Kaiserslautern Wohltuender Kontrast zu lauten Weihnachtsliedern

Bereits zum 28. Mal fand am Sonntag in der gut besuchten Abteikirche Otterberg das Ökumenische Adventssingen statt. Unter Leitung von Elisabeth Becker und Uwe Farke war das Konzert wieder ein Höhepunkt im Sinne der Ökumene.

Mit dabei waren der evangelische und katholische Kirchenchor Otterberg, unterstützt von Sängern des katholischen Kirchenchors Weilerbach und der Kantorei der Versöhnungskirche Kaiserslautern. Ein Instrumentalkreis mit Konzertmeister Klaus Patschicke und Olga Rerich (Orgel) begleitete die weihnachtlichen Chorsätze. Fast stockdunkel ist es in der Kirche. Langsam, ganz langsam ziehen die Chöre zum Choral „O komm, o komm, du Morgenstern“ vom Eingang her durch die Seitenschiffe nach vorn ins Querhaus. Kerzenlicht in ihren Händen taucht die Zuhörer in eine stimmungsvolle vorweihnachtliche Atmosphäre. Atmosphärische Wirkung erzielt auch der kultivierte Pianogesang der Frauen, während einige Männer die Kraft ihrer Stimmbänder beweisen wollen. Das Publikum jedoch hat gerade von einem Adventskonzert bestimmte Erwartungen. Der kontemplative Hörer will sich, ungestört von Geräuschen der Außenwelt, in den Geist der Musik versenken, und entsprechend meditativ sollte der Gesang sein. Diese Einfühlungsgabe fehlte zunächst dem einen oder anderen Sänger. Darunter litten klangliche Homogenität und Intonationsreinheit. Allerdings trug auch die Kirchenakustik dazu bei, dass der Chorklang anfangs leichte Schlagseite hatte und etwas verwaschen klang. Dann aber hatten Farke und Becker ihre Chöre im Griff. Bei Chorälen wie „In Christus gilt nicht Ost noch West“ von W. Croft (1678-1727), „Wisst ihr noch, wie es geschehen“ von Chr. Lahusen (1886-1975) oder „Ein Warten geht durch diese Zeit“ von K. Heizmann (1944) hielten die Sänger den stimmtechnischen Anforderungen wacker stand, die Sopranstimmen beeindruckten mit leuchtender Höhe. Mit einer gelungenen Mischung aus dezenter Zurückhaltung und (wo nötig) auftrumpfender Fülle gingen sie an die Sache heran, Homogenität und Intonationsreinheit betreffend gab es nichts mehr auszusetzen, und dynamisch wurde klug abgestuft. Dabei erlebten die Zuhörer so manche musikalische Entdeckung, wie das zusammen mit der Gemeinde gesungene „Meine Seele erhebt den Herrn“ von J. Berthier (1923-1994). Besonders stimmungsvoll waren die Choräle „Der Herr ist mein Hirte“ von Chr. Gregor (1723-1801) und „Lobe den Herrn, meine Seele“ (anonym), die die Chöre mit Solistin Elena Laborenz von Strophe zu Strophe abwechselnd intonierten. Mit flexiblen, geschmeidigen Stimmen stach immer wieder der Frauenchor heraus. Für emotionale Impulse sorgte Sopran-Solistin Laborenz. Eine frische, klare Stimme von reiner Sopranqualität und ausreichendem Umfang demonstrierte sie sowohl in „Mariäs Wiegenlied“ von Max Reger (1873-1916) als auch in „Weihnacht“ von Engelbert Humperdinck (1854-1921), jeweils für Sopransolo. Ihre Kunst lag nicht zuletzt darin, dass die Anstrengung der Tonemission nicht zu spüren war. Großartig intonierte sie das Schlussritardando in „Weihnacht“, wobei sie den Ton mehrere Takte lang aushielt und ihn schier unmerklich, stufenlos, immer leiser werden ließ. Kongenial begleitete an der Orgel Olga Rerich. Stilsicher begleitete sie auch die Choräle und zeichnete sich durch eingängige Melodik aus. Als Meisterin der Variation erwies sie sich in dem Gemeindelied „Es kommt ein Schiff geladen“, wobei sie jede Strophe in andere Registerklänge eintauchte und wechselnde Farben darüber schichtete. Zurückhaltend, mit zart-empfindsamem Ton und mit fein dosierten dynamischen Varianten begleitete das Streichensemble und zeigte dabei eine abwechslungsreiche, vielseitige Palette von Schattierungen und Nuancen, was besonders in „Ubi caritas et amor“ von A. Snyder (geb. 1967) zum Ausdruck kam. Das gemeinsame „Tochter Zion“ war ein würdiger Abschluss eines Adventskonzert, das einen stilvollen Kontrast zu den lauten Weihnachtsliedern bildete, die einem im Advent überall begegnen. Begeisterter Beifall im Stehen.

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