Karlsruhe „Rote Ampeln nerven“

Mannheim. Er liebt Hotelzimmer, weil er dort keine Verpflichtungen hat, und hasst rote Ampeln, weil er dort stehen bleiben muss. Johannes Oerding lässt sich nicht gerne einengen. Kontrollverlust ist ein Thema, das ihn auf seinem neuen Album „Alles brennt“ beschäftigt. Der 33-jährige Sänger aus Münster gastiert am Montag, 18. Mai, 20 Uhr, im Mannheimer Capitol. Laura Engels hat vorab mit ihm gesprochen.

Ihre Songs sind sehr persönlich. Haben Sie in letzter Zeit etwas erlebt, was ein Song werden könnte?

Im Moment ist so viel Gutes passiert, Ziele sind erreicht worden, Türen aufgegangen. Es hat sich gezeigt, dass man Vieles erreichen kann, wenn man Ausdauer und Geduld hat und nicht vorher einknickt. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Thema auch mal von mir aufgeschrieben wird. In dem Song „Turbulenzen“ geht es um Ihre Flugangst und das Thema Kontrollverlust. Stimmt es, dass Sie sogar an roten Ampeln zu kämpfen haben? (Lacht) Das ist natürlich etwas überspitzt. Beim Song wurde ich durch meine Flugangst inspiriert. Ich finde, es ist eine ganz schöne Metapher, wenn es mal nicht ganz glatt läuft. Aber ich gebe zu, ich lasse mich grundsätzlich ungern einengen und vermeide Situationen, in denen ich stehen bleiben muss oder mich anstellen soll. Ja, rote Ampeln nerven mich. Da muss ich mich wirklich zusammenreißen. Aber Sie bleiben schon stehen an roten Ampeln? Ja ja, zumindest tagsüber (lacht). Und warum sind Sie so gerne in Hotels? Ich mag das einfach: Reinkommen in ein völlig fremdes Zimmer, man schmeißt die Sachen hin wie man will, macht was man will, kann nackt herumrennen und am nächsten Tag verschwindet man wieder, ohne wirklich eine Spur zu hinterlassen. Voraussetzung ist natürlich, dass es einigermaßen schön ist und die Dusche funktioniert. Ich mag diese Anonymität, man hat sein eigenes kleines Reich und vor allem: Man hat dort nicht so viele Verpflichtungen. Sie waren mit Joe Cocker zwei Monate auf Tour. Wie haben Sie ihn erlebt? Das war eine schöne Zeit. Wir gehörten richtig zum Team. Joe Cocker war ein unaufgeregter, lustiger, höflicher Mann, der mit seinem Alter kokettiert und so viele Komplimente an uns junge Künstler verteilt hat, dass es schon fast unangenehm war. Er war ein Künstler, der mit 70 auf der Bühne stand und immer noch Leidenschaft hatte und die größten Hallen nur mit seiner Stimme zum Kochen gebracht hat. Er hat einfach nur Musik gemacht, geil gesungen und Leute im Herzen berührt. Das schaffen die wenigsten. Da kann man sich als junger Künstler ganz viel von abschneiden. Macht es Sie stolz, wenn Ihr Album in den Charts einsteigt? Ja, total. Im Moment gibt es ganz viele Momente, in denen ich stolz bin. Wenn ich im Auto fahre, höre ich meinen Song ganz oft im Radio, egal wo ich in Deutschland bin – das ist immer ein geiler Moment.

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