Kaiserslautern Vom Ballmädchen zur Nationalspielerin

Sehr fokussiert: Chiara Marino liebt ihren Sport.
Sehr fokussiert: Chiara Marino liebt ihren Sport.

Chiara Marino kann nicht verlieren. Das ist an und für sich schon einmal eine gute Voraussetzung für einen leistungsorientierten Sportler. Denn wer ganz nach oben will, muss nun mal gewinnen. Ziemlich oft sogar. Die Ludwigshafenerin hat in den vergangenen Jahren sehr viel gewonnen. So viel, dass sie zu den besten Spielerinnen in Deutschland gehört. Viele Monate war sie vor Jahren in der Altersklasse U13 sowie in der U15 die Nummer eins. Sie wurde ins Nationalteam berufen. Dem gehört sie seit ihrem 13. Lebensjahr an. Bei den Danish Open, eine Art inoffizielle Weltmeisterschaft, hatten Marino und Felix Hammes (SV Fischbach) vor drei Jahren großen Anteil daran, dass Deutschland Zweiter wurde. Davon war der italienische Nationaltrainer so beeindruckt, dass er versucht hatte, Marino abzuwerben – erfolglos. Die 16 Jahre alte Marino wurde voriges Jahr bei der deutschen Meisterschaft Dritte, Zweite beim deutschen Ranglistenturnier der U19 sowie Zweite bei den Austrian Open im Mixed und Einzel. Das sind jetzt alles sehr gute Leistungen. Doch Chiara Marino ist etwas frustriert. Der Frust ist nicht ungewöhnlich für das Top-Talent. Denn ihr Ehrgeiz ist so ausgeprägt, dass sie immer Vollgas gibt. Als ihre ältere Schwester Luana mit dem Badminton begann, war Chiara das Ballmädchen. Sie wusste aber schon damals, dass sie mal mindestens genauso gut wie ihre Schwester oder noch besser sein wollte. Sie übte daher viel. Sehr viel. Mit Erfolg. Im Training giftete sie nun schon mal Mitspieler an, wenn diese Larifari spielten. „Das bringt mich auf die Palme“, sagt die 16 Jahre alte Ludwigshafenerin. Nun ist es aber nicht so, dass Chiara Marino eine kleine Göre ist, die jeden in den Senkel stellt. Sie ist eine junge und aufgeweckte Jugendliche, die für ihr Leben gerne Badminton spielt. Dafür muss sie viel investieren. Dafür investiert sie aber auch gerne viel – körperlich und finanziell. Wobei das Finanzielle ihre Eltern übernehmen. Ihr Vater Pasqualino chauffierte seine Tochter lange Zeit von Ludwigshafen nach Kaiserslautern in das Verbandstraining oder quer durch Europa auf Turniere. Das hat sich etwas geändert. Seit drei Jahren geht Chiara Marino auf das Sport-Internat des Heinrich-Heine-Gymnasiums und teilt sich ein Zimmer mit Jule Petrikovsky. Mit ihr wurde Marino Dritte bei der Europameisterschaft im Doppel. Die Bedingungen in Kaiserslautern sind für Marino besser als auf ihrer vorherigen Schule, dem Geschwister-Scholl-Gymnasium in Ludwigshafen. „Ich habe mich als Persönlichkeit weiterentwickelt, bekomme auch Mentaltraining“, sagt die 16-Jährige, die in der Liga für den Oberligisten TuS Neuhofen (Rhein-Pfalz-Kreis) spielt. Marino trainiert nun außerdem täglich. Verbandstrainer Stefan Ljutzkanov fördert Marino sehr. Seit drei Jahren ist er ihr Coach. Früher hatten Chiara und ihre Schwester Luana mittwochs immer einen Privattrainer aus Mainz engagiert. „Sonst hätte ich ja nur zweimal die Woche Training. Da komme ich nicht voran“, erzählte Chiara. Der Wechsel nach Kaiserslautern war demnach zwangsläufig, um voranzukommen. Alternativ hätte sie auch nach Mühlheim an der Ruhr gehen können. Dort ist ein Olympia-Stützpunkt, an dem die Bundestrainer Matthias Hütten und Danny Schwarz die Talente formen. Marino wollte noch nicht so weit weg von zu Hause. Das könnte aber in ein bis zwei Jahren der Fall werden, sagt Ljutzkanov. „Wir haben natürlich unsere Pläne mit Chiara. Sie ist eine sehr talentierte Spielerin. Aber wenn ihre Entwicklung so weitergeht, dann wird sie früher oder später nach Mühlheim gehen müssen, um Trainingspartner auf ihrem Niveau zu haben“, sagt Ljutzkanov. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Zunächst einmal steht ein Lehrgang mit der Nationalmannschaft in Mühlheim an der Ruhr an. Der beginnt am kommenden Sonntag und endet am 9. Januar. An Ostern dann fliegt Marino mit einem Team nach Thailand und Indonesien. Stefan Ljutzkanov hat das organisiert. Schon 2018 waren sie dort. Doch dieses Jahr werden in Asien auch zwei Turniere gespielt. „Da freue ich mich schon sehr drauf, denn das Niveau ist sehr hoch“, sagt Marino. Sie wird auch in Thailand und Indonesien eine gute Figur abgeben. Denn ihr Ehrgeiz treibt Marino. „Chiara liebt Herausforderungen“, sagt Ljutzkanov. „Chiara ist ein toller Mensch. Sie ist ehrlich und offen, deshalb ist es für mich so angenehm, mit ihr zu arbeiten“, charakterisiert Ljutzkanov. Marino, sagt Ljutzkanov, widme sich sehr ihrem Sport. „Sie liebt Badminton. Ich muss ihr nie etwas zweimal sagen.“

Chiara Marino gehört zur europäischen Spitze.
Chiara Marino gehört zur europäischen Spitze.
x