Kaiserslautern Raus aus der Kiste

Er ist nun auch schon 40, ganz frisch ist das nicht mehr. Doch bei Olli Schulz ist alles anders, also warum nicht noch spät den Karrieredurchbruch feiern? Olli Schulz ist im Umfeld der mit Grimmepreisen dekorierten Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt mittlerweile zum Star einer eigenen Fernsehreihe geworden – reist nun aber wieder als Liedermacher durchs Land. Heute Abend spielt er im Kaiserslauterer Kulturzentrum Kammgarn auf, wo er kein Unbekannter ist. Aber bislang auf den kleinen Cotton Club beschränkt war. Heute aber geht’s in große Kasino. Schulz hatte sich zunächst langsam aber stetig einen Ruf als Musiker aufgebaut, im Umfeld von Tomte und Kettcar. „Brichst du mir das Herz, dann brech ich dir die Beine“ hieß 2003 seine erste CD (mit Max Schröder, der später Herr Makatsch wurde). Trockener nordischer Humor gehört zu den Markenzeichen des Hamburgers: Seine stets erlebenswerten Konzerte waren immer auch schon wortlastig. Songs leitet Schulz gern mit Anekdoten ein, mit Vorliebe über seine Zeit als Roadie bei Heavy-Metal-Bands. Der Sprung ins weite Feld der Comedy war da nur logisch. Erst war Olli Schulz der Sidekick von Joko & Klaas bei neo Paradise, wo er mit seltsamen Einspielern, wie er sagt, „für die Neudefinition beziehungsweise konsequente Ausweitung unserer Schamgrenzen“ sorgte. Dem infernalischen Duo folgte er ins „richtige“ Fernsehen, zur Anarcho-TV-Show „Circus Halligalli“ bei Pro7, in der übliche Moderationsprinzipien ausgehebelt werden und gar das Scheitern gefeiert wird. Abwegige Musik sowieso. Der schnoddrige, bisweilen leicht lispelnde Schulz passt dazu bestens. Radio macht Schulz auch noch, sonntags beim Berliner radioeins mit Jan Böhmermann, wo einfach über alles geredet wird. Ums „Abschweifen, Ausufern, Ablenken, Irreführen, Übertreiben“ geht es Schulz da. Satire eben. Seit Januar hat der 40-Jährige nun seine eigene, weniger klamaukige TV-Reihe: „Schulz In The Box“. Eine Stunde, in der er sich in einer Kiste in ein anderes Leben schickt. Er stellt sich mit offenem Blick und entwaffnendem Charme im Stil einer „Sendung mit der Maus“ für Erwachsene einer neuen Lebenserfahrung. Nicht unbedingt einer glamourösen, wie die Folge „Olli im Knast“ beweist, wo er eine ernüchternde Aufnahmeprozedur in entmenschlichtem Beamtendeutsch erlebt („Da wurde mir doch recht mulmig um die Hühnerbrust“) und auf einen wegen Totschlags Verurteilten trifft. „Erstaunlich tiefgründig, mehr davon bitte“, lautet ein Kommentar unter dem Mitschnitt auf der Webseite des Senders. Die Superquote erreicht die Reihe zwar nicht, aber dass es Schulz überhaupt zur eigenen TV-Show geschafft hat, wundert ihn sicher selbst am meisten. Musik aber macht er noch immer am liebsten. „SOS“ hieß die jüngste Platte, die es nun auch schon seit 2012 gibt. Der Titel steht für „Save Olli Schulz“, in der DVD-Version für „Showman Olli Schulz“. Der „Musiker und Entertainer“, wie er sich selbst nennt, will in Kaiserslautern nun in erster Linie ein Konzert geben. Ohne allzu viel zu reden. „Ich quatsch ja momentan schon genug im Radio & TV und freu mich, einfach mal wieder Musik zu machen“, kündigt er an. Doch sicher wird er wieder einige skurrile Geschichten erzählen, die witziger sind als so manches, was heutzutage als Kabarett durchgeht. Ganz neue Songs sollen aber auch zu hören sein.

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