ein Auftritt eines Kinder- und Jugendtheaters, es wird wieder den Vorlesesommer geben und einen Bücherflohmarkt. Außerdem gibt die Köb einen Newsletter mit Buchempfehlungen heraus.

Die Gemeindebücherei ist Vergangenheit, Erinnerungsstücke zu ihrer Geschichte wurden von Michaela Harz in einen Karton gepackt. Die Köb als zentraler Treffpunkt für Lesefreunde schreibt dank der Kooperation und vieler ehrenamtlicher Helfer die Geschichte weiter.

Info

Öffnungszeiten Dienstag von 15 bis 17 Uhr und Samstag von 14 bis 16 Uhr.

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