Kaiserslautern Schwermütig und finster

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Schlaflieder, die Alpträume bereiten: Mit ihrer neuen Platte „Schlaflieder“ führt die Dark-Metal-Band Ewigheim wieder in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele. Am Freitag auch die schlaflosen Fans im Lauterer Cotton Club.

Ewigheim – klingt wie ein Ort aus der nordischen Mythologie. Tatsächlich ist es das Reich, das sich Eisregen-Schlagzeuger Ronny „Yantit“ Fimmel und The-Vision-Bleak-Sänger Allen B. Konstanz für ihre grotesken Gedanken erschaffen haben. Zusammen mit Lead-Gitarrist Markus Stock, alias „Schwadorf“, produzieren die Musiker makabren Elektro Metal, der genauso melancholisch und düster wie geladen und tanzbar ist. Thematisch geht es bei der Thüringer Formation um Verhängnis, Leid und Tod, häufig mit ordentlich Ironie und Elektronik entschärft. Themen, mit denen sich auch die Vorband an diesem Abend bestens auskennt. Die Kölner Horrorgestalten von The Other gruselten pünktlich um 20 Uhr los mit düsterem Punk und sehr aufwendiger Horror-Maskerade. Alles in allem ein gelungener Auftritt, bei dem Till Lindemanns (Rammstein) kleiner Bruder – also rein optisch – Thorsten Wilms und sein Gruselkabinett der Menge gut einheizten. Die Elektro-Rocker von Ewigheim kommen auch ohne Masken und Verkleidung aus. Hier bringen tief klaffende, seelische Wunden und hüllenlose Emotionen die Härchen auf der Haut zum Stehen. Mit dieser Machart fährt die Kapelle seit ihrer Gründung 1999 sehr gut, hat sich eine kleine, aber treue Fan-Gemeinschaft erspielt. 2016 meldeten sich die Thüringer mit neuer Platte voller „Schlaflieder“ zurück – so zumindest der Titel. In Wahrheit lässt die Scheibe langgediente Fans endlich wieder aufhorchen. Zum Einschlummern gibt es hier wenig, dafür ist das neue Liedgut zu schwermütig und finster. Der Titeltrack „Schlaflied“ besingt beispielsweise den Tod eines Freundes, und auch das zweite Stück des Abend „Augen zu“ handelt von gleich zweifachem Suizid. Da rankten sich wieder eindringlich-düstere Melodik und unterschwelliger Zynismus zu einer Welt zusammen, in der der Tod als einziger Lichtblick besungen wird. Das Lauterer Publikum – nicht ganz so zahlreich erschienen wie bei anderen Ewigheim-Konzerten – ging direkt mit, bezog vor der Bühne Stellung und begleitete die Musiker auf ihrem Weg. Sie schleppten sich mit Sänger Allen B. Konstanz mühsam durch „Das Rad der Käfer“ und blieben bei dem Song „Schatten“ noch sekundenlang still, bis der erlösende Applaus kam. Es ging aber auch mit mehr Tempo: „Falsches Herz“ ließ die Herzen der Fans auf Hochtouren pochen, und „Schneemann“ machte dem bewegungsfreudigen Publikumsanteil sichtlich Freude. Rundum überwog aber wieder die Band-typische Tristesse in den Songs, und für die lieben die Fans ihre Ewigheimer eh am meisten.

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