Kaiserslautern Schuld ist die Großmutter

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Immer häufiger erscheint in Veranstaltungsprogrammen klassischer Musikkonzerte hiesiger Häuser der Name einer Lauterer Neubürgerin: Ekaterina Tarnopolskaja. Erneut steht ein Abend im Casino der Volksbank bevor, an dem die Pianistin mit berühmten Kompositionen Chopins zu sehen und zu hören sein wird. In einem Gespräch mit der RHEINPFALZ sprach die Künstlerin über ihr Leben mit Musik.

Die RHEINPFALZ-Anfrage erreichte Ekaterina Tarnopolskaja in München. Typisch. Es hätte auch Stuttgart oder Mannheim sein können. Dass sie hier lebt, ist dennoch korrekt. Und zwar seit rund drei Jahren als vierköpfige Familie. Damals begann ihr Mann, der mittlerweile vielfach erlebte Sänger Wieland Satter, ein Festengagement am Pfalztheater. „Zuvor wohnten wir meiner beruflichen Verpflichtung zuliebe zehn Jahre in Passau, jetzt sind wir hier der seinen wegen.“ Das hieß und heißt: Der jeweils andere arbeitet freiberuflich. Beispielsweise wie gerade zurzeit als Studienleiterin am Gärtnerplatz-Theater in München. Und damit ist schon erwähnt, was neben Konzerttätigkeiten das Musikleben Tarnopolskajas ausmacht. Sie liebe das Unterrichten, da es heißt, Kompositionen auseinandernehmen zu können oder herauszufinden, wie Schülern beizubringen sei, mit der Spielweise der Komposition gerecht zu werden und nicht umgekehrt. Doch nun der Blick einige Jahre zurück in ihre Geburtsstadt Moskau. Es war ganz sicherlich die geliebte Großmutter, der die Musikerkarriere „der Tarnopolskaja“ zu verdanken ist. Sie war die musikalische Begabung in der Familie. Zuerst suchte sie dieses Talent bei der Tochter, dann bei der Enkelin, die damals liebend gern Eiskunstläuferin geworden wäre. Und diese ist davon überzeugt: „Wenn meine Oma dazu die Chance bekommen hätte – dann wäre sie herausragend geworden.“ Gehört doch Moskau neben St. Petersburg zu den kulturellen Zentren des Landes, zu den „Oasen“, wie Tarnopolskaja betont. Diese Tatsache förderte auch die eigene Musikalität an einer der Spezialschulen, die sich durch Leistungs- und Qualitätsdruck samt jährlicher Prüfungen auszeichnen. Sie kam erst mit zehn Jahren dahin, galt als Quereinsteigerin mit besten Noten. Im Unterschied zu deutschen Schulen gehören Gehörbildung, Musiktheorie, Musikgeschichte, Chorwesen oder auch Rhythmuskunde zu den klassischen Schulfächern. „Da bleibt keine Zeit zum Spielen und Toben.“ Doch das merkte sie erst nicht. Sie war ehrgeizig, wollte Großmutters „heißesten Wunsch“ erfüllen und war am Ende tatsächlich eine der Besten. Zu fragen, ob es hätte ein anderer Beruf sein können, „war irgendwann vorbei, weil mir das Musizieren liegt, weil es mich ausmacht, auch ohne, dass ich es aus mir heraus unbedingt gewollt hätte“. Es folgten das Studium in Moskau und ein Stipendium in Weimar. Letzteres sollte eine Schlüsselrolle spielen: Dort traf sie ihren späteren Ehemann, dort schloss sie 2004 ihr Examen mit Auszeichnung ab, und dort entschied sie, die Enge ihres Heimatlandes zu verlassen. „Da kam mir Weimar gelegen. Mir gefiel die Stadt, mich faszinierte deutsche Kultur. Ich entdeckte meine Affinität zum Land.“ So nahm sie kurzerhand zweimal pro Woche vier Monate lang Deutschunterricht, empfand die Sprache als leicht erlernbar und spricht heute so gut wie akzentfrei. So blickt die Pianistin auf ein intensives Studium zurück, erfuhr über ihren Mann die Liebe zum Musiktheater und nahm – teils gemeinsame – Aufträge für theater- und kammermusikalisches Konzertieren an. Längst waren zwei Kinder geboren, die nicht zwangsläufig in elterlichen Fußstapfen folgen, jedoch eine Riesenfreude bereiten, wenn das Instrument geübt, das Konzert oder die Oper besucht wird. Was den Kindern allerdings leichter fällt als der Mutter, das ist das Einleben am neuen Wohnort. Zuerst plagte Heimweh, vor allem „nach dem Haus, der Wohnung und Straße in Passau“. Mittlerweile „ist es schön“, und nun freut sie sich auf den erstmaligen Auftritt in der Volksbank und vor allem auf das große Fruchthallen-Konzert im März nächsten Jahres. Konzert „Chopins Traumreich der Poesie“ mit der Pianistin Ekaterina Tarnopolskaja am Freitag, 13. November, 20 Uhr, im Casino der Volksbank, Fischerstraße 49; Karten in der Bank und an der Abendkasse.

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