Kaiserslautern Um Verständnis und Akzeptanz werben

Mit ungewöhnlichen Aktionen an ungewöhnlichen Orten will die „Woche der seelischen Gesundheit“ Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken, das die Öffentlichkeit sonst nicht gerne diskutiert. Bereits der offizielle Auftakt mit Kabarett, Empfang und Vernissage am Samstagmorgen im Union-Kino gab eine Vorstellung davon, wohin das Konzept zielt.

Aufgabe der Aktionswoche sei es, auf seelische Erkrankungen aufmerksam zu machen, um Verständnis und Akzeptanz für die betroffenen Menschen zu werben und um auf die vielfältigen Hilfs- und Unterstützungsangebote hinzuweisen, erklärte Sozialdezernent Joachim Färber. Er beklagte, dass in einer Gesellschaft, die sich Leistungsgesellschaft nenne, kein Platz sei für Krankheiten und Befindlichkeiten. Funktionieren stehe nicht nur im Vordergrund, sondern sei im Berufsleben das einzige Merkmal. Es sei wichtig, sich mit der seelischen Gesundheit auseinanderzusetzen und sie als hohes Gut ernst zu nehmen, betonte Färber. Als einen Schwerpunkt der Aktion nannte er die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Auf diesem Gebiet solle der Prävention noch mehr Aufmerksamkeit als bisher geschenkt und sie in Schulen fest etabliert werden. Die „Untiere“ Wolfgang Marschall und Philipp Tulius zeigten keinerlei Scheu, den Blick in die Seelen zuzulassen. Marschall plauderte zwei hochnotpeinliche Erlebnisse aus der Kinder- und Jugendzeit aus − vom Fakirauftritt mit Windelturban und knappstem Gummihöschen bei der Abendgesellschaft der Eltern bis zur Auseinandersetzung mit einem herbei geschnarchten Storch im Luisenpark. Tulius ging als Oberbürgermeister mit rollendem R auf die Rattenjagd in der Stadt. An beiden Auftritten hatte die Seele ihre Freude. Nicht auf die Aktionswoche beschränkt bleiben soll die Ausstellung der acht Bilder, die die Malerin Petra Neumahr an den Wänden des Cafés im Kino-Foyer aufgehängt hat. Sie bleiben bis zum 28. November dort. Wer seelisch gesundbleiben wolle, müsse dafür sorgen, dass im Beruf wie in der Partnerschaft bestimmte Qualitäten im Gleichgewicht blieben, erläuterte die Künstlerin. Darüber habe sie sich schon vor der Aktion Gedanken gemacht und diese Bilder gemalt: „Jeder muss das richtige Maß an Zufälligem und Geplanten finden.“ Der „Blick in die Seele“ mittels eines Guckkastens, der in den nächsten Tagen in den Cafés und Kneipen in der Stadt Station machen soll, gelang am Samstag nicht. Der darin befindliche Computer hatte den Geist aufgegeben. Das Organisatorenteam kümmerte sich aber direkt um Ersatz. Auf die Bildergeschichte „Liebe Deine Krise“, die im Guckkasten zu sehen ist, brauchten die Eröffnungsgäste aber nicht zu verzichten. Er wurde ihnen wie geplant auf der großen Kinoleinwand vorgeführt. (krh)

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