Kreis Germersheim Fiese Tropfen

K.O.-Tropfen werden heimlich ins Getränk gegeben.
K.O.-Tropfen werden heimlich ins Getränk gegeben.

Auf einer Party machen zwei junge Frauen die Bekanntschaft zweier junger Männer. Es wird getanzt und gelacht, man kommt sich auch ein bisschen näher. Eines der Mädchen will, wie von Mutter gewünscht, um Mitternacht zuhause sein. Die andere will noch bleiben. Schon während des Abends haben die Jungs immer für Getränkenachschub gesorgt und einer der beiden hat gegenüber seinem Freund eine entsprechende Bemerkung gemacht, dass es Mittel und Wege gäbe, das Mädel rumzukriegen. Die Situation, nun alleine noch ein Getränk für die Frau zu holen, nutzt er prompt aus und gibt ein paar K. O.-Tropfen ins Glas. Das Pärchen auf dem Heimweg macht sich doch Sorgen um die zurückgebliebene Freundin, dem jungen Mann fällt die Bemerkung seines Freundes wieder ein. Sie rennen zurück zur Party und können gerade noch verhindern, dass die Freundin vergewaltigt wird. Mit diesem kleinen, aber anschaulichen Film zeigt Diplom-Psychologin Alexandra Ackermann vom Frauen und Mädchen Notruf Speyer, den Schülerinnen der neunten und zehnten Klasse der Geschwister-Scholl-Realschule plus, wie schnell eine Frau zum Opfer sexualisierter Gewalt werden kann. Initiiert vom Zonta-Club Speyer-Germersheim gab es gestern zwei Workshops zum Thema K. O.-Tropfen für die Schülerinnen. Über die Risiken aufklären und gemeinsam mit den jungen Frauen Strategien entwickeln, dieses Risiko zu minimieren, ist ein Schwerpunkt des Zonta-Clubs in diesem Jahr. Dazu erklärt Ackermann die Wirkungsweise dieser geruchs-, geschmacks- und farblosen Tropfen. Man fühlt sich schwummrig, schwindelig, hat vielleicht ein komisches Gefühl im Bauch, ist wacklig auf den Beinen. „Der Zustand ist am Anfang so ähnlich, wie wenn man zu viel Alkohol getrunken hat. Auch von Außenstehenden wird man so wahrgenommen. Aber nach 5 bis 10 Minuten setzt die volle Wirkung ein, man ist manipulierbar und willenlos, kann nicht mehr nein sagen“, erklärt Ackermann. Deshalb sei es wichtig, sich so schnell wie möglich Hilfe bei Freunden, dem Rettungsdienst oder der Polizei zu holen, wenn einem etwas komisch vorkommt. Man zum Beispiel gar nicht so viel Alkohol getrunken hat, dass so eine Reaktion normal wäre. Lieber einmal zu viel den Krankenwagen rufen, rät Ackermann. Denn auch die Nachweisbarkeit von K. O.-Tropfen in Blut und Urin ist bereits nach zwölf Stunden nicht mehr möglich und eine entsprechende Analyse der Haare, in denen sich die Substanz auch zu einem späteren Zeitpunkt noch nachweisen lässt, ist sehr teuer und muss je nachdem von den Frauen selbst bezahlt werden. Die Schülerinnen finden die Vorstellung ganz furchtbar, dass einem so etwas von einer Person angetan wird, die man kennt und der man vertraut. Von der Vorsichtsmaßnahme, sein Glas nicht unbeaufsichtigt stehenzulassen oder keine Getränke von Fremden anzunehmen, haben alle Schülerinnen schon gehört. Ob man daran aber immer denkt, bezweifeln sie. Und finden auch, dass es leichter sei, sich vor Fremden zu schützen, bei Freunden sei das schwerer. Man rechne ja nicht damit, dass was passiert. Einen 100-prozentigen Schutz kann es nicht geben, sagt Ackermann, aber man könne aufmerksam sein, gegenüber sich selbst, aber auch für andere. Genau hinhören und hinsehen, wenn Freunde sich seltsam verhalten oder komische Bemerkungen machen, sich Hilfe holen und Öffentlichkeit herstellen, davor müsse man sich nicht scheuen und auch nicht dafür schämen. „Schuld haben immer der oder die Täter“, sagt Ackermann und ermuntert die Schülerinnen, selbstbewusst aufzutreten und dies auch zum Beispiel mit ihrer Körperhaltung zum Ausdruck zu bringen. Nach und nach tauen die Schülerinnen auf, erzählen von unangenehmen Situationen, beispielsweise wenn ihnen nachgepfiffen wird. „Es ist wichtig über diese Themen zu sprechen“, findet Hanne Gabel-Monka, Präsidentin des Zonta Clubs Speyer-Germersheim, und will mit diesem Workshop auch in weitere Germersheimer Schulen gehen.

Alexandra Ackermann erzählt den Jugendlichen, wie sie der Gefahr von K.O.-Tropfen begegnen können.
Alexandra Ackermann erzählt den Jugendlichen, wie sie der Gefahr von K.O.-Tropfen begegnen können.
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