Kaiserslautern Reise in ferne Länder

Ganz ohne Dramaturgie und Regie „inszenierten“ Musiker des Pfalztheater-Orchesters am Sonntag im Großen Haus eine exotische Odyssee von Europa nach Asien. Vom Bosporus als Schnittstelle zwischen Europa und Asien bis Japan reichte die Reiseroute, die musikalisch, choreographisch, szenisch und mit Leinwandprojektion von Landkarten und Landschaftsbildern alle Register publikumswirksamer Darstellung zog. Das Kinderkammerkonzert folgte dabei den „Spuren der Streichinstrumente“.

Exotisch gewandte Musiker des zusammengestellten Streichquintetts wurden zunächst zum Blickfang, später musikalisch zur Attraktion. Denn: Ekaterina Romantchouk und Mari Kitamoto, die sich als Primarius-Geigerin abwechselten, sowie Johannes Pardall (Viola), Dieter Hehl (Cello) und Martin Lichtmann (Kontrabass) hatten zu den vorgestellten Ländern nicht nur die passenden Klangbeispiele zusammengestellt, sondern auch minutiös in Diktion, Kolorit und Rhythmik interpretatorisch ausgearbeitet. Klassisch-konzertante Werke wie Mozarts „Türkischer Marsch“ oder Borodins „Steppenskizze aus Mittelasien“ wechselten mit folkloristischen, wobei das syrische Klangbeispiel mit den Bauchtänzerinnen die Hauptattraktion bildete. Verena Zoege von Manteuffel, Anna Manja Larcher und Nora El-Ruheibany sorgten tänzerisch im orientalischen Kostüm für die perfekte Umsetzung der lebhaft pulsierenden Musik, wobei hier die Schlagzeuger des Pfalztheaters Werner Brill, Marcus Walder und die erwähnte Nora El Ruheibany nötigen Voraussetzungen schufen. Wichtiger noch als das Würdigen der enormen musikalischen Vielseitigkeit mit dem stilsicheren Bewältigen verschiedener Tonsysteme und Taktwechsel sowie melodischer und rhythmischer Finessen dieser Musik ist die Grundkonzeption: Werner Brill, als Nikolaus und Reiseleiter bei früheren Kinderkonzerten immer für eine Überraschung gut, schlüpfte jetzt in die Paraderolle eines Kameltreibers und Karawanenführers. Und stellte neben weiteren indischen, chinesischen und japanischen Werken noch seine ausdrucksstarke Eigenkomposition „China Town“ vor. Daneben tat sich Johannes Pardall als „Sprachrohr“ hervor, der pädagogisch und rhetorisch geschickt die Reiseroute mit Informationen über die Instrumente und die Musik verband. Ein Kinderlied auf einer zweisaitigen chinesischen Geige, eine eingeblendete Silhouette mit Kamelen und eine gelungene Mischform aus Moderation und Quiz, kurz: Die durch und durch gelungene Veranstaltung geizte nicht an Informationen über Land und Leute, szenischen Gags, visuellen Reizen und musikalischen Höhepunkten. Etwa, als die Fagottistin des international besetzten Orchesters, Ji-Myung Cho, neben der insgesamt homogen wirkenden Ensembleleistung solistisch glänzte. Die Komposition „New Arirang“ für Fagott und Streichquintett harmonierte in schöner, sicherer Tongebung der Solistin mit dem ohnehin fein ausbalancierten Streicherklang.

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