Kreis Bad Duerkheim „Die Glanzzeiten sind vorbei“

Der neue Werbefilm für die Eberthalle dauert rund fünf Minuten und setzt das Multifunktionsgebäude ins rechte Licht. Vor allem mit der Wandlungsfähigkeit der Halle und dem Charme der einzigartigen Architektur will die Ludwigshafener Kongress- und Marketinggesellschaft (Lukom) bei der Vermietung der Halle punkten. Doch auch Lukom-Chef Michael Cordier weiß: „Die großen Glanzzeiten der Eberthalle sind vorbei.“

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zwei stehen in Mannheim und heißen Maimarkthalle sowie SAP-Arena. Die Konkurrenz ist moderner, größer und besser auf die Bedürfnisse von Großveranstaltern ausgerichtet. Vor 20, 30 Jahren gehörte die Eberthalle auf den Tourneeplan von Stars wie Tina Turner oder Elton John. Doch die Bühnenshows und Lautsprecheranlagen sind mittlerweile so aufwendig, dass die Eberthalle vielfach nicht mehr die räumlichen Voraussetzungen der Veranstalter erfüllen kann. Der Bühnenzugang ist zu klein. Die Hallendecke über der Bühne ist zu niedrig und statisch zu schwach. Auch die Kapazität der Halle ist mit etwas über 4300 Zuschauern für große Stars zu klein. In die Mannheimer Hallen passen etwa 12.000 Zuschauer. So können die Ludwigshafener zum 50. Geburtstag der Eberthalle nur in nostalgischen Erinnerungen an Zeiten schwelgen, als Bands wie The Who, Pink Floyd oder Genesis hier spielten. Auch die Zeit der großen Fernsehshows wie „Die Goldene Stimmgabel“, die dort aufgezeichnet wurden, ist vorbei. Hat die Eberthalle dennoch eine Zukunft? „Ja, natürlich. Die Halle hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Markt bewährt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies auch für die kommenden Jahre gilt“, sagt Lukom-Chef Cordier. Er denkt dabei an Kongresse, Messen, Sportveranstaltungen und Auftrittsmöglichkeiten für Comedians oder an Konzerte der mittleren Kategorie. Rückendeckung bekommt der Hallenbetreiber von der Stadtspitze, die zum Jubiläum einen Schlussstrich unter die Debatte über einen Abriss der Eberthalle und den Neubau einer Multifunktionshalle zieht. „Das Thema ist vom Tisch. Die Eberthalle ist für das gesellschaftliche Leben unserer Stadt unabdingbar“, bekräftigt Bürgermeister Wolfgang van Vliet (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender der Lukom ist. Und auch Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) hat betont, dass ein Abriss nicht mehr zur Debatte steht. Gleichwohl hat sich ein Sanierungsbedarf von zwölf Millionen Euro aufgestaut. Der Beton der architektonisch bedeutsamen Dachkonstruktion muss im Herbst für rund 180.000 Euro saniert werden. Außerdem macht ein exotisches Problem den Hallenbetreibern zu schaffen. Grüne Halsbandsittiche beschädigen seit längerem die Fassade. Die Vögel hacken für ihre Nester die Dämmung weg. Dadurch ist das Bauwerk stellenweise ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Deshalb muss bald die Isolierung erneuert werden. Dabei soll härteres Material benutzt werden, das den Sittichschnäbeln mehr Widerstand entgegensetzt. In den Fluren, Foyers und Nebenräumen stehen außerdem Reparaturen an. Die Flachdächer der Nebengebäude, der Parkplatz und die Außenwege müssen altersbedingt erneuert werden. Auch Heizung, Lüftung und Sanitäranlagen sowie Elektrotechnik und Brandschutz müssen modernisiert werden. Die Liste ist lang. „Die Halle ist 50 Jahre alt – und man sieht es ihr an. Obwohl eigentlich kein Geld da ist, wollen wir sie zumindest betriebsfähig halten“, sagt Bürgermeister van Vliet. Zwischen 900.000 Euro und 1,2 Millionen Euro schießt die Stadt jedes Jahr zu. Denn die Veranstaltungen bringen nicht genug ein, um die Betriebskosten zu decken. Im vergangenen Jahr besuchten 132.000 Menschen 69 Veranstaltungen in der Halle. Zum Vergleich: bei der Pfalzbau-Sanierung lag 2008 der Spitzenwert bei 104 Veranstaltungen. Mit 25 Belegungen lag 2014 der Sport vorne, gefolgt von Messen (21). Kulturelles kam nur auf sechs Buchungen. Die Lukom will mehr Messen in die Halle bekommen. Den Bundesliga-Handballern der TSG Friesenheim drücken die Verantwortlichen besonders die Daumen. Denn wenn die Eulen spielen, ist die Eberthalle meistens ausverkauft.

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