Karlsruhe Klinikchefs: Versorgung der Patienten akut gefährdet

Den Krankenhäusern in und um Karlsruhe, wie beispielsweise im Städtischen Klinikum, fehlen Millionenbeträge.
Den Krankenhäusern in und um Karlsruhe, wie beispielsweise im Städtischen Klinikum, fehlen Millionenbeträge.

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser ist desaströs. Für das laufende Jahr rechnen das Städtische, die ViDia-Kliniken und das Klinikum Karlsbad-Langensteinbach mit einem Fehlbetrag von rund 40 Millionen Euro. Verschärft worden sei die Lage noch durch politische Fehlentscheidungen, so die Klinikchefs.

Der Frust ist gewaltig und er nimmt noch zu. „Wir müssen jeden Monat unsere Rechnungen bezahlen“, beklagt Jörg Schwarzer, Geschäftsführer des SRH-Klinikums Karlsbad-Langensteinbach, stellvertretend für die Krankenhäuser in Karlsruhe und der Region die Untätigkeit der Politik. Das höchste Gut des Menschen sei seine Gesundheit. Um so unverständlicher sei, dass man die Kliniken mit ihren Problemen aktuell allein lässt. Richard Wentges von den ViDia Christlichen Kliniken in Karlsruhe schlägt in die gleiche Kerbe. „Gesundheitsminister Karl Lauterbach weiß selbst, dass die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser desaströs ist, doch er tut nichts.“ Wenn es so weiter gehe, riskiere man völlig ungeplante Insolvenzen von zahlreichen Krankenhäusern. Es sei denn, man wolle dies – dann aber mit fatalen Folgen für die Bevölkerung.

Markus Heming, Kaufmännischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe, versucht die Ausgangslage zu skizzieren. Noch immer leiden die Kliniken unter den Folgen der Corona-Pandemie und den damit leider einhergehenden Einnahmeausfällen. Hohe Anforderungen an die Patientenversorgung und hoher Krankenstand unter der eigenen Belegschaft haben das Problem verschärft. Inzwischen kommen deutlich steigende Energiekosten und die sich abzeichnenden Lohnerhöhungen der Mitarbeitenden hinzu. Für das laufende Jahr rechnen das Städtische, die ViDia-Kliniken und das Klinikum Karlsbad-Langensteinbach mit einem Fehlbetrag von rund 40 Millionen Euro. Bundesweit rechnen die Krankenhäuser mit einem kolossalen Fehlbetrag von rund 9 Milliarden Euro. Verschärft worden sei die Lage noch durch politische Fehlentscheidungen.

Weil weniger Patienten behandelt werden konnten, fehlen den Kliniken Einnahmen, die eigentlich durch eine Erhöhung der sogenannte Fallpauschale, mit der die Kassen die Patientenversorgung vergüten, ausgeglichen werden müssten. Doch stattdessen wurde diese Pauschale reduziert. 60 bis 70 Prozent der Klinikkosten sind allerdings Personalkosten, die nicht einfach reduziert werden könnten. Vielmehr werden diese Kosten mit Blick auf die laufenden Tarifverhandlungen absehbar um mindestens acht Prozent steigen. Nur rund die Hälfte sei über den Landesbasisfallwert gegenfinanziert. Einsparungen am Personal seien andererseits nicht vorstellbar. „Wenn wir Personal abbauen würden, dann könnten wir die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung nicht mehr sicherstellen“, wird Michael Geißler, der Medizinische Geschäftsführer des Städtischen Klinikums deutlich. Zumal die Krankenhäuser schon jetzt unter erheblichem Fachkräftemangel leiden.

Dass das Klinikpersonal besser bezahlt werden muss, ist derweil unstrittig. „Klatschen allein genügt nicht“, erinnert Heming an die Gewerkschaftsforderungen. Wer gute Mitarbeiter wolle, müsse diese auch gut bezahlen. Die Tariferhöhungen müssten allerdings vollständig refinanziert werden, Kliniken seien schließlich nicht in der Lage, einfach ihre Preise zu erhöhen. Ähnlich sehe es bei den steigenden Energiekosten aus und beim Bedarf an medizinischen Hilfsmitteln. Bei letzteren herrscht auf dem Weltmarkt Mangel, was sich zu steigenden Preisen führe. Die von Lauterbach angestoßene Krankenhausreform sei zwar im Ansatz richtig, doch auf deren Umsetzung können man nicht warten. „Wir brauchen die Hilfen jetzt“, sind sich die Klinikchefs einig.

Stichwort: Karlsruher Kliniklandschaft

Das Städtische Klinikum und die ViDia Christliche Kliniken in Karlsruhe, sowie das SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, beschäftigen zusammen rund 10.000 Mitarbeitende, die jährlich rund 150.000 Patienten stationär betreuen. Man tue dies nicht zum Selbstzweck, sondern sei wichtiger Baustein der Gesundheitsversorgung in der Region, einschließlich der Südpfalz, betonen die Klinikchefs. Diese Versorgung sei akut gefährdet.

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