Kreis Germersheim Kiefersterben: Mistelbefall sorgt für zusätzlichen Stress

Der Bauumfang der Hälfte der Kiefern auf der Monitoringfläche wird jährlich gemessen.
Der Bauumfang der Hälfte der Kiefern auf der Monitoringfläche wird jährlich gemessen.

Seit mehreren Jahren bemerken die Förster, dass immer mehr Bäume wegen anhaltender Trockenheit absterben. Mit Dauerbeobachtungsflächen wird versucht, eine Lösung für einen zukünftigen Wald zu finden. Sieben Flächen gibt es im Kreis.

Seit Mitte Oktober scheint es unaufhörlich zu regnen. Was den Menschen aufs Gemüt schlägt, ist für den Wasserhaushalt der Natur notwendig. Denn in den vergangenen Jahren wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass besonders Kiefern in den Gemeindewäldern um Lustadt, Weingarten und Westheim sterben. An einer Messstelle im Pfälzer Wald, die im Schnitt rund 950 Millimeter (mm) Niederschlag übers Jahr misst, werden „dieses Jahr wahrscheinlich 1100 mm oder mehr erreicht“, sagt Förster Frank Schmidt. Er betreut für das Forstamt Trippstadt Teile des Forschungsbereichs Waldmonitoring und Umweltvorsorge des Landes und damit die Flächen in Weingarten und Lustadt. Zusammen sind es rund 8,5 Hektar Waldfläche. Drei weitere Beobachtungsflächen gibt es in Schaidt (etwa 22 Hektar). Damit beobachtet das Land sieben Flächen im Kreis Germersheim sowie eine in Dudenhofen (Rhein-Pfalz-Kreis, 5 Hektar) – sämtliche liegen somit im Oberrheingraben.

Neue Beobachtungsflächen

Beobachtungsflächen gibt es in Rheinland-Pfalz „schon seit Anfang der 1980er Jahre“, sagt Schmidt. Grund sei das prognostizierte Waldsterben durch die Luftverschmutzung gewesen – was nicht eingetreten sei, weil die Industrie (Filteranlagen) und der Autoverkehr (Katalysatoren) sauberer geworden seien. Einige der älteren Beobachtungsflächen seien im Laufe der Jahre aufgegeben worden, neuere – vor allem im Oberrheingraben – seien hinzugekommen. Schmidt erzählt von einem Förster-Kollegen, der im Lennebergwald bei Mainz in den vergangenen Jahren versuchte im Oberrheingraben Kiefern neu zu pflanzen. Das Ergebnis sei jedoch ernüchternd gewesen, weil sämtliche Versuche scheiterten – nun folgten Buche und Eichen, deren Setzlinge aufgrund der Trockenheit im Sommer „ebenfalls nicht überlebten“.

Frank Schmidt zeigt auf eine Kiefer, deren Krone abgestorben ist. Daneben steht eine, „da sieht es besser aus“, sagt der Förster. Er steht in einer der Monitoring-Flächen, die zu Weingarten gehören. Die Flächen werden nun hinsichtlich Klimawandel, Biodiversität, nachhaltige Waldbewirtschaftung und mehr beobachtet. Es sind Dauerbeobachtungsflächen auf Extremstandorten bezüglich Wasserversorgung und Temperatur. Gerade „der Oberrheingraben ist durch den Klimawandel sehr betroffen“, sagt Schmidt. Die Zapfen der Kiefer benötigen rund zwei Jahre um zu reifen. Durch Trockenheit und Hitze seien die Zapfen jedoch früher abgeworfen worden, unreif. Für die natürliche Vermehrung sei das natürlich negativ.

Sind weitere Kiefern mit abgestorbenen Kronen hinzugekommen? Frank Schmidt macht sich ein Bild.
Sind weitere Kiefern mit abgestorbenen Kronen hinzugekommen? Frank Schmidt macht sich ein Bild.

Sämtliche Bäume der Beobachtungsfläche im Waldstück, das 50 mal 50 Meter misst, sind durchnummeriert. An jedem zweiten Baum befindet sich ein Messband, mit dem der Umfang jährlich gemessen und registriert wird. Durch die Trockenheit der vergangenen Jahre seien die Bäume dem Förster zufolge nur sehr wenig oder gar nicht im ihrem Umfang gewachsen. Da das Land für seine Beobachtungsflächen teilweise Daten der vergangenen 50 Jahre besitzt, ist das für „Universitäten und Hochschulen eine Fundgrube“, sagt Schmidt. Auch die Beobachtungsflächen im nördlichen Landkreis werden wissenschaftlich begleitet und von Studenten untersucht – unter anderem von der Uni Landau. Die Reaktionen des Ökosystems und die Anpassungsfähigkeit der Baumarten auf Klimaveränderungen können somit gut beobachtet werden. Neben Trockenheit und Hitze sind „Misteln eine Ursache dafür, dass die Kiefer abstirbt und sich Robinien ausbreiten“, sagt Schmidt. So versorge sich die Mistel auch dann noch mit Flüssigkeit aus dem Stamm der Kiefer, wenn diese selbst kaum noch Wasser zur Verfügung habe. Für die Bäume ist das zusätzlicher Stress. Während in Schaidt der Mistelbefall kaum eine Rolle spielt und der Nadelverlust sich in Grenzen hält, ist das auf den Flächen im nördlichen Landkreis nicht der Fall. Dort gehen deutliche Nadelverluste mit dem Befall von Misteln einher.

Erdsonden messen Bodenfeuchte

Geplant ist nun, dass in den Beobachtungsflächen an bestimmten Stellen Gräben gezogen werden, die rund zwei Meter tief sind. Seitlich sollen dann in drei verschiedenen Tiefen Messsonden in der Erde verankert werden, um die Feuchtigkeit des Bodens zu messen. Dies wird sowohl in den Beobachtungsflächen von Weingarten als auch von Lustadt gemacht. An letzterem Standort gibt es die Besonderheit, dass eine Fläche nur aus Robinien besteht, auf einer anderen sind es Robinien und Kiefern. Genauer untersucht werden soll auch die Bodenbiologie inklusive der Mikroorganismen und weitere Faktoren wie der Kronenzustand.

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