Kaiserslautern Sternstunde des Kabaretts

Wieder schlug es im Ramsteiner Haus des Bürgers „Richling“. Während für die 400 Gäste am Donnerstagabend eine Glanzstunde des Kabaretts schlug, schlug es für die Politiker Dreizehn. Der Stuttgarter Ausnahme-Kabarettist lief in den zwei Stunden zur Höchstform auf und zeigte den Politikern aller Couleur, unter dem Motto „Deutschland sucht den Super-Politiker“, wo der Hammer hängt.

Die Bühne gleicht einem Bahnsteig. Voll mit roten, grünen, gelben und schwarzen Koffern ist ein Karren beladen. Und da kommt er, ächzend und stöhnend, mit einem riesigen Koffer im Schlepptau. Die Zunge hängt ihm fast zum Hals heraus. Das Programm „Zwerch trifft Fell“ beginnt. Und schon ist Richling auf Betriebstemperatur. Der studierte Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaftler redet schneller als ein Wasserfall und gleicht einem Dampfkochtopf. Hin und her trippelt er auf der Bühne, und wenn er Politiker treffend parodiert, windet sich sein Hals wie ein Korkenzieher. Den ganzen Körper dreht er dabei hin und her, während er die Augen verdreht wie eine Elster. Man darf ihn aber nicht für einen Clown halten. Richling ist ein Meister der Beiläufigkeit, ein glänzender Menschen-Beobachter, und vor allem versteht er es meisterhaft, die Politik und ihre Protagonisten zu sezieren wie ein Chirurg. Ganz aktuell äußert er sich über die islamischen Terroristen. „Wie unsicher muss man sein“, sagt er, „wenn man sich wegen Kleinigkeiten wie Karikaturen in seiner Ehre verletzt fühlt und deswegen Menschen tötet!“ Richlings Waffen hingegen sind die geschliffene Sprache und die gepfefferte Parodie, die er in literarisch anspruchsvolle Formen zu gießen versteht. Als Erstes muss die CDU dran glauben. 70 Prozent der Nichtwähler interessierten sich nicht mehr für die CDU, hätten Wahlforscher festgestellt. Merkel habe es ganz einfach umgedreht, sagt er: „70 Prozent der CDU interessieren sich nicht mehr für die Nichtwähler!“ In seinen Parodien reißt Richling den Politikern die Maske vom Gesicht. Beispiel: Angela Merkel im Interview. Er lässt die Kanzlerin prusten und pusten, nuscheln und krächzen und karikiert damit anschaulich das Nichtssagende und Widersprüchliche, das hinter ihrer Rede steckt. Kauder, Steinmeier, Genscher oder Özdemir kommen nicht besser weg. Alle müssen sie sich dem gnadenlosen Casting durch den Kabarettisten stellen. Alle reden sie sich um Kopf und Kragen, denn Richling versteht es scheinbar völlig beiläufig, sie in ihrer Belanglosigkeit und Trivialität zu entlarven. Genscher, Helmut Schmidt, Schröder oder Schäuble parodiert er dabei in Idiom, Verhaltens- und Redeweise glänzend. Dass der sarkastische Wahr-Sager auch ein Meister der Übertreibung ist, gehört zum Geschäft. Letztendlich geht es Richling jedoch um Moral in den verschiedensten Facetten. „Die grünen Politiker können Sie doch drehen und wenden wie Sie wollen“, meint er. Joschka Fischer sei als Umweltminister gegen die Atomkraft gewesen, heute berate er Atomkonzerne. Gerhard Schröder habe sich als Ex-Kanzler und Berater von GazProm ebenso gewandelt wie Merkel, die entschieden für die Atomkraft einstand und dann Knall auf Fall die Energiewende herbeigeführt habe. Politiker setzten sich heute nur noch „dick und fett in die Talkshows“ und quatschten dummes Zeug. Frauen in Führungspositionen? Wenn sie das mal erreicht hätten, werde man sie nie mehr los. Beste Beispiele seien die Queen und Merkel. Wo sind wir eigentlich gelandet, fragt sich Richling. Der Bürger sei nur noch eine Belästigung für die Herrschenden. Und Freiheit? Früher habe gegolten: Im Zweifel für den Angeklagten. Heute würden im Zweifel alle angeklagt. Pädophilie von Politikern und Priestern, Politikern, die Geld in Liechtenstein bunkern, korrupte Politiker – nichts lässt er aus in seinem Rundumschlag und kommt zu der Erkenntnis: „Was wär’ das Lewe leicht, wenn wir endlich kapiere täte, dass wir Moral nicht lääwe könne!“ Eine Sternstunde des Kabaretts. Begeisterter Beifall.

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