Kreis Bad Duerkheim Das Europa-Hotel ist verkauft

Dass das Vier-Sterne-Haus eine angesagte Adresse in Ludwigshafen ist und auch darüber hinaus einen guten Ruf genießt, zeigt ein Blick ins Gästebuch: Stars wie Udo Jürgens, Mario Adorf oder Lena sind hier abgestiegen. Selbst die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft hat am Ludwigsplatz schon Quartier bezogen. Zudem gibt es Stammkunden, die hier seit 1977 regelmäßig einchecken, wie Bettina Ankele-Benke (64) berichtet, die das Europa-Hotel seit 42 Jahren mit ihrem gleichaltrigen Mann Diethelm führt. 98 Prozent der Gäste sind allerdings Geschäftsreisende, sagt ihr Sohn Sebastian, der Assistent der Geschäftsführung ist. Häufig gebucht würden daneben die fünf Tagungsräume, die Platz für bis zu 200 Personen bieten. „Wir haben den Umsatz Jahr für Jahr gesteigert und mehrere Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung investiert. Wir übergeben ein gutes Produkt“, sagt der 35-Jährige mit Verweis auf zusätzliche 20 Business-Apartments. Dafür wurde 2016 das frühere Möbelhaus Becker in der „Paulaner-Passage“ umgebaut. Damit verfügt das Europa-Hotel nun über insgesamt 131 Zimmer. Dennoch endet das Kapitel Benke in wenigen Monaten – nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus persönlichen Gründen, wie die Familie betont. „Der Zeitpunkt hat einfach gepasst, das Angebot hat gestimmt“, sagt Sebastian Benke, ohne weitere Details zu nennen. Ursprünglichen Plänen zufolge sollte der Junior das Hotel übernehmen. Nach reiflicher Überlegung und in Absprache mit seinen Eltern hat er sich anders entschieden. Ein Jahr hat die Familie mit sich gerungen und vor drei Wochen schließlich den Kaufvertrag unterschrieben. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so Sebastian Benke. „Es war schon eine sehr emotionale Sache, das dem Personal mitzuteilen“, sagt seine Mutter. „Da sind viele Tränen geflossen“, berichtet der Vater. Mit seiner Frau blickt er nun dem Ruhestand entgegen, während die berufliche Zukunft des Sohns noch völlig offen ist. Fest steht, dass die Familie der Stadt treu bleibt. Sie hat Wohneigentum am Rheinufer Süd erworben. Auch Sebastians Schwester Susanne (32), die bei einer Frankfurter Kosmetikfirma arbeitet, wird in ihre Heimatstadt zurückziehen. Im August erwartet sie ihr erstes Kind. Es soll Theo heißen – wie der bereits verstorbene Vater von Bettina Ankele-Benke, der ehemalige Seniorchef des Europa-Hotels. Der neue Betreiber führt mehr als 2600 Hotels in 54 Ländern Louvre Hotel Group mit Sitz in Paris heißt der neue Betreiber des Europa-Hotels, das wohl künftig unter der Marke Tulip Inn firmieren wird. Die Gruppe zählt zu den global wichtigsten Akteuren in der Branche und führt mehr als 2600 Ein- bis Fünf-Sterne-Hotels in 54 Ländern. Sie ist eine Tochter der chinesischen Jin Jiang International Holdings, Shanghai, die als zweitgrößte Hospitality-Gruppe der Welt im Bereich Gastronomie und Hotels gilt. Die Louvre Hotel Group hat nach eigenen Angaben einen langjährigen Pachtvertrag mit dem neuen Eigentümer des Ludwigshafener Gebäudes unterzeichnet, der Dr. Peters Group, ein Immobilien-Fonds aus Dortmund. „Wir sind stolz darauf, dass unser bisher privat geführtes Hotel durch eine internationale Kette fortbesteht“, sagt Diethelm Benke. Das große Interesse und die zuletzt zahlreichen Anfragen renommierter Unternehmen seien ein Indiz dafür, welchen Stellenwert sich das Europa-Hotel erarbeitet habe, sagt sein Sohn. „Das große Plus ist unsere Lage“, meint Sebastian Benke und blickt hinaus auf die mächtigen Platanen des Ludwigsplatzes. Die gute Verkehrsanbindung inmitten der Stadt sei ein weiterer Vorteil. Dank einer eigenen Küche, dem Restaurant, einer Bar, Schwimmbad und Sauna habe sich das Haus von der Konkurrenz abgesetzt. Dass mit Moxy und B&B in den Vorjahren zwei Hotels in der Nachbarschaft gebaut wurden, habe der Auslastung des Europa-Hotels jedenfalls nicht geschadet. Deren Zielgruppe sei eine andere. Als großen Erfolg verbucht die Familie Benke, dass alle 43 Mitarbeiter übernommen und der Stil des Hauses beibehalten werden soll. Es seien keine Umbauten vorgesehen, betont Sebastian Benke. Das Hotel werde sich weiter an Aktionen wie dem Musikalischen Mittag direkt vor der Haustür beteiligen und auch am Jazzbüffet festhalten. Die ganze Familie versichert: „Wir werden Ludwigshafen weiter erhalten bleiben. Das ist doch unsere Heimatstadt.“