Kreis Germersheim Haben die Gelben Säcke ausgedient?

In manchen Haushalten kommt einiges an Verpackungsmüll zusammen.
In manchen Haushalten kommt einiges an Verpackungsmüll zusammen.

Die Gelben Säcke reißen leicht und es gibt immer mal wieder Lieferengpässe. Der Kreis denkt darüber nach, sie durch Gelbe Tonnen zu ersetzen. Bevor eine Entscheidung fällt, werden die Bürger gefragt, was sie wollen.

Schon beim Abtrennen eines Sacks von der Rolle geht das Teil kaputt. Weht am Sammeltag starker Wind, rollen die Säcke oder gleich der ganze Inhalt durch die Straße. Solche Erfahrungen dürften viele Menschen im Landkreis Germersheim schon gemacht haben. Der Kreis stellt die Wertstoffsäcke vor allem aufgrund der schlechten Qualität und der Lieferprobleme auf den Prüfstand. Eine Alternative wäre die Gelbe Tonne.

Die Gelbe Tonne können Tiere nicht anfressen und aufreißen und sie sieht ordentlich aus, aber ihr Volumen ist begrenzt. Und sie muss im Gegensatz zu den Gelben Säcken regelmäßig gereinigt werden. Die Säcke sind leichter zu transportieren, werden aber oft zweckentfremdet. „Es gibt für beide Seiten gute Argumente“, sagte Landrat Fritz Brechtel (CDU) in der Sitzung des Abfallwirtschaftausschusses. „Wir sind völlig ergebnisoffen.“

Säcke sollen fester werden

Zuständig für die Sammlung und Verwertung des Verpackungsmülls ist das privatwirtschaftliche Duale System Deutschland (DSD). Betreiber sind die Hersteller der Verpackungsmaterialien, die wiederum Entsorgungsfirmen beauftragen. Will der Landkreis das Sammelsystem umstellen, muss er das mit dem DSD abstimmen. Entsprechende Gespräche laufen. „Das Duale System präferiert die Säcke und baut sehr starken Gegenwind auf, wenn man umstellen möchte“, sagte der Fachbereichsleiter Abfallwirtschaft Jürgen Stumpf. Eine deutlich bessere Qualität ab 2025 sei zugesagt.

Sollte die Gelbe Tonne kommen, müsste diese aus Sicht des Kreises ebenfalls im zweiwöchigen Turnus geleert werden, die Haushalte zwischen 120, 240 oder 1100 Liter wählen können und die „Mitnahme von Beistellungen großzügig“ gehandhabt werden. Bislang habe der DSD, so die Unterlagen zur Sitzung, dem nicht zugestimmt. Was den Inhalt betrifft, gibt es keinen Unterschied zwischen Sack und Tonne: Hinein gehören nur Leichtverpackungen wie Joghurtbecher, Milchtüten, Konservendosen oder Styropor.

Qualität „unter aller Kanone“

Bevor der Kreistag entscheidet, wie es weitergeht, sollen die Bürger online gefragt werden. Dieser Vorschlag des Landrats stieß auf Zustimmung bei den Ausschussmitgliedern. In der kurzen Diskussion während der Sitzung war „eine leichte Tendenz Richtung Säcke“ (O-Ton Brechtel) erkennbar. So meinte etwa Heribert Spaniol (Grüne), dass „nicht der Sack an sich“ das Hauptproblem sei, sondern die schlechte Qualität. Auch Karl Dieter Wünstel (CDU) meinte, die „Sacklösung habe sich auf den Dörfern bewährt“, das Material sei aber „unter aller Kanone“. Er befürchtet, dass in der uneinsichtigen Tonne absichtlich Restmüll „versenkt“ werden könnte, der da nicht reingehört. Sigrid Weiler (SPD) traute der Aussage, dass der Gelbe Sack fester werden soll, nicht recht.

Eine Umstellung auf die Tonne ist, sofern sich der Kreistag dafür ausspricht, frühestens zum Januar 2025 möglich. Tiefer in die Tasche greifen müssten die Bürger dafür nicht: Weder der Gelbe Sack noch die Gelbe Tonne haben Auswirkungen auf die Abfallgebühren. Denn mit den Kosten für die Sammlung von Verpackungsmüll hat der Landkreis nichts zu tun. Diese tragen die Hersteller der mit grünem Punkt markierten Verpackungen und legen sie auf den Produktpreis um. Letztlich zahlt der Verbraucher die Entsorgung bereits beim Kauf mit.

Vor allem im Vorjahr gab es häufiger Engpässe bei den Gelben Säcken. Internationale Lieferketten waren unterbrochen, unter anderem fehlten Herstellern in Italien das benötigte Granulat. Normalerweise verteilt die Firma Süd-Müll – sie ist auch für die Abfuhr zuständig – zwei Rollen mit Säcken im Dezember an die Haushalte. Auch hier kam es zuletzt zu Verzögerungen – wegen Personalmangel.

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