Donnersbergkreis Etwas zurückgeben nach dem Schicksalsschlag

Zahlreiche Feuerwehrleute waren bei dem Brand im Einsatz. „Ich habe nur noch Feuer gesehen“, erinnert sich Sabine Hüttenberger.
Zahlreiche Feuerwehrleute waren bei dem Brand im Einsatz. »Ich habe nur noch Feuer gesehen«, erinnert sich Sabine Hüttenberger.

Den 29. Oktober des vergangenen Jahres werden Sabine Hüttenberger und ihr Lebensgefährte Udo Baumgärtner wohl nicht mehr vergessen. Als sie an diesem Sonntagabend von einem Besuch zurückkamen, stand die Wohnung der 52-Jährigen in Flammen. Mittlerweile kehrt so langsam wieder der Alltag ein bei der Patchwork-Familie – auch wenn die Kinder im neuen Heim in Schweisweiler noch auf einiges verzichten müssen. Sabine Hüttenberger ist dankbar für die Unterstützung, die sie in der Zeit nach dem Brand erhalten hat – allen voran von der Donnersberger Initiative für Menschen in Not. Aber sie ist auch enttäuscht. Denn in der Not werde ganz schnell auch mal was falsch verstanden oder verdreht, wie sie sagt.

Eigentlich sollte es nur ein Kurzbesuch werden an diesem Sonntag Ende Oktober. Sabine Hüttenberger und Udo Baumgärtner sind gegen 17 Uhr nach Winnweiler gefahren, um dort die Mutter des 50-Jährigen zu besuchen, die zu diesem Zeitpunkt in Kurzzeitpflege ist. „Um 20 Uhr wollten wir wieder zurückfahren, weil wir pünktlich zum Tatort daheim sein wollten.“ Von der Imsbacher Höhe aus sehen die beiden Blaulicht in Alsenbrück-Langmeil. „Wir dachten, es ist ein Unfall“, so die Mutter zweier Söhne. Im Winnweilerer Ortsteil ging es dann aber auf dem Weg zu dem Wohnhaus, in dem Hüttenberger lebt, nicht mehr weiter. Von einem Feuerwehrmann erfährt das Paar, dass ein Carport in der Straße brennt. Sabine Hüttenberger wird in diesem Moment schnell bewusst, dass dies bei ihr ist. „Ich bin einfach losgerannt.“ Vor Ort stellt sie fest, dass das Feuer auch auf das Haus übergegriffen hat, in dem sie in Miete lebt. Ihre größte Angst: Sind die Jungs im Haus? Die waren an diesem Tag bei ihrem Vater. „Ich wusste nicht, ob sie schon wieder daheim waren.“ Zum Glück sind sie das nicht. Später wird sich herausstellen, dass Marc (15) und Eric (16) sich die gleichen Sorgen um ihre Mutter machten. Die hatte das Handy im Haus liegen gelassen, war nicht erreichbar. „Ich habe nur noch Feuer gesehen“, berichtet Hüttenberger. Dann haut es sie um. Udo Baumgärtner erinnert sich: „Es war alles voll mit Einsatzkräften, dazu jede Menge Schaulustige.“ Fast das ganze Hab und Gut wird in diesem Moment ein Opfer der Flammen beziehungsweise der Löscharbeiten. Die beiden Wellensittiche überleben den Brand nicht. Versuche, so manches später aus dem schwarzen Ruß zu retten, scheitern. „Ich habe beispielsweise Töpfe aus der Küche geholt, habe versucht, sie zu reinigen. Da war nichts zu machen“, so Hüttenberger. Viele wichtige persönliche Gegenstände gingen verloren, waren nicht mehr brauchbar. Dankbar ist sie, dass sie, ihr Lebensgefährte und die Jungs nach dem Brand ein Dach über dem Kopf hatten, in einer Ferienwohnung bei Familie Bauer in Schweisweiler unterkommen konnten. Mittlerweile ist die Familie in eine Wohnung in Schweisweiler gezogen. „Es ist schön, so langsam fühlen wir uns auch wohl.“ Die 52-Jährige ist froh, dass schon eine Küche in der Wohnung war. „So müssen wir uns da nicht auch noch eine kaufen.“ Denn nach dem Brand musste auch erst einmal eine Grundausstattung wieder her: „Man glaubt gar nicht, wie viel da in einem Haushalt zusammenkommt“, sagt Sabine Hüttenberger. Und sie wollte es auch nicht glauben, wie sie nachschiebt. Vor einigen Jahren hatte sie ihre Hausratversicherung gekündigt. „Weil ich dachte, dass das doch keinen großen materiellen Wert hat, was ich habe.