Donnersbergkreis November getaucht in Licht und Farbe

Zogen den Grauschleier vom Monat November: Schülerinnen und Schüler von Brigitta Seidler-Winkler.
Zogen den Grauschleier vom Monat November: Schülerinnen und Schüler von Brigitta Seidler-Winkler.

«IMMESHEIM.»Unter dem Titel „Neue Immesheimer Schule“ wurde von Studenten, Amateuren und Profis an Allerheiligen in der kleinen Dorfkirche „Sankt Bartholomäus“ ein hochklassiges Programm geboten. Eine Mischung aus klassischer und populärer Musik mit Gedichten und Geschichten zur Bedeutung des oft eher tristen elften Monats sollte dazu beitragen, trübe Novembergedanken zu vertreiben.

„Seit etwa 15 Jahren veranstalte ich alle zwei Jahre ein solches Konzert. Seither immer als Weihnachtskonzert, diesmal jedoch an Allerheiligen, auch um einmal aufzuzeigen, dass der neue Monat doch nicht so verrufen ist wie oftmals angenommen. Außerdem soll der Konzertabend wieder ein besonderes Dankeschön für ’meine Immesheimer’ sein, die mich so gut in ihrer Dorfgemeinschaft aufgenommen haben und so tolerant sind und meine unzähligen Übungsstunden - auch zu spätabendlicher Zeit - geduldig hinnehmen“, erzählt die ehemalige Opern- und Konzertsängerin, Gesangspädagogin und Leiterin der Immesheimer Kunstakademie, Brigitta Seidler-Winkler, stolz. Das „Kapellchen“, wie sie die kleine Kirche liebevoll nennt, war wieder prall gefüllt. Nicht nur Immesheimer waren da. Auch bei Gästen aus der Umgebung haben sich diese Abende als Geheimtipp längst herumgesprochen. Ortsbürgermeister Kurt Kauk betonte in seiner Begrüßung, stolz darauf zu sein, eine solche Musikschule im Ort zu haben. Anliegen war es, gemeinsam mit ihren Künstlern alles daranzusetzen, um dem still und leise ins Land ziehenden November das Attribut „Grau“ zu nehmen und neben ein paar besinnlichen Gedanken die geheimnisvoll silbernen, fröhlichen Seiten dieses Monats aufzuzeigen. Auch im trüben November, oft von vielen als „Trauermonat“ abgestempelt, sollte nicht nur getrauert, sondern auch gebetet, gelacht, geliebt und getanzt werden, erklärte Seidler-Winkler ihr anspruchsvolles, abwechslungsreiches Programm. Alleine oder gemeinsam mit Sara Schreiber rezitierte Seidler-Winkler Geschichten und Gedichte über den „bescheidenen November“, über Allerseelen und Allerheiligen von Elke Bräunling, Rainer Maria Rilke, Theodor Fontane oder Joachim Ringelnatz. Heiter aufgenommen wurde die Geschichte „Vom Kürbis, der aus seinem Beet ausriss“ (von Regina Meier zu Verl) und nach einem abenteuerlichen Weg zuletzt doch noch bestaunt und bewundert wurde. Wie ein Puppenspieler wendete und drehte Florian Löffler gestenreich den von Seidler-Winkler bemalten, auf den ersten Blick lustig aussehend Kürbis, jedoch gezeichnet von blutigen Schrammen auf der einen und Stacheln auf der anderen Seite. Den musikalischen Reigen eröffneten Violinist Karl Welti, Mitglied des Stamitz-Orchesters Mannheim, begleitet am Klavier von Volkmar Olbrich, ehemaliger Kapellmeister und Chordirektor, mit der „Pavane“, einem ruhigen, träumerischen Tanz von Ravel. Mit „Notturno Nr. 20“ von Chopin war ihr zweiter Auftritt zu genießen. Olbrich begleitete auch die ausgebildete Sopranistin Mila Küssner mit ihrer wunderbaren klaren Stimme und Welti mit Mozarts „L’amero, saro costante“ sowie die aus der Popularmusik kommende Sylvia Hürther, die eindrucksvoll das Chanson über die im Herbst fallenden Blätter „The falling leaves“ in Französisch und Englisch sang. Mit „Breaking up is hard to do“ war sie ein weiteres Mal, diesmal begleitet von Pianist Peter Fuchs, zu hören. Fuchs begleitete auch den Tenor Florian Löffler, der von Richard Strauss (Allerseelen) das Lied von Reseden, Astern und Verlust sang. Gefühlvoll das von den Solisten Küssner und Löffler (begleitet von Fuchs) im Duett gesungene „In der Nacht“ von Schumann, bei dem es um Liebe und sehnsuchtvolle Gedanken geht, die bekümmerte Herzen nicht schlafen lassen. Aus den versunkenen Gedanken wach gerüttelt wurden die begeisterten Besucher vom rockenden Barden Kevin Winkler, der sich mit seinem Gesang „Worte der Wüste“ mit der Gitarre selbst begleitete. Was sonst ein aus zirka 20 Mitgliedern bestehender – an diesem Abend auf acht Mitglieder (jeweils vier weibliche und männliche) dezimierter – Chor zu leisten vermag, das unterstrich der aus dem benachbarten Bubenheim stammende Johannes Weber als Leiter des „Junger-Kammer-Chor Mainz“. Der angehende Kirchenmusiker, von Grundschulleiterin Hildegard Bohnert und der Gastgeberin entdeckt, unterrichtet und gefördert, besang mit seinem Chor den Herbst (Johannes Brahms), Au Joli Bois (Claudin de Sermisy) und Musica, die ganz liebliche Kunst aus dem „Studentengärtlein II“ (Johannes Jeep) bevor sie sich am Ende mit einer kleinen Zugabe „Vinum schenk ein“ (Erasmus Widmann) verabschiedeten. So wie die Künstler mit stehendem Beifall verabschiedet wurden, wurde Seidler-Winkler beim anschließenden Umtrunk in der alten Schule mit wertschätzendem Applaus empfangen.

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