Kaiserslautern Wertvolles Spektakel

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Blues mit ordentlich Pepp in den Noten: Das Jugend- und Programmzentrum lud am Freitag zur kollektiven „Blues Night“ mit den Lauterer Headlinern von Voodoo Blues und ihren musikalischen Weggefährten Tin Pan Alley und Angry Old Man. Zusammen gestalteten die drei Bands ein schönes Konzerterlebnis, zwar mit überschaubarer Publikumszahl aber dafür mit exzellenter Musik und viel guter Laune.

Beim Betreten des Saals eröffnete sich das gewohnte Bild: Der Raum platzte nicht gerade aus allen Nähten, was direkt vermuten ließ, dass der Gig in einer doch recht „familiären“ Atmosphäre ablaufen sollte – ein Problem, mit dem heutzutage viele Blues-Musiker zu kämpfen haben, sofern sie nicht der absoluten Weltrangliga des Genres angehören. Das bedeutete aber auch, dass die auftretenden Bands reichlich „Spielraum“ hatten, um die Anwesenden in ihren Bann zu ziehen. Und genau das taten sie. Die fünf Herren von Angry Old Man machten den Anfang mit einem Set, das einige der hellsten Sterne des Bluesrock-Universums in sich vereinte. Und die gab es in schönsten Klangschauern auf die Ohren dank des fein abgestimmten Zusammenspiels von Klaus Brenner (Schlagzeug), Reini Becker (Bass), Jochen Scrammel (Keys), Andreas Mangasser (Gitarre) und Sänger Carsten Hartmann. Letzterer huschte genau so schnell auf die Bühne wie er wieder von ihr runter huschte, um zwischenzeitlich Kollege Mangasser das Mikrofon zu überlassen. Zurecht, denn der Barde schaffte es im Alleingang, hochwertigen Stücken wie „Pride and Joy“ von Stevie Ray Vaughan oder dem zeitlosen Hendrix-Evergreen „Hey Joe“ mit präzisester Gitarrenarbeit und kraftvollem Gesang neues Leben einzuhauchen. Hartmann legte zumindest in Sachen Sangeskraft noch eins drauf. Mit viel Druck zerrte er für solch großflächige Blues-Nummern wie Ray Charles’ „Hallelujah I love her so“ oder Junior Wells’ „Messin` with the Kid“ seine Stimme bis zum Äußersten und quetschte noch den hintersten Ton aus den Bändern. Bis zum Äußersten reizten auch die Lauterer Musikanten von Tin Pan Alley ihr musikalisches Können aus. Seit einem Vierteljahrhundert bespielt die Formation die regionalen und überregionalen Bühnen. Und mit gleicher Ausdauer wälzten sich Albert Koch (Gesang, Blues Harp), Werner Steiner (Gitarre, Gesang), Knut Maurer (Keyboard), Franz Schreiber (Bass) und Helmut Koch (Schlagzeug) bei ihrem Konzert in der Steinstraße durch ein vielschichtiges Repertoire aus Blues, Rock, Boogie und Country Rock. Albert Koch verdient dabei besonderes Lob, denn der Musiker lieferte in dem gut 60-minütigen Set nicht nur stimmlich sondern vor allem auf der Harmonika eine außerordentliche Leistung, und das fast ohne Verschnaufpause. Nur knappste Ansagen zwischen den Songs, ansonsten gingen viele Titel fast nahtlos ineinander über. Darunter prächtige Eigenkompositionen wie das ruhig vor sich hinplätschernde „In the Fields“ und das deftigere „Bad Dreams“ – beide aus der Feder von Gitarrist Steiner, letzteres auch noch von ihm selbst gesungen. Leider sorgte die Tontechnik manches Mal für markerschütterndes Quietschen in den Ohren und ließ Steiners Gesang im Nichts versinken. Das machten aber die Klassiker von Muddy Waters’ „Hoochie Coochie Man“ oder der minutenlang durchgezogene „Roadhouse Blues“ von den Doors – bei dem Pianist Maurer seine gesamte Spielfreude auslebte – schnell wieder wett. Spielfreude hatte auch die Familienbande von Voodoo Blues in Hülle und Fülle. Hier trifft die Melancholie des Blues auf belebenden Funkrock. Die Brüder Alex (Schlagzeug, Gesang), Markus (Bass), Michael (Gitarre) Schneller und dessen Sohn Timo (Gitarre) stürmten ohne Umwege in das musikalische Vermächtnis von Clapton, Vaughan und natürlich Hendrix, und das mit enormer Lautstärke, Inbrunst und schier unbändiger Energie. Das gilt vor allem für Drummer und Sänger in einem, Alex Schneller, der sich stimmlich durch aufwendige Nummern wie Stevie Ray Vaughans „Tightrope“ zerrte, ohne je aus seinem Schlag-Rhythmus zu kommen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ der Jungspund im Bunde, Timo Schneller, am Sechssaiter, da er immer wieder zu beherzten und nahezu makellosen Soloattacken ansetzte. Der Musiker begeisterte mit höchst abenteuerlichen aber perfekt ausgearbeiteten Grifffolgen auf seiner Gitarre. Wah-Wah-Pedal und Verzerrer kamen oft und gut zum Einsatz und so gekonnt wie Schneller junior sein Instrument traktierte, durfte Schneller senior auf der anderen Seite der Bühne völlig zurecht dem Sohnemann stolze Blicke zuwerfen. Fazit: Ein rundum gelungenes Blues-Spektakel in dreifacher Ausführung, von dem es in der Steinstraße ruhig mehr geben darf.

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