Kreis Bad Duerkheim Livia erfindet Doppelübersetzung

Lego-Bauen im Schulunterricht? Das klingt zunächst leicht fragwürdig: Mit den bunten Bausteinen können die Kinder doch sicher auch zu Hause spielen! Betina Mandel, Lehrerin des Lego-Atelierunterrichts an der Dürkheimer Pestalozzischule, beweist, dass Lego nicht gleich Lego ist. Man kann damit nämlich tolle wissenschaftliche Experimente machen.

Sobald Betina Mandel ruft: „Holt euch eure Kisten!“, stürmen Zweit-, Dritt- und Viertklässler aufgeregt nach vorne. Die besonderen Lego-Education- Bausteine sind in verschiedenen blauen Kisten sorgfältig aufbewahrt. Die 14 Schüler arbeiten in Gruppen zu zweit oder zu dritt. Heute sind noch einmal die selbst gebauten Kreisel von letzter Stunde Thema. „Wisst ihr noch, was wir letzte Woche gemacht haben?“, fragt die Lehrerin in die Runde. „Wir haben Kreiselmaschinen gebaut“, kommt prompt die einstimmige Antwort der Schüler. Mit Hilfe der Kreiselmaschinen sollten die Zahnrad-Kreisel einen besseren Antrieb bekommen als mit der Hand. „Sophia hat unsere Kreiselmaschine kaputtgemacht“, empört sich Livia. Das ist aber nur halb so wild: Im Nu wird eine neue zusammengebaut. Die Lehrerin fordert die Kinder auf, sich in einem Kreis zusammenzusetzen. Hier sollen nun alle ausprobieren, wie die Kreiselmaschinen am besten laufen. Fachmännisch erklärt Alexander, wie der Antrieb durch die Zahnräder funktioniert. Seine Vermutung, dass der Kreisel sich schneller dreht, wenn die kurze Seite den Boden berührt, erweist sich in der Praxis als zutreffend. Der Atelier-Unterricht findet dreimal in der Woche statt, jeweils eine Schulstunde lang. Bei der Lego-Education bilden Wissenschaft, Technik und Mathematik die Schwerpunkte. „Gerade Technik wird an Grundschulen nur am Rande behandelt“, bedauert Betina Mandel. Die Idee eines Lego-Unterrichts sei schon früher aufgekommen – nun konnte sie durch die Unterstützung des Fördervereins realisiert werden. Es handle sich dabei aber eben nicht nur um freies Spielen. Dennoch sei die Motivation für die Kinder ausgesprochen hoch. Das zeigt sich auch bei der nächsten, schon kniffligeren Aufgabestellung: Welche Kombination aus Zahnrädern in verschiedenen Größen und Farben sorgt für den besten Kreisel-Schwung? Sofort sind alle Schüler mit Eifer bei der Sache und tüfteln in ihrer Gruppe an den Konstruktionen. Manchmal hilft die Lehrerin ein bisschen nach: „Magdalena, das ist das falsche Zahnrad. So funktioniert es nicht.“ Die Zweitklässlerin erzählt, dass sie auch zu Hause gerne mit Lego-Duplo spielt. Das hier sei allerdings „viel cooler, auch cooler als Barbies“. Ein Spaß also für Jungs und Mädchen gleichermaßen. Zurück im Stuhlkreis sollen die Testergebnisse der kleinen Wissenschaftler überprüft werden. Luuk kann sich kaum von seinen Bauteilen trennen. Er hat erkannt, dass das rote Zahnrad kleiner als das gelbe ist und man für das größere nicht so viel an der Maschine kurbeln muss. „Wenn das große Zahnrad auf einem kleineren steckt, nennt man das Übersetzung“, erklärt Betina Mandel. Gar nicht so einfach, bei den technischen Fachbegriffen mitzukommen. Livia hat sogar eine doppelte Übersetzung geschafft. Sie hat einfach ein weiteres Zahnrad in ihre Konstruktion eingebaut. Gespannt warten alle darauf, ob das ebenfalls funktioniert. Und wie! Ihr Kreisel dreht sich so schnell, dass er kaum aufhören will. Die Schüler hatten die Hausaufgabe, bunte Schablonen zum Schmücken der Kreisel zu basteln. Das soll jetzt geschehen. Wer es vergessen hat, holt es noch schnell nach. Einige versuchen sich an Mustern, die eine optische Täuschung beim Drehen erzeugen sollen. Luuk ist beim Test enttäuscht: „Das sieht nicht so aus, wie es sein sollte. So wie eine Waschmaschine“, ärgert sich der Siebenjährige. Florentine hat eine Spirale gemalt, das funktioniert schon besser. Auch Luuk gelingt im zweiten Anlauf die „Schneckennudel“. Alle sind von den wirren, bunten Kreiseln begeistert. Leider soll man aber bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Zuerst muss jedoch alles wieder in die blauen Kisten zurück, darauf legt die Lehrerin großen Wert. Nach jeder Stunde sei sie überrascht von der Kreativität der Kinder, sagt Betina Mandel. So auch heute: „Auf die Idee einer doppelten Übersetzung ist bisher noch niemand gekommen!“ (sia)

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