Donnersbergkreis Für Heiligabend wurde eh gebacken

Thea und Helmut Geisner feiern heute Eiserne Hochzeit.
Thea und Helmut Geisner feiern heute Eiserne Hochzeit.

Dass sich die große Greisner-Familie jedes Jahr zu Weihnachten trifft, ist bei Thea (82) und Helmut (86) Greisner aus Niederhausen schon eine lange Tradition und eine Selbstverständlichkeit. Dieses Jahr aber findet ein zentrales Treffen bereits am heutigen Heiligen Abend in der Appeltalgemeinde statt, und es wird auch keines der Familienmitglieder wegbleiben wollen: Denn heute vor 65 Jahren haben sich Thea und Helmut Greisner in Winterborn in der dortigen Kirche, die sich im Obergeschoss des Dorfgemeinschaftshauses (alte Schule) befindet, das Ja-Wort gegeben.

Es ist ein besonderes Jubiläum, das nicht alle Tage gefeiert und „Eiserne Hochzeit“ genannt wird. Dieser Hochzeitstag verdient es, mit den Eigenschaften dieses Metalls verglichen zu werden: Eisen lässt sich nicht so leicht verbiegen und ist sehr beständig. Außerdem reagiert es bei Feuchtigkeit mit Rostbildung. Der Rost steht für die schweren Zeiten und zeigt, dass die Ehe dies ohne großen Schaden überstanden hat. Zudem wird mit eisernem Willen gezeigt, dass man miteinander in guten wie auch schlechten Zeiten gelebt hat. Diese Beschreibung des 65. Hochzeitstages könnte haargenau auf das Ehepaar Greisner zutreffen, das es auch nicht immer ganz so leicht hatte. Thea, eine geborene Hopfinger, stammt aus Ludwigshafen. Mit ihrer Mutter und weiteren vier Geschwistern wurde sie ausgebombt: Nach einem Luftangriff, den sie mit Mutter und Geschwistern in einem Bunker in der Chemiestadt erlebte, war ihr Haus wie vom Erdboden verschwunden. Die komplette Familie wurde dann noch im Krieg nach Niederhausen aufs Land geschickt. Sie selbst war damals sieben Jahre alt. Untergebracht wurden sie in einem nicht mehr vorhandenen Gebäude neben dem heutigen Dorfgemeinschaftshaus, wie sich Thea Greisner erinnert. Ihr Bruder sei gerade sechs Wochen alt gewesen, als die Nachricht kam, dass der Vater im Krieg in Stalingrad gefallen sei. Ihr Mann Helmut war Kriegsflüchtling aus Ostpreußen, dessen Vater ebenfalls als Soldat im Krieg war und als vermisst galt. Ja, das waren ganz andere, sehr arme Zeiten damals, wie sich beide erinnern können – die aber auch schöne Seiten hatten. Dass die Kartoffelschalen nochmal gewaschen und dann gekocht den Hunger stillten, war eine Selbstverständlichkeit. Es gab kein Essen im Überfluss wie heute. Diese Zeit habe auch gestählt, wie sie unumwunden zugibt. Thea Greisner hatte schon in jungen Jahren „ihren Helmut“ einfach gern und sich schon früh in ihn „verguckt“ . Es war für sie die „große Liebe“. Entweder den Helmut heiraten oder sonst keinen, so ihre damalige Devise. 1953 war es dann soweit. Aus praktischen Gründen wie aus Geldmangel wurde die Hochzeit auf Heiligabend gelegt, weil da eh Kuchen und Plätzchen für Weihnachten gebacken wurden. Damals sei wegen der Heirat an Heiligabend noch eine Ausnahmegenehmigung von Pfarrer Martin Strege notwendig gewesen, die er erteilte. Sieben Kinder wurden dem Paar geschenkt, eines ist leider bereits gestorben. „Wir haben alle Kinder groß gekriegt und das Beste daraus gemacht“, heißt es im Gespräch. Kein Kind musste hungern, darauf haben die Greisners bei allem Mangel Wert gelegt. Als Geschenke zu Weihnachten gab es für die Kinder oft bunte Teller mit Plätzchen, Nüssen und Apfelsinen. Spielzeug wurde unter den Geschwistern geteilt oder weitergegeben, wie sich Thea Greisner erinnert. Alle waren damit auch zufrieden. Noch heute bestätigen die Kinder gerne, dass es eine sehr schöne Zeit zusammen mit den Eltern war und man sich gerne daran zurückerinnere. Helmut Greisner war zunächst als Maurer bei verschiedenen Firmen, bevor er dann bei Seitz in Bad Kreuznach als Betriebsmaurer eine Daueranstellung fand. 1965 wurde mit eigenen Händen ein neues Wohnhaus in Niederhausen am Berschied gebaut, in dem das Jubelpaar lebt. Ab der Einschulung ihrer jüngsten Tochter hat Thea Greisner halbtags bis zu ihrem 63. Lebensjahr bei den Diakonie-Anstalten in Bad Kreuznach gearbeitet. „Dann noch am Nachmittag die Kinder nach Schulende und später dann die Enkel zu betreuen, das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und war für mich mit die schönste Zeit in meinem Leben“, sagt sie. Sechs Kinder, zehn Enkel und sechs Urenkel samt ihren Familien werden heute im Gastraum in der Dorfgemeinschaftshalle in Niederhausen das Jubelpaar sicherlich hochleben lassen und schön bescheren.

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