Kaiserslautern Von wegen Kindertruppe

Saarbrücken. Der Knöchel ist dick, das Band „wahrscheinlich angerissen“, aber Christian Lensch kriegt dieses Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Auch wenn er beim FC Saarbrücken verletzungsbedingt rausmusste, sein 1. FC Kaiserslautern II nach Führung den Ausgleichstreffer kassierte und nur einen Punkt mit nach Lautern nimmt, ist der Saarländer zufrieden.

Er hat bei dem Verein getroffen, für den er selbst zwei Jahre lang gespielt hat, und sein Team hat es trotz nicht ganz einfacher Vorzeichen gut gemacht. U23-Kapitän Mario Pokar, der in der Saison noch bei keinem Spiel gefehlt hatte, für gewöhnlich die Bälle aus dem Zentrum verteilt, war mit dem Profiteam nach Sandhausen gereist, außer Torwart Julian Pollersbeck war keiner aus der Bundesligamannschaft mit ins Saarland gekommen, die Elf auf dem Platz hatte ein Durchschnittsalter von 21,4 Jahre, die Spieler des 1. FC Saarbrücken waren im Schnitt mehr als sechs Jahre älter. U23-Coach Oliver Schäfer nannte es nach dem Spiel plastisch so: „Saarbrücken hat eine sehr gute Truppe, dagegen habe ich noch eine Kindertruppe.“ Der ehemalige Bundesligaprofi war aber sehr zufrieden, was ihm der Nachwuchs zeigte. „Wir sind nach Saarbrücken gekommen, wollten einen guten Fight liefern. Das ist uns gelungen.“ Der Plan sei gewesen, so lange wie möglich die Null zu halten und „vielleicht, wenn es klappt, einen guten Konter zu setzen“. Als der Ball gleich in der sechsten Minute über Robin Koch und Maximilian Zimmer zu Christian Lensch kam, der Saarländer die Pfälzer mit 1:0 in Führung schoss, war es erstmal ruhig im Saarbrücker Fanblock. Umso lauter wurde es, als zwei Minuten vor der Pause der Ausgleichstreffer fiel, nachdem Lukas Kiefer (22) auf Matthew Taylor (34) zurückgelegt und der den Ball rechts unten im Kasten versenkt hatte. „Ich musste die Truppe in der Halbzeit aufbauen, weil sie enttäuscht war“, berichtet Schäfer, der froh war, dass sich sein Team „nach großem Kampf mit viel Glück“ den Punkt gesichert hat. Dass der Kampf so eng werden würde, hatte Lensch schon geahnt. „Es war klar, dass Saarbrücken unter Druck stand nach der Niederlagen gegen Walldorf. Uns musste man nicht extra motivieren, wenn man vor einer solchen Kulisse spielen darf, da ist jeder motiviert.“ Die Vorzeichen für das Spiel vor 2853 Zuschauern waren nicht einfach für den FCK. Lensch: „Wir sind noch jung, Saarbrücken hat viele erfahrene Spieler. Wir konnten trotzdem mithalten“, fand der Mittelfeldspieler, der sich für Pokar freute, dass er die Chance auf einen Einsatz bei den Profis bekam. Erschöpft aber glücklich saß Johannes Reichert nach dem Spiel auf der Bank. Der 24-jährige Abwehrspieler durfte die Kapitänsbinde tragen. Das Gefühl kennt er zwar schon vom SSV Ulm, seinem früheren Verein, wo er auch Kapitän war, „aber beim FCK war es das erste Mal. Es ist für mich eine Ehre und macht mich stolz“, sagte er und schickte ein Lob in Richtung seiner Mannschaft. „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben uns vorgenommen, dass jeder kämpft und für den anderen läuft. Wenn einer den Ball verliert, ist gleich der andere da. Jeder hat sich reingehauen. Wie wir das gemacht haben als junge Mannschaft, Respekt.“ Auch Falko Götz, der Saarbrücker Trainer, zollte der U23 des FCK Respekt: „Eine Kindertruppe habe ich bei weitem nicht gesehen“, korrigierte er Schäfer. „Das ist schon Qualität, die da drin ist. Das haben sie sehr gut gemacht.“ Er wollte aber auch seiner Mannschaft keine Vorwürfe machen. „Die hat alles gegeben. Was uns heute gefehlt hat, war das Glück, weil Chancen hatten wir genug.“ Christian Lensch genoss sein Glück noch ein bisschen, schlenderte über den nassen Rasen, nahm eine kalten Zug frische Luft. Dass sein Knöchel wehtat, hatte er in dem Moment vergessen.

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