Kaiserslautern So wird ein Schuh draus

Sonnenschein über Burg Hohenecken. Handwerker arbeiten im Innenhof, in der Küche bereitet die Köchin ein Festmahl zu und aus dem 21. Jahrhundert strömen die Zaungäste herbei. „Living History“ – gelebte Geschichte – ist das Motto, unter dem der Förderverein der Burg am Wochenende erneut zu einem Blick auf den Alltag im 13. Jahrhundert eingeladen hat.

Dass dieser Blick möglichst authentisch sein soll, haben sich die Mitglieder des Fördervereins und die Gruppen auf die Fahne geschrieben, die das Wochenende in den Mauern der alten Stauferburg verbringen. Authentisch ist allein schon der mühevolle Anstieg aus Hohenecken zum Burgberg hinauf. Dafür sind die Getränke, die die Burgfreunde mitgebracht haben, aus dem Hier und Heute und außerdem gut gekühlt. „Umgedreht wird ein Schuh draus“: Beinahe jeder kennt den Satz. Schuhmacher Thomas, der mit Ehefrau Dorit und den Kinder Helene und Paula aus Ruppertsecken auf die Burg gekommen ist, erklärt seinen Ursprung. Ein Berg Lederschläppchen vor ihm auf dem Tisch und die Art, wie er mit Ahle und Schweineborsten eine Sohle mit dem oberen Teil eines Schuhs verbindet, spricht von Routine. Was der Handwerker da bearbeitet ist aber nicht das fertige Produkt. Erst wenn er die Sohle nach innen stülpt, wird ein Schuh draus. Aha – seine Zuschauer nicken beeindruckt. Zur Linken des Schusters nestelt Katharina mit flinken Fingern an etwas, das ein Eierwärmer sein könnte. Es wird ein Kindersöckchen. Die Nadel, mit der sie arbeitet, gleicht einer dicken Nähnadel. Die Technik – zwischen Stricken und Häkeln – nennt sich „Nadelbinden“. Gern lässt sie sich bei auf die Finger schauen. Während der Korbflechter an einem Stand aus ungeschälten Weidenruten den Boden für einen Korb fertiggestellt hat und sich von dort langsam nach oben arbeitet, fliegen wenige Meter weiter beim Zimmermann die Späne. Mit der Axt aus einem Baumstamm einen Balken zu fertigen kostet Kraft. Zur Entlastung hackt er zwischendurch mal einen Satz Holzschindeln, das sei nicht ganz so anstrengend, erklärt der Handwerker. Seine Arbeitszeit: „Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.“ Nur oberflächlich betrachtet hat Dorit im Vergleich zum Zimmermann einen einfacheren Job. Die Frau des Schusters ist die Köchin der Burg. Sie hat einen Helfer und eine Magd, die nach dem Essen das Geschirr spült. „Kochen war damals eine aufwendige Sache“, sagt sie und weist auf umfangreiche Vorbereitungen schon für ein einfaches Hühnergericht hin. Das Festmahl, das sie für den Abend vorbereitet ist hingegen üppig: Eier in gelber und grüner Soße, Fleischpasteten, Zitronenfleisch und Carbonaden, dazu Brot und vierfarbige Karotten und Zimterbsen. Zum Dessert hat sie „Madenmus“ mit Obstsoße vorbereitet. Ihre Auswahl an Gewürzen ist groß: Lorbeer, Senfkörner, Galgant, langer Pfeffer und Paradieskörner als Pfefferersatz sind nur einige davon. Gesprächsstoff für den Rückweg den steilen Burgweg hinab hat der Förderverein seinen Gästen mitgeben. Er hat nämlich auch über seine Aufgabe informiert: Burg Hohenecken vor dem weiteren Verfall bewahren und zu einem attraktiven Anziehungspunkt entwickeln. (krh)

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