Kaiserslautern „Social Media kann ein Türöffner sein“

«Landstuhl/Speyer.»Das Bistum Speyer geht in der Öffentlichkeitsarbeit neue Wege. Facebook, Twitter, Youtube und Instagram werden seit wenigen Wochen intensiv bespielt. Zuständig ist dafür Felix Scherer. Der in Landstuhl aufgewachsene Social-Media-Redakteur unterhielt sich mit Redakteurin Pola Schlipf über seine Arbeit und den Glauben.

Herr Scherer, den ersten großen Social-Media-Auftritt des Bistums Speyer haben Sie vor wenigen Tagen rund um die Feier anlässlich der Neugründung vor 200 Jahren koordiniert. Wie zufrieden sind Sie denn?

Ziemlich. Einerseits weil beide Tage der Festlichkeiten sehr gut gelaufen sind, sowohl vom Organisatorischen als auch von der Resonanz der Besucher, andererseits weil es ein Füllhorn an Themen für Social Media gab, die man auf verschiedene Arten aufbereiten konnte. Gut angekommen sind zum Beispiel kurze Videos, etwa vom Einzug beim Pontifikalamt. So konnten auch Menschen daran teilhaben, die nicht im Dom waren. Was reizt Sie an Social Media? Ich habe vorher klassische Pressearbeit gemacht, per Pressemitteilung mit anderen interagiert. Jetzt, als Social-Media-Redakteur, nehmen diese Interaktionen extrem zu, der Rückkanal seitens der User gehört explizit dazu, wenn jemand eine Meinung hat, äußert er diese. Dieses Nehmen und Geben, das macht für mich den großen Reiz aus. In meiner Wahrnehmung sind soziale Medien schnelllebig, oft oberflächlich und sie bieten Raum für anonyme Entgleisungen. Mit Glauben verbinde ich hingegen Begriffe wie traditionell, eher tiefgründig, nicht diskriminieren wollend. Entsteht dadurch ein Konflikt bei Ihrer Arbeit? Nein, überhaupt nicht. Gerade auf die Arbeit im Bistum bezogen, fand ich die Mischung sehr reizvoll. Man hat soziale, kulturelle, spirituelle Themen und es geht um das komplette Leben von der Geburt bis zum Tod. Das finde ich sehr spannend. Und wir wollen zukünftig auch in Sachen Glauben über die Social-Media-Kanäle Impulse geben. Kann die Kirche über die Präsenz bei Facebook und Co. junge Menschen wirklich erreichen? Unsere Vorstellung ist es schon, Zielgruppen zu erschließen, die wir bislang überhaupt nicht erreichen können. Es ist uns ein Anliegen, die Schwelle zu senken, zu uns zu finden. Und es gibt in Speyer ja auch den BDKJ und die Netzgemeinde, die sich rein um die Seelsorge kümmert und jede Woche per Whatsapp Glaubensimpulse setzt, die dann von der Zielgruppe im Netz diskutiert werden. Die Präsenz in Social-Media-Angeboten kann an vielen Stellen ein Türöffner sein, die Neugier wecken oder Fragen beantworten. Ich denke, dafür schaffen wir eine gute Anlaufstelle in sozialen Medien. Haben Sie Angst vor Shitstorms auf den Seiten des Bistums? Damit hatten wir bislang wenig Probleme. Erfahrungsgemäß ist das eine lautstarke Minderheit. Andererseits wird über das Thema Hate Speech (Hassrede, Anm. d. Red.) gesellschaftlich diskutiert. Da würden wir uns gerne einklinken als Kirche, die wir sind, mit unseren christlichen Werten. Zu diesen bekennen sich immer weniger Menschen, schaut man sich die Besucherzahlen bei Gottesdiensten an. Woran hapert es Ihrer Meinung nach in Bezug auf die Gläubigkeit in Deutschland? Das ist eine der großen Fragen unserer Zeit. Wenn ich mich umhöre, sagen viele, dass sie sich sehr wohl mit den christlichen Werten identifizieren können, aber es ist schon auch so, dass Diskussionen stattfinden müssen, wie die Kirche Dinge neu denken kann. Ein Trend der letzten Zeit sind Livestreams von Gottesdiensten, das kommt gut an. Wie haben Sie zum Glauben gefunden? Ich bin in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. Lange Zeit habe ich den Glauben auf kleiner Flamme gekocht und bin nur an den großen Feiertagen in die Kirche gegangen. In letzter Zeit mache ich mir wieder mehr Gedanken, gerade zum Begriff Nachhaltigkeit, auf die Frage, wo führt das alles hin. Ich glaube, dass man da Antworten finden kann. Welche Antworten gibt die Kirche Ihnen, die Politik und Gesellschaft nicht geben? Ich würde es gar nicht als Gegensatz sehen, es gibt ja sogar eine Partei, die hat das christlich in ihrem Namen. Es ist eher ein Miteinander als ein Gegeneinander. Nächstenliebe und Toleranz sind Werte, die mir wichtig sind. Sie stammen aus Landstuhl, einer Stadt, in der einer der ersten reformierten Gottesdienste stattgefunden hat. Haben Sie sich mit der Religionsgeschichte Ihres Heimatortes beschäftigt? Ja, schon, auf der Burg war ich natürlich das ein oder andere Mal und auch das Leben und Sterben Franz von Sickingens ist mir, wie jedem Landstuhler, vertraut. Wie stehen Sie im Lutherjahr zur Ökumene? Ich finde, es ist eine vernünftige Entwicklung, dass die Ökumene auf höchster kirchlicher Ebene vorangetrieben wird. Auch in meinem Alltag wird dieser Unterschied zwischen evangelisch und katholisch zunehmend geringer. Wird es vom katholischen Social-Media-Redakteur Beiträge zum Lutherjahr geben? Ich denke schon, dass es da den ein oder anderen Punkt geben wird, an dem wir teilhaben können. Im Netz www.facebook.com/Bistum-Speyer-1912537475694443/ —twitter.com/bistum_speyer —www.youtube.comwww.instagram.com/bistum.speyer/

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