Kaiserslautern So alt wie die Universität in Kaiserslautern

Parallel zur Entstehung der Doppeluniversität Kaiserslautern-Trier fanden sich in Kaiserslautern Studenten zur Gründung der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Merowingia zusammen. Heute, Samstag, 27. Juni, blickt die Verbindung bei einem Festkommers in der Veranstaltungshalle der Gartenschau auf 45 Jahre ihres Bestehens zurück. Mit Philistersenior Peter Scherer, dem Vorsitzenden des Altherrenverbandes, sprach Joachim Schwitalla über die Studentenverbindung.

Sie sind Philistersenior. Was ist ein Philister?

Eine Studentenverbindung besteht aus zwei Gruppen von Mitgliedern. Bei Merowingia sind das zum einen die Studenten, die an der Technischen Universität oder der Hochschule studieren, die sogenannten Aktiven. Zum anderen die Akademiker, die ihr Studium abgeschlossen haben und im Beruf stehen, die sogenannten Alten Herren. Im Fachjargon der Studentenverbindungen werden diese Alte Herren auch Philister genannt. Die Philister sind das konstante Element bei halbjährlich wechselnden Vorständen der Aktiven. Sie finanzieren mit ihren Beiträgen den Verbindungsbetrieb und bilden eine Kommunikationsplattform, die weit über die aktuellen Themen des jeweiligen Fachstudiums hinausgeht. Die Merowingia ist eine recht junge Studentenverbindung. Was zeichnet sie aus, wofür steht sie? Merowingia ist so alt wie die Universität in unserer Stadt. Genauso wie die TU sich selbst zwischen Tradition und Innovation definiert, so steht auch Merowingia als eine katholische Studentenverbindung in diesem Spannungsfeld. Die Gründer gaben uns 1970 den Wahlspruch „Bedenke und Erneuere“. Als Student bekennend katholisch zu sein, ist hierbei genauso entscheidend wie als farbentragender Couleurstudent seinen Standpunkt nach außen zu zeigen und argumentativ zu vertreten. Studentenverbindungen sind bekannt für Brauchtumspflege. Trifft das auch für die Merowingia zu? Merowingia ist kein Verein zur Brauchtumspflege! Es gibt auch bei uns gelebte couleurstudentische Regeln und Umgangsformen, die genauso praktiziert werden wie andere Regeln des guten Anstands und des Benimms. Es ist für ein berufliches Fortkommen sehr hilfreich, wenn man sich mühelos auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegen kann. Dies ist umso wichtiger, wenn man bestimmte Umgangsformen nicht bereits im eigenen Elternhaus erlebt und kennengelernt hat. Studierenden einer Technischen Universität sagt man nach, dass sie nur ihr Studium kennen. Verbleibt da noch die Zeit, sich in der Merowingia zu engagieren? Die Verschulung der Studiengänge in den Bachelor- und Masterstudiengängen nach der Bologna-Reform hat den frei verfügbaren Zeitkorridor der heutigen Studenten sehr weit eingeschränkt. Bestanden vor einigen Jahren noch größere zeitliche Gestaltungsspielräume, die sich erst zu Examenszeiten verengten, setzt sich heute der schulische Gymnasialbetrieb an der Hochschule fort. Ungeachtet dessen suchen die Industrieunternehmen die Absolventen, die über den Tellerrand des eigenen Fachstudiums hinausschauen. Es werden die Absolventen gesucht, die über die notwendigen Soft Skills, insbesondere Sozialkompetenz verfügen, sich argumentativ in das Projektteam einbringen und auch die Projektergebnisse überzeugend vor den Entscheidungsgremien präsentieren können. Die Zeit für den Erwerb solcher Zusatzqualifikationen ist bei Merowingia gut investiert. In den letzten Wintersemestern sind immer vier bis fünf katholische Studenten zu uns gestoßen, die diese Benefits für sich erkannt haben. (jsw) Info Der Verbindung „Merowingia“ gehören 184 Mitglieder an. Die Gründung der Verbindung 1970 fällt in die Zeit, in der man beim Bau des Rathauses in Kaiserslautern 1968 auf Funde aus Merowingischer Zeit gestoßen war.

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