Kommentar Mehr Demokratie wagen

Vielleicht schießen bald noch mehr Schulen aus dem Boden?
Vielleicht schießen bald noch mehr Schulen aus dem Boden?

Nur zwei Wochen will Landrat Brechtel über die Schulentwicklung öffentlich diskutieren lassen. Ein großer Vorteil der Demokratie bleibt so ungenutzt.

25 Millionen Euro für die Gymnasiasten, keinen Plan für den Rest: dieser Eindruck ist sicher falsch. Dass am Europa-Gymnasium drei Klassen fehlen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und außer einem Neubau sah die CDU-geführte Kreisspitze keine Möglichkeit. Andere – vor allem auch aus anderen Parteien – sehen aber durchaus noch Möglichkeiten. Sie wurden aber in die Diskussion erst jetzt, allzu kurz vor der Entscheidung, einbezogen.

Warum? Das sollte Landrat Fritz Brechtel (CDU) den Eltern und Schülern mal erklären. Keiner wird ihm absprechen wollen, dass er das Beste will. Aber warum verzichtet er dann monatelang auf das Beste, was die Demokratie zu bieten hat: die öffentliche Diskussion verschiedener Vorschläge, beleuchtet von verschiedenen Standpunkten aus? Kreistag und Gemeinderat sind schließlich kein Wettbewerb, bei dem es gilt, der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen, wo man kann. Es geht um kommunale Selbstverwaltung. In einfachen Worten: Wir kümmern uns um unsere Angelegenheiten. Wir – und nicht die einen oder die anderen.

Schon morgen, am Dienstag, sollen die Mitglieder des Schulträgerausschusses sich entscheiden – eine knappe Woche, nachdem sie von den Plänen erfahren haben. Eine Woche später soll der Kreistag dann das 25-Millionen-Euro-Projekt auf den Weg bringen.

Dabei ist noch völlig unklar, wie es an den Real- und Gesamtschulen weitergehen wird. Niemand weiß heute, wie viele Schüler in Nachbarlandkreise auspendeln wollen. Nicht unwahrscheinlich ist aber, dass dort nicht mehr so viele genommen werden wie bisher.

Das sind Unwägbarkeiten, deren mögliche Folgen jetzt auch noch auf die Schnelle diskutiert werden müssen. Es ist vollkommen unverständlich, warum die Kreisverwaltung sich damit erst im Herbst befassen will. Verschiedene Szenarien könnten jetzt schon durchgespielt werden, um nicht völlig unvorbereitet zu sein. Gut möglich, das sich dann sogar gute Gründe finden, Kapazitäten etwa in Bellheim offen zu halten.

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