Kaiserslautern Witzig, spritzig, prägnant

Haste da noch Töne! Wenn der moderne Chor der TU Kaiserslautern mit dem verlockenden Namen Haste Töne auf der Bühne steht, wie am Sonntag beim Semesterkonzert im sehr gut besuchten Audimax, darf man Abenteuerliches erwarten. Besonders wenn er dann noch von einer Jazz-Combo um den Saxofonisten Helmut Engelhardt begleitet wird.

Nicht nur ein abwechslungsreiches und spannendes Programm mit Songs aus Jazz, Songwriting oder Musicals hatte Leiter Alexis Wagner zusammengestellt, er verstand es auch, dem Klangkörper unvermutete Qualität zu entlocken. Er weiß zu begeistern, und folglich standen 32 hochmotivierte Sänger im Mittelpunkt, die jedem dynamischem Impuls mit Temperament folgten. Das Niveau des Ensembles war höchst erfreulich, man sang absolut präzise und makellos in der Intonation, wenn auch manches Detail sich noch lustvoller auskosten ließe. Da bekam man schon bei „Mack The Knife“ aus der „Dreigroschenoper“ tierisch Lust mitzuschnippen. Prägnant war der Rhythmus, markant die Akzente, locker und leicht die Korrespondenz zwischen den Sängern, und die Transformation in andere Tonarten erschien absolut leicht. Die gut geschulten Stimmen kamen so recht zum Ausdruck bei der Jazz-Ballade „Moon River“, denn gerade bei diesem herrlich gebundenen Legatogesang würde man jeden Patzer hören. Die Intonation war astrein, der Chorklang von betörender Geschlossenheit. Seinen außerordentlich hohen Standard bewies er weiter mit dem Sprechgesang „In der Wüste“ von Heinz Benker. Witzig, spritzig, rhythmisch prägnant und nahezu authentisch spiegelte die Wiedergabe einen Marsch durch die Einöde. Flüsternd begann es und schwoll langsam, aber stetig an bis zum Horror-Trip aus Hitze und Durst, um dann wieder zu decrescendieren. Das war außerordentlich eindrucksvoll, obwohl nur einzelne Worte wie „Sand, Sand, Wasser, Durst, Fatamorgana“ gesprochen wurden. Ein weiterer Höhepunkt war das „Adiemus“ von Karl Jenkins aus dem Album „Songs of Sanctuary“ (1995). Auch hier vernahm man lediglich Laute und Silben, wodurch der Chor zu einem völlig neuen Instrument wurde. Zu hören war eine abwechslungsreiche Palette von Schattierungen und Nuancen, mit der die Sänger differenziert kolorierten sowie dynamisch und polychrom abstuften. Gefühlvoll begleitet von Helmut Engelhardt am Sopransaxofon, endete es mit einem tollen Schlussritardando. Ebenso faszinierend war das Medley aus „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber. Diese Songs zelebrierte das Ensemble mit einem ganz eigenartigen, singenden Swing. Mit geradezu frecher Lockerheit verstand es der Chor, zwischen den verschiedenen Stimmlagen hin und her zu changieren. Die Hohe Schule der Improvisation demonstrierte die Jazz-Combo. Dezent begleitete sie den Chorgesang, unterstrich dabei markant den Rhythmus und sorgte für den nötigen Groove. Sie setzte aber auch mit Titeln wie „All The Things You Are“ von Jerome Kern, „The Days Of Wine And Roses“ von Henry Mancini und „On The Sunny Side Of The Street“ eigene Akzente. Großartig Engelhardt mit seinem samtartigen Ton auf dem Tenorsaxofon. Pianist Matthias Stoffel steuerte mit wenigen Akkorden, legte aber auch virtuose Läufe hin, während Jörg Kirsch am Bass und Peter Rothley am Schlagzeug den Groovefaktor eingebaut zu haben schienen. Begeisterter Beifall, eine Zugabe.

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