“ Mittlerweile weiß sie, dass dem doch nicht so ist. Weiß, dass das damals ein Fehler war. Ob sie von Versicherungen nach dem Brand was erhält, sei noch nicht klar. „Ich will jetzt kein Geld rausschmeißen, wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht.“ So habe sie Möbel über Kleinanzeigen gekauft, in Möbelhäusern nach Ausstellungsstücken geschaut. Und ist froh über die Unterstützung, die ihr nach dem Brand, dessen Ursache ein technischer Defekt vom Schuppen des Nachbargrundstücks war, von verschiedenen Seiten erhalten hatte. Etwa von ihren Arbeitskollegen bei Adient in Kaiserslautern, die spontan für sie Geld sammelten. Das wurde von ihrem Vorgesetzten persönlich vorbeigebracht. „Es ist toll, wenn man solche Kollegen und einen solchen Chef hat.“ Ganz besonders nennt sie aber auch die Donnersberger Initiative für Menschen in Not, die die Patchwork-Familie ebenfalls unterstützte. „Vorher wusste ich gar nicht, dass es so etwas gibt. Es ist einfach klasse, was dort geleistet wird.“ Sabine Hüttenberger sagt das nicht nur des Geldes wegen, wie sie betont. Schwer beeindruckt habe sie auch die Herzlichkeit. Sie nennt stellvertretend Vorstandsmitglied Monika Sandmeier. „Eine ganz tolle Frau.“ Für Sabine Hüttenberger wie auch Udo Baumgärtner steht fest, dass sie sich künftig in der Initiative engagieren möchten. Beide hat es in der Zeit nach dem Brand auch gesundheitlich niedergestreckt. Das Immunsystem spielte nicht mehr mit. Hinzu kommt, dass beide hier auch noch eine Vorgeschichte haben. Sabine Hüttenberger hatte vor einigen Jahren einen Herzinfarkt. Udo Baumgärtner bekam im vergangenen Jahr einen Teil seines Darms entfernt. Und Baumgärtners Sohn Lukas (17) kam mit einer Kiefer-Gaumen-Spalte zur Welt, musste immer wieder operiert werden, zuletzt im vergangenen Jahr. Klagen wollen sie deswegen aber nicht, auch wenn Sabine Hüttenberger die Tränen kommen, wenn sie über all dies erzählt. Ihr ist es wichtiger, Danke zu sagen für die Unterstützung. Und doch musste sie hier auch erfahren, dass schnell mal Dinge falsch aufgefasst werden. Etwa als der Radiosender RPR1 einen Beitrag über ihr Schicksal brachte und sie mitgeteilt bekamen, dass sie 1000 Euro Soforthilfe – als Gutscheine – vom Verein „RPR hilft“ kriegen und dazu ein Weihnachtsessen vom Catering- und Partyservice Weber aus Ludwigshafen. Damals sei im Anschluss an den Beitrag erwähnt worden, dass der Spendenstand von „RPR hilft“ 15.000 Euro beträgt. „Da haben dann einige gedacht, wir bekommen die 15.000 Euro. Das war aber nicht so.“ Sabine Hüttenberger will das aber abhaken, auch wenn so mancher Kommentar schmerze. „Es gibt wirklich liebe Menschen auf der Welt. Einige Freundinnen waren sofort für mich da, haben uns Bettwäsche und Handtücher gebracht.“ Sie will nach vorne schauen. Sie habe schätzen gelernt, wie wertvoll solche Organisationen wie die Donnersberger Initiative sind. Deswegen wollen Udo Baumgärtner und sie diese auch unterstützen. Etwas zurückgeben. Für andere dann mal da sein, wenn diese in Not sind. So, wie es die Patchwork-Familie nach dem Brand war.

Schwarzer Ruß überall: Beim Brand verloren Sabine Hüttenberger und ihr Lebensgefährte viele persönliche Gegenstände.
Schwarzer Ruß überall: Beim Brand verloren Sabine Hüttenberger und ihr Lebensgefährte viele persönliche Gegenstände.
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