Kreis Germersheim Brotkörbe sind nach 45 Minuten leer

Für gute Backwaren stehen Kunden gerne in der Schlange.
Für gute Backwaren stehen Kunden gerne in der Schlange.

„Wir müssen rigoros sein! Sonst stehen hier um Eins die Leute und es ist kein Brot mehr da“, verweist die freundliche Frau hinter der Theke auf die Spielregeln des Tages. Es ist wieder Brotmarkt, und es wird streng darauf geachtete, dass das begehrte Backwerk auch nicht wenige Minuten früher als zur offiziellen Eröffnung verkauft wird: Gutes Brot ist heutzutage also nicht nur begehrt, sondern rarer als man denkt.

Gut sieht er aus, der Heiko Vogt! Seit gestern 14 Uhr ist er bei nur einer Stunde Schlaf auf den Beinen. Und hat mit bis zu 15 Helfern 224 Brote, 32 Seelen und zwei Hefezöpfe gebacken. Dass er trotzdem noch so fit wirkt, müsse an der Sonne liegen, lacht der Bäcker von „Kultur und mehr Minfeld“ (KumM). Hatten die KumM und die örtliche Schreberjugend den Brottag in den vergangenen Jahren noch als Backevent für und mit Kindern durchgeführt, sieht es in diesem Jahr anders aus. Der Programmkalender der Schreberjugend war zuletzt derart gewachsen, dass für deren 40 oder 50 Kinder das Brotbacken inzwischen hintenanstehen muss. Ohnehin seien die Kinderteilnehmerzahlen so rückläufig geworden, „dass wir jetzt ein neues Konzept versuchen“, sagt der KumM-Vorsitzende Thorsten Leitheiser. „Eine Art Bauernmarkt“ sei es nun geworden, sagt er stolz. Und hofft, dass das Angebot den Menschen gefallen wird. Zudem hoffe man, dass der Brottag wieder mehr zu einer Gemeinschaftsveranstaltung wird. Bisher waren alle Brote „rasend schnell ausverkauft“ und das Ganze nach einer halben Stunde vorbei gewesen, weil kaum jemand noch dageblieben sei. Dass für so etwas nicht all zu viele freiwillige Helfer mobilisiert werden können, leuchtet ein. Dafür ist der kleine Bauernmarkt richtig hübsch geworden. Einerseits stehen die Massen natürlich um 13 Uhr parat, um die Brottheken zu belagern. Die Bitte, „mit Maß“ einzukaufen, und nicht zu viele Brote zu hamstern, wird von den Leuten gerne angenommen. „Früher habe ich mir auch noch welche eingefroren“, raunt eine Frau ihrer Nachbarin zu. Heute mache sie das aber nicht mehr. Andererseits schauen sich alle um, was es denn sonst noch alles gibt. Auch entspannen viele bei einem Stück Kuchen und Kaffee an den bereit gestellten Biertischen. Selbst gemachte Brotaufstriche und Marmeladen sind ebenso ein Renner wie das selbstgebraute Craft Bier aus Hatzenbühl: „Es läuft überraschend gut, der Markt ist aber auch wirklich sehr schön“, freut sich der Bierzapfer am Stand. Auch der „Olivenhainer“ aus Ottersheim bei Landau staunt über den Andrang. Seine Olivenöle und Pasten vom Direkterzeuger aus Kreta werden hier ebenso gut angenommen wie auch auf den Märkten, die er sonst besucht: „Ich bin erstaunt, wie viel Wert die Leute mittlerweile auf gute Ernährung legen.“ Nur bei den drei Jungs am Kürbisstand herrscht relative Ruhe. Immerhin 14 Euro habe man schon eingenommen, sagt einer von ihnen selbstbewusst. Für sein Zimmer daheim würde er keinen mitnehmen: „Jetzt nicht, weil sie gammeln. Aber sehr schön sind sie wirklich“, sagt der clevere Jung-Ästhet. Nach einer guten Dreiviertelstunde sind die Brotkörbe leer. Und auch an der Kuchentheke bahnt sich ein Drama an. In großen Portionen transportieren die Menschen den Hefezopf ab, während die Schlange einfach nicht kleiner werden will. Das kann nicht gut gehen. Und dann passiert es. „Das letzte Stück vor der Nase weggeschnappt!“, lacht jener Mann, der als erster kein Stück mehr bekommt. „Das wäre ihr Preis gewesen“, antwortet die Verkäuferin heiter. Dass eine so freundliche Enttäuschung die gute Stimmung nicht trüben kann, sagt über den Brotmarkt alles aus.

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