Kaiserslautern Stimme, Schlagzeug, Schach, Schauspiel, Schule

Er fährt jeden Morgen in aller Frühe von Hornbach an der französischen Grenze nach Kaiserslautern, um hier im Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) sein Abitur zu machen: Der 18-jährige Jonathan Hartzendorf ist ein musikalisches Multitalent und hat unlängst beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert (wir berichteten) den zweiten Preis im klassischen Gesang errungen.

Im RHEINPFALZ-Gespräch macht Jonathan einen ruhigen, bescheidenen, zurückhaltenden Eindruck. Auf der Bühne jedoch, wie beim Frühjahrskonzert des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, als er mit der Combo den Robbie-Williams-Titel „Hot Fudge“ sang, explodiert er förmlich, besticht durch emotionale Direktheit und ungekünstelte Intensität. Das muss auch die Juroren des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert überzeugt haben, als sie den Jungspund mit dem zweiten Preis auszeichneten. Da sang er jedoch nicht etwa Rock oder Pop, sondern, wie es sich gehört, ein klassisches Programm: von Bach die Arie „Großer Herr, o starker König“ aus dem „Weihnachtsoratorium“, von Robert Schumann „Die Widmung“ aus den „Myrthen“ und von Richard Strauß das Lied „Ach weh mir, mir unglückhaftem Mann“. Zusätzlich sang er noch ein Stück von Albert Lortzing. „Ich bin an allen Musikrichtungen interessiert“, sagt Hartzendorf. „Am liebsten würde ich mir beide Richtungen erhalten, sowohl die Klassik als auch Rock, Pop und Jazz.“ Schon als Dreikäsehoch habe er viel gesungen. „Meine Mutter behauptet, ich hätte schon früher gesungen als gesprochen“, erzählt er. Der Keim wurde wohl im Elternhaus gelegt, denn beide Eltern, die Ärzte sind, seien sehr musikalisch, und im Hause Hartzendorf wurde viel musiziert. Mit fünf Jahren bereits spielte er Geige. „Die spiele ich manchmal noch im Schulorchester, wenn ich gebraucht werde“, sagt er. Mit zwölf Jahren stieg er dann um auf Klavierspielen. Schlagzeug und Gitarre spielt er zudem als Autodidakt für den Hausgebrauch. Mit 14 hat er dann angefangen, klassischen Gesangsunterricht zu nehmen. Seine Gesangslehrerin ist Sylvia Klauder von der Hochschule für Musik in Saarbrücken. Ins ASG fährt er seit zwei Jahren, weil sich diese Schule einen über die Region hinausgehenden Ruf als außerordentliches Musik-Gymnasium erworben habe und eben das Leistungsfach Musik anbiete. Hier singt der Bariton im Kammerchor und spielt sogar im Schultheater mit. Auch im „Jungen Theater“ im Pfalztheater ist er stark engagiert. Vor der Oberstufe am ASG war er am Helmholtz-Gymnasium in Zweibrücken. Ob sich der Aufwand lohnt, morgens früh um fünf Uhr schon aufzustehen, um rechtzeitig in die Schule zu kommen? „Auf jeden Fall“, versichert er, „hier gibt es ein breitgefächertes Angebot; ich bin in vieles involviert, und ich erfahre dabei große Unterstützung.“ Und schon blinzelt er auf die Uhr. Er muss nach Trippstadt zum Klavierunterricht bei seiner Klavierlehrerin Anne Schmidt, die ihn auch beim Bundeswettbewerb begleitet hat. Zu seinen zahlreichen Hobbys zählt auch das Schachspielen. Da hat er’s schon zum Jugendpfalzmeister gebracht und am Deutschland-Cup teilgenommen. „Ich habe viele Hobbys, die Schule läuft nebenher“, sagt er schmunzelnd. Da hat er aber wohl gehörig untertrieben. „Jonathan ist ein blendender Schüler, und er macht uns sehr viel Freude“, versichert die Schulleiterin des ASG, Eva Wenzel-Staudt.

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