Kaiserslautern Ob Straußenei oder Wachtelei

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Ostern kann kommen. Beim 21. Ostereiermarkt deckt sich ein reger Besucherstrom mit der jüngsten Eierkollektion in Glitzer, Gold und Rosa ein. Eier im Drahtmantel, mit Perlendekolleté, mit Farbe, aus Ton, Holz und aus Glas sind ebenfalls begehrt. Ein Rundgang vorbei an den 18 Ausstellern, die am Wochenende ihre Kunst in Siegelbach in den Westpfalz-Werkstätten, gezeigt haben, macht deutlich: Am Ei scheint nichts unmöglich!

Die große Glasflügeltür geht auf, lässt mit dem Besucherstrom gleich noch ein wenