Kaiserslautern Traumlandschaften mit Leuchtkraft

In den Geschäftsräumen von „Ambiente für stilvolles Wohnen“ in Weilerbach ist seit Sonntag eine Bilderausstellung der Künstlerin Kerstin Platz zu sehen, die aus Otterberg stammt, aber seit wenigen Jahren in Amsterdam lebt.

Kerstin Platz liebt die Abwechslung. Eigentlich ist sie Chemieingenieurin und hat 15 Jahre im Qualitätsmanagement in der pharmazeutischen Industrie gearbeitet. „Doch schon immer hatte ich den inneren Drang, etwas zu machen, das von eigenen Händen kommt“, erzählt sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Im Jahr 2011 verlegte sie berufsbedingt ihren Wohnsitz nach Amsterdam und war auf Anhieb von der Lebendigkeit und Vielseitigkeit dieser Stadt fasziniert. „Ich beschloss, den mutigen Schritt zu gehen, um meiner eigenen Kreativität den nötigen Raum zu geben und einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen“. Sie studierte nochmals am MK24 Zentrum für Kunst in Amsterdam und baute ihr eigenes Kreativstudio auf. Diese Liebe zur Abwechslung schlägt sich auch in ihren Bildern nieder. Sie experimentiert mit den verschiedenen Maltechniken und Materialien, so dass die unterschiedlichsten Bilder entstehen, denen sie mit Absicht keine Titel gibt, um der Fantasie des Betrachters freien Lauf zu lassen. Da zeigt ein kleines Bild zusammengedrängte Wolkenkratzer, die sie mit Kohle gezeichnet hat. Fast meint man, sie nähmen menschliche Gestalt an und drückten sich ängstlich zusammen. Die schwarze Kohle verstärkt die Düsternis. Die schier klassisch gotische Kathedrale des nächsten Bildes hingegen scheint im Himmel zu schweben. Experimentiert hat sie dabei mit verschiedenen Techniken, wobei die grafische Ansicht mit Tusche und Feder entstanden ist. „Ich liebe es, mit Tusche zu arbeiten, weil man da schöne Kontraste herstellen kann“, erklärt sie. Das Kräftige arbeitet Kerstin Platz auch mit Tusche oder Ölkreide heraus, während sie die Lasuren mit Aquarellfarben übermalt. So entstehen Traumlandschaften mit schöner Leuchtkraft. Das Zufällige gehört bei Kerstin Platz zum Schaffensprozess. Auf spielerische Weise wird so das Zusammenwirken von Farbe, Form und Struktur entdeckt. Dann erst greift sie gezielt ein, um das Bild zu formen und zu vollenden. Besonders ins Auge des Betrachters fällt das 80 mal 100 Zentimeter große Bild, das wegen seiner Leuchtkraft eine große Wirkung ausstrahlt. Am Ufer eines Sees scheinen sich in schillernden, nuanciert abgestuften Farben Bäume sowie der Himmel zu spiegeln. Sogar eine Brücke und Vögel lassen sich auf dem abstrakten Bild erahnen, das sie vorwiegend mit Strukturpaste und Acrylfarben geschaffen hat. Der dunkle Farbgrund und die pastose Malweise greifen vergangene Mittel auf, und gleichzeitig wirken sie stark expressiv. Das Gegenständliche wird nach und nach eliminiert, wie auch das Bild mit den naiv gemalten Bäumen zeigt, die vor den Zickzack-Bergen und dem düsteren, ineinanderfließenden dunkelblauen und dunkelgrünen Hintergrund eine besondere Leuchtkraft ausstrahlt. Die Experimentierlust der Künstlerin geht sogar so weit, dass sie Alltagsmaterialien in ihre Bilder einfügt. So erhält das Environment (Collage), in das sie ein Fischernetz eingebaut hat, durch die dreidimensionale Wirkung einen besonderen ästhetischen Reiz und einen Verfremdungseffekt außerdem. Neben der Malerei entstehen in Platz’ Studio „Interior and art“ auch Wohnaccessoires wie Spiegel, Garderoben oder Hocker, die funktionell sind, aber auch sehr dekorativ wirken. Info Die Ausstellung ist in Weilerbach, in „Ambiente – Für stilvolles Wohnen“, Hauptstraße 15, noch bis zum 26. Juni zu sehen.

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