Kaiserslautern „Tagtäglich damit konfrontiert“

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Mit einer Kundgebung im Rathaus und nachfolgendem Solidaritätszug durch die Innenstadt haben Organisationen in Kaiserslautern gestern gegen Gewalt an Frauen demonstriert. Äußeres Zeichen des Protests am weltweiten Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ ist die blaue Flagge mit dem stilisierten Frauenkörper und der Forderung, „frei leben“ zu können.

Im Rathausfoyer bleibt die Flagge für die nächsten drei Wochen gehisst. Gleichstellungsbeauftragte Marlene Isenmann-Emser verlas an dieser Stelle das Grußwort des Oberbürgermeisters, der mit Dekanin Dorothee Wüst und dem stellvertretenden Polizeipräsidenten Franz-Josef Brandt die Schirmherrschaft über die Aktion übernommen hatte. Klaus Weichel drückte seine Freude über das große Engagement in der Stadt gegen Gewalt an Frauen aus, wenn auch Gewalt gegen Frauen selbst alles andere als Anlass zur Freude sei. In einer modernen Gesellschaft sollte das eigentlich kein Thema mehr sein, jedoch sei dies brandaktuell wie eh und je. Von den Bürgern forderte Weichel, nicht die Augen zu verschließen, wenn sie Gewalt gegen Frauen sehen und das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Wo fängt Gewalt an? „Sie fängt nicht mit Schlägen an, sondern viel subtiler mit psychischer Gewalt, Mobbing, Stalking und verbaler Erniedrigung“, zählte der stellvertretende Polizeichef auf. Mit diesem Thema sei die Polizei tagtäglich konfrontiert. Bei der Bekämpfung von Gewalt in engen sozialen Beziehungen seien in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten viele wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen und umgesetzt worden. Bei Gewalt gegen Frauen schreite die Polizei konsequent ein, betonte Brandt mit Hinweis auf Einrichtungen wie die Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt und Stalking, den Opferschutzbeauftragten des Polizeipräsidiums und den sogenannten Runden Tisch, an dem sich regelmäßig Arbeitskreise zum Meinungsaustausch treffen. Die gemeinsamen Anstrengungen müssten trotzdem auch in Kaiserslautern deutlich ausgebaut werden. Nach dem Rundgang durch die Innenstadt verlas Pfalztheaterschauspielerin Hannelore Bähr auf der Bühne am Schillerplatz die Wahlkampfrede von Michelle Obama, mit der diese sich im Oktober mit emotionalen Worten gegen das sexistische „Umkleidegeplänkel“ des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gewandt und ihre Betroffenheit darüber zum Ausdruck gebracht hatte. Eine weitere Lesung, dazu Vortrag und Diskussion zum Thema ergänzten den Tag im Gemeindezentrum. |krh

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