Kaiserslautern Wie ein stabiler Reißverschluss

Wenn man die Vergangenheit kennt, kann man die Gegenwart besser einschätzen. So gesehen sollte man einmal einen Blick auf die Biographie der beiden saarländischen Musiker Amby Schillo (Gitarre, Gesang, Percussion) und Roland „Ro“ Gebhardt (Gitarre) werfen, die am Donnerstagabend im Jugend- und Programmzentrum ein besonderes Konzert gaben.

Da war zunächst einmal der Jazz-, Soul- und Latin-Gitarrist Ro Gebhardt. Er ist ein akademisch gebildeter, stilistisch offenkundig ungemein vielseitiger Musiker und Komponist, der beispielsweise auch locker klassische Quartette zu erschaffen im Stande ist und der schon mit ungezählten Musik-Größen aus der ganzen Welt aufgetreten ist. Ein exponierter Platz längst nicht mehr nur in der nationalen Szene ist dem mittlerweile mehrfach preisgekrönten Musiker sicher. Sein Partner an diesem Abend war der ihm ebenbürtige Sänger, Gitarrist, Percussionist und Musikpädagoge Amby Schillo, der bereits seit den 1960er Jahren in Sachen Musik erfolgreich unterwegs ist. Gleichermaßen live und im Studio erwarb sich Schillo einen guten Ruf unter anderem in der Band von Joy Fleming und als Mitglied der Gruppe An Erminig. Besonders gut erinnert sich der Schreiber dieses Textes an ein Konzert der Gruppe Marx, Rootschilt, Tillermann und Amby, in der Schillo Anfang der 80er mit großem Erfolg in der Scheune des Zink-Museums auftrat. Mit diesen „biographischen Treibsätzen“ ausgestattet, trafen die beiden Koryphäen nicht nur der Jazzkunst nun also im Café Pur des Hauses aufeinander. Und wie erwartet, ergänzten sich die beiden in ihrer Kunst wie die Teile eines stabilen Reißverschlusses. Man mochte zeitweise kaum glauben, dass hier nur zwei Musiker aktiv waren, so kompakt, mitreißend und energetisch spielten Gebhardt und Schillo zusammen. Mit kompositorischem Einfallsreichtum und ausgeprägter Befähigung zur ausgedehnten Improvisation hauchten die beiden damit etwa dem klassischen „Black Orpheus“ neues, jetzt noch stärker vibrierendes Leben ein. Ähnliches geschah durch ihre stringente Darbietung mit den Kompositionen aus Südeuropa, aus Frankreich und aus Übersee, mit denen sie das aktuelle Programm lebendig ausstatteten. Moderner, manchmal fast schon ins Rockige spielender Jazz und lehrbuchmäßige Umsetzungen eigener Ideen bildeten eine besonders reizvolle Abteilung des in Sachen Genre und Interpretation abwechslungsreichen Repertoires. Einen der Höhepunkte der JA!ZZevau-Veranstaltung markierten die Interpretationen zweier Beatles-Songs: Der nicht ganz so bekannte Titel „The Fool On The Hill“ stellte gerade deswegen viel freien Raum für fast schon experimentelle Ausführungen zur Verfügung. Aus dem Klassiker „Day Tripper“ machte das Duo dann eine in seinem neuen Charakter kaum wiederzuerkennende Version. Ungewöhnlich, aber interessant und des genaueren Hinhörens in jeder Partie wert. Hier waren Könner am Werk, von denen jeder allein schon ein gutes Konzert hätten bestreiten können. In dieser kleinen, aber punktgenau wirkenden Band waren sie indes unschlagbar. Mit umso mehr Bedauern musste man feststellen, dass nur eine Hand voll Gäste das Konzert miterleben wollten.

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