Kaiserslautern „Zündstoff“-Premiere an der RPTU: Voller Wortwitz und mit viel Spielfreude

Sehenswertes Theater: die Premiere des Ensembles „Zündstoff“ mit Paula (Magdalena Allmann) und hinten Ela (Svenja Ehmsen).
Sehenswertes Theater: die Premiere des Ensembles »Zündstoff« mit Paula (Magdalena Allmann) und hinten Ela (Svenja Ehmsen).

„Die Monogamie der Socken“ heißt die Theaterproduktion, mit dem das neu gegründete Ensemble „Zündstoff“ bei Campus Kultur der RPTU an die Öffentlichkeit geht. Das Proben und Bangen ist vorbei. Am Samstag ging die Premiere der jungen Schauspieltruppe über die Audimax-Bühne.

Zum Debüt scheinen alle gekommen zu sein: Familien, Freunde, Bekannte, Kollegen. Theaterinteressierte sowieso. Sogar Autor Volker Doberstein reiste eigens aus Heidelberg an. Und meint zwei Stunden später: „Wirklich gut gemacht!“ Das bezeugt ebenso das gut besuchte Auditorium mit begeistertem Applaus. Doch bis es Blumen für die Zündstoff-Helden gab, galt es das Rollenspiel in „Die Monogamie der Socken“ zu meistern. Tatsächlich kommen Socken vor. Dass sie als solche, also paarweise zu tragen sind, muss Paula (Magdalena Allmann) ihrem Felix (Jakob Janisch) ebenso beibringen wie ein Eheleben ohne „Baulärm“. Denn typisch! Der Mann schnarcht. Und um diese Nachtruhestörung dreht sich das Stück.

Es beginnt an einem frühen Morgen mit einer miesepetrigen Paula und endet mit einem Jubelschrei der Erkenntnis seitens Jakob um Mitternacht. Dazwischen geht es kreuz und quer durch Beziehungen wie Lebenspartner hier, Freunden dort. Stets um etwas aus den Beziehungskisten abladen zu können. Mal so richtig ablassen oder einfach nur Seelenschmerz gegen Streicheleinheiten eintauschen. Was dabei zur Sprache kommt, nutzt der Drehbuchautor nach allen Regeln des Amüsierens. Er lässt die Protagonisten Pingpong mit Sätzen spielen. Kurze, knappe, knallharte Wortspielattacken. Sie „boomen“ mit verbalen Kreationen im Kampf der Geschlechter, während die Inhalte, triefend vor Klischees, hin und her „zoomen“.

Sprachgewittrig und hyperaktiv

Nicht immer ohne Blessuren. Etwa als die Klammer eines Tackers in einer Pobacke des Sportjournalisten, FCK-Fans und „Womanizers“ Tom (Julian Stieß) landet. Oder das Erschrecken über den Revolver wegen eines Toten hinterm Tresen bei Kalle (Eric Etten), dem wortkargen Wirt und seiner geschäftstüchtigen Hilde (Marie Bednarz). Ela (Svenja Ehmsen) dagegen, die HNO-Ärztin, Intimfreundin von Paula samt Sprechstundenhilfe Frau Szymanski (Viktoria Titze) soll das Schnarchproblem unbedingt abstellen. Dass bei all dem das Publikum mitten unter wiedererkennbaren Charakteren, verortet im minimalistischen Bühnenbild, voller sprachgewittrig wie choreografisch hyperaktiven Szenarien mitfiebert und lacht, oblag Isabelle Boslé. Sie und ihre Improtheatertruppe haben „Zündstoff“ initiiert, das Dobersteinmanuskript entdeckt und den Schritt zum Spiel vor Publikum gewagt. Sie haben geprobt und geprobt bis sich Aussagen in den Gesichtern spiegeln, bis Körpersprachen Nähen und Distanzen spielen, bis Tempo und Bühnengeschehen wie aus einem Guss dahinfließen.

Die Premiere hat geklappt. Ohne erkennbare Pannen. Leichtfüßig gespielt, transportiert von Spiel- und Fabulierfreude, mobilisiert durch kiloweise Humor, der mit ironisch-skeptischen Kommentaren die Kontroversen im Paarleben bloßlegt. Auch wenn, laut Felix, Humor in Beziehungen so selten sei wie Altersarmut bei Royals, weil Männer Bedürfnisse, Frauen dagegen Gefühle hätten. Sehenswerter Theatergenuss.

INFO:

Weitere Vorstellungen an der RPTU am Mittwoch, 7. und Donnerstag, 8. Februar, jeweils 20 Uhr im Audimax, Gebäude 42.

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