Kaiserslautern Podium der Mittelstands- und Wirtschaftsunion: „Es tobt ein perfekter Sturm“

Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) hat sich am Dienstagabend im Fritz-Walter-Stadion getroffen.
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) hat sich am Dienstagabend im Fritz-Walter-Stadion getroffen.

Die Lage ist ernst, sogar sehr ernst. Darin waren sich alle Teilnehmer des Podiums der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) am Dienstagabend im Presseraum des Fritz-Walter-Stadions einig. CDU-Politiker und lokale Mittelständler diskutierten die Auswirkungen der Energie-Krise auf den Mittelstand. Dabei war von einem „perfekten Sturm“ die Rede.

Der MIT-Landesverband hatte zu seinem Landesmittelstandstag geladen. Nach der offiziellen Versammlung hatte der CDU-Wirtschaftsverband ein Podium organisiert, auf dem vor allem die Wirtschaftslage vor dem Hintergrund von Inflation und steigenden Energiepreisen beleuchtet werden sollte.

Martin Krummel, Konditormeister aus Kaiserslautern, sah seinen Berufsstand „in einem perfekten Sturm“: Getreide- und Zuckerpreise hätten sich verdoppelt, der Preis für Sonnenblumenkerne gar vervierfacht. „Zudem frisst die Inflation die Kaufkraft weg“, sagte Krummel. Die Auswirkungen der stark steigenden Energiepreise bekommen auch Krummels Angestellte zu spüren. Eine Verkäuferin habe ihm berichtet, statt 107 Euro nun 400 Euro Abschlag an den Energieversorger zahlen zu müssen.

Bürokratieabbau gefordert

„Wir verbrauchen rund 52 Gigawattstunden pro Jahr, so viel wie eine halbe Stadt“, sagte Stefan Weber, Geschäftsführer von Aco Guss in Kaiserslautern. Der Gießereibetrieb nutze Strom zum Schmelzen von Metall, was mit Blick auf die Treibhausgase noch umweltschonender sei als fossile Brennstoffe. Er sprach sich für „grundlastfähige Kraftwerke“ aus, die zuverlässig Energie liefern. Auf regionaler Ebene sprach er sich für eine Verschlankung der Verwaltung aus – mit der er schlechte Erfahrungen mit Blick auf einen Schwerlasttransport gemacht habe. „Neun Wochen Genehmigungszeit – für einen Transport von 130 Kilometern“, so Weber.

Obwohl der Handel mit Heizöl sein Kerngeschäft ist, machte sich Torsten Meinken (Schuster & Sohn) dafür stark, den Energieverbrauch zu drosseln, Alternativen zu bedenken. „Ich weiß, ich schaufle mir hier gerade mein eigenes Grab“, gab er zu, aber die Energie, insbesondere wenn sie aus Gas und Öl gewonnen wird, sei nun mal endlich, weshalb an die Menschen appelliert werden müsse, umzudenken.

Ein düsteres Bild von der Lage im Land

Marco Feig, der vierte Mittelständler auf dem Podium, betreibt ein Fahrzeugbauunternehmen in der Südpfalz. Er machte sich für eine gute und stabile Infrastruktur stark, bekräftigte den Ausbau der Bundesstraße 10, die die Westpfalz stärker an die Südpfalz anbinden würde.

Ein düsteres Bild von der Lage im Land hatte zuvor die Bundesvorsitzende des MIT, Gitta Connemann, gezeichnet. „Der Standort Deutschland steht in Frage.“ Die betriebswirtschaftliche Realität komme bei der Ampel-Regierung in Berlin nicht an. Sie appellierte an den Mittelstand, sich einzubringen. Dessen Betriebe hätten neben „Kreativität, Kompetenz und Können“ auch Antworten auf die Frage, „wie man unter schwierigen Voraussetzungen etwas bewegen kann“.

„Themen brutal offen ansprechen“

Anja Pfeiffer, städtische Beigeordnete in Kaiserslautern, sieht angesichts der vielen Baustellen in der Stadt „Kreativität und Engagement“ gefragt, um etwas bewegen zu können. Mit Pfaffgelände und Betzenberg stünden 20 Hektar Fläche in der Innenstadt zum Entwickeln bereit.

Der CDU-Landesvorsitzende Christian Baldauf warb dafür, sich in Energiefragen „breiter aufzustellen“, nicht komplett auf Atomkraft zu verzichten. „Wir müssen die Themen brutal offen ansprechen“, sagte er.

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