Kaiserslautern Trainerschein für Gangpferde

Paula Bartschke aus Kaiserslautern zählt auf dem Pferdesektor zu den bundesweit besten Amateurtrainerabsolventen des vergangenen Jahres. Am 30. Juni wird sie dafür von der Reiterlichen Vereinigung FN mit der Gebrüder-Lütke-Westhues-Auszeichnung im Landgestüt Redefin in Mecklenburg-Vorpommern geehrt.

Örn, der weiße Isländer ist nicht ganz unschuldig am Trainerschein C für Gangpferde, den Paula Bartschke 2013 in Angriff genommen und als eine der Besten zum Abschluss brachte. Mit aufs RHEINPFALZ-Foto will er trotzdem nicht so recht. Sein Interesse gilt eindeutig dem grünen Gras vor seiner Schnute. „Örn ist speziell“, stellt die 20-jährige Abiturientin ihren Partner vor, mit dem sie seit elf Jahren, seit er auf der Welt ist, ein Team bildet. Mit Höhen und, vor allem anfangs, mit einer ganzen Reihe von Tiefen. Sie wollte ihm gerecht werden, also hat sie an sich gearbeitet, gelernt, sich weitergebildet und trainiert. „Ich bin immer wieder an meine Grenzen gekommen, musste umdenken, neue Wege suchen, um das Ziel zu erreichen“, beschreibt sie das Zusammenwachsen mit ihrem Isländer. Mittlerweile hat sie auf dem Bergfeld am Aschbacherhof bei Kaiserslautern neben Örn einen weiteren Isländer, den siebenjährigen Fuchs Platon, stehen. Daneben reitet und bereitet sie auch andere Pferde, gibt Unterricht. Aber ganz obenan rangieren für sie die Isländer. Da lässt sie gar keine Zweifel aufkommen. Warum ausgerechnet die robusten, nicht allzu großen Ponys? „Es sind besondere Pferde“, beschreibt sie den Reiz. „Die Gänge sind mit nichts zu vergleichen. Wer auf einem Isländer sitzt und sich verspannt, der kann sicher sein, dass automatisch eine andere als die gewünschte Gangart folgt. Isländer haben ein besonders großes Feingefühl für verspannte Reiter.“ Und sie haben mit ihrem Fünf-Gang-Getriebe ein deutlich höheres Angebot in petto als alle anderen Pferde. Schließlich verfügt so ein Isländer neben Schritt, Trab und Galopp noch über die genetisch verankerte Gangart Tölt und den Rennpass. Da schöpfen die ausdrucksstarken vielseitigen Ponys mit den großen, wachen Augen regelrecht aus dem Vollen, wenn es darum geht, ihre Reiter zu fordern. Paula Bartschke hat sich fordern lassen. Bis hin zur Trainerausbildung und dem Trainerschein C für Gangpferde. Der Islandpferde-Reiter- und Züchterverband Deutschland (IPZV), ein der FN angeschlossener Verband, schreibt dafür das silberne Reitabzeichen plus, einen Lehrgang mit 120 Unterrichtseinheiten sowie zwei Prüfungstage vor. Geprüft wird das Reiten in allen Gangarten, die Theorie, das Reiten mit Handpferd, das Longieren. Unterricht muss erteilt werden und eine Hausarbeit ist für den Trainerschein zu erbringen. Alles zusammen gewertet, hat Bartschke, die sich beruflich Richtung Steuerwesen orientieren will, die Prüfer offensichtlich so gut überzeugt, dass sie nun Ende Juni von der FN geehrt wird. Die Auszeichnung macht sie doppelt stolz. Ist es doch überhaupt erst das zweite Mal, dass die „Isländer“ bei der FN in dieser Richtung Berücksichtigung finden. Bislang war die Gebrüder-Lütke-Westhues-Auszeichnung, das Gegenstück zur Stensberg-Plakette für herausragende Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister, den Amateurtrainern im Sektor Reiten, Fahren, Voltigieren oder Westernreiten verliehen worden. Der Trainerschein kann außerdem noch in der klassisch-barocken Reitweise oder dem Distanzreiten erworben werden und eben auch für Gangpferde. Mit dem Erreichten will sich Paula Bartschke nicht zufrieden geben. Sie will auf jeden Fall noch den nächsten Schritt gehen und baldmöglichst den Trainerschein B nachlegen. Jetzt freut sie sich aber erst auf die Fahrt ans Landgestüt Redefin, einen Ausflug nach Hamburg und auf einen weiteren Lehrgang, den sie im hohen Norden absolvieren wird.

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