Kreis Bad Duerkheim Innenstadt wird Lichtermeer

Norbert Jersch ist umgeben von Strahlern, Boxen und Steuerungspults: Er sorgt am 15. Dezember für schönes Licht in Grünstadt.
Norbert Jersch ist umgeben von Strahlern, Boxen und Steuerungspults: Er sorgt am 15. Dezember für schönes Licht in Grünstadt.

Ein großer Nadelbaum am Grünstadter Luitpoldplatz kündigt es an: Die Weihnachtsaktion des Wirtschaftsforums Innenstadt (WFI) ist nicht mehr weit. Start ist am 24. November. Die Stempelkarten für das Gewinnspiel, bei dem es einen Kleinwagen als Hauptpreis gibt, sind gerade gedruckt worden. Als besondere Attraktion wird Mitte Dezember erstmals ein Moonlight-Shopping organisiert. Dabei haben die Geschäfte aber nicht einfach nur bis 22 Uhr geöffnet. „Die gesamte Fußgängerzone soll ansprechend illuminiert sein“, kündigt der Geschäftsführer der Werbegemeinschaft, Ernst-Uwe Bernard, an. Er spricht von „einem Lichtermeer von der Martinskirche bis zum Weihnachtsmarkt am Alten Rathaus“, der an den ersten drei Adventswochenenden stattfindet. Während des Einkaufserlebnisses im Mondschein am 15. Dezember sind die Buden auch bis 22 Uhr besetzt. Am frühen Abend ist eine Feuershow geplant. Für das schöne Ambiente bis in die Nacht hinein zeichnet Norbert Jersch mit seiner Firma Event-Express verantwortlich. „Wie britische und amerikanische Studien zeigen, haben visuelle Reize einen sehr großen Einfluss auf das Wohlbefinden“, sagt der aus Zwickau stammende Wahl-Grünstadter, der sich 2009 nebenberuflich mit Licht- und Beschallungstechnik selbstständig gemacht hat. Zigtausend Euro hat er eingesetzt und sein Hobby wurde zum Beruf. Sein Ziel an dem langen Einkaufsabend: eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die die Verweildauer der Menschen in der Innenstadt und deren Lust, in den Geschäften zu stöbern, erhöht. Allein mit der Farbtemperatur von weißem Licht könne man einiges bewirken. Wie man mit einer schönen Umgebung den Menschen beeinflussen kann, weiß er auch hauptberuflich zu nutzen: Der promovierte Chemiker berät freiberuflich in der ganzen Bundesrepublik Unternehmen im Gesundheitswesen. Wie führt man ein neues Medikament in den Markt ein, lautet zum Beispiel eine der vielen Fragen, mit denen er sich beschäftigt. Um erfolgreich zu sein, reiche es meist nicht, nur ein gutes Produkt zu haben. Ebenso wenig wie es bei einer Party genügt, einfach nur Licht zu machen. „Es muss auch etwas passieren und Stimmung erzeugt werden“, so der 66-Jährige, der pro Jahr bei 30 bis 40 Veranstaltungen – von der Hochzeit bis zur Tagung – für das richtige Licht und den guten Ton sorgt. Grünstadt verfüge leider nicht über viele historische Gebäude, die sich schön illuminieren ließen. „Für die hier oft langweiligen oder funktionalen Fassaden muss ein Mix aus Beleuchtungsarten eingesetzt werden“, sagt er. Unterschiedliche Scheinwerfer mit teilweise wechselnden Farben, die Details oder große Flächen zum Hingucker machen und Verzehrstände dekorativ leuchten lassen, Fluter zum Anstrahlen von großen Bäumen und Lichtelemente, die Akzente setzen: Zwischen dem Modehaus Jost und der Papeterie Breuer wird ein 4,50 Meter hoher und fünf Meter breiter Torbogen zum Schlendern durch die Fußgängerzone einladen, es werden leuchtende Riesenkerzen und Riesensterne aufgestellt. Ohne den Adventsmarkt, den Jersch seit 2011 alle Jahre wieder illuminiert, wird er etwa 90 eigene und gemietete Lampen in der Hauptstraße installieren. Das kostet die Werbegemeinschaft einen Betrag im unteren vierstelligen Bereich. Auch in den Schaufenstern soll es interessante Effekte geben. „Da hoffen wir auf die Eigeninitiative der Geschäftsleute“, sagt Bernard. Die Planung ist recht aufwendig, wie Jersch erzählt. Einzelhändler müssen um Erlaubnis gefragt, Steckdosen innen und Stromzufuhr außen (zum Beispiel über Laternenmasten) erkundet werden. Jedes Objekt wird fotografiert, ein Konzept erarbeitet, mit dem Wirtschaftsforum abgestimmt. „Der Aufbau dauert dann auch noch mal drei Tage“, so Jersch, der das mit ein, zwei Helfern bewerkstelligt, die er dafür extra engagiert. In der Regel arbeitet er allein.

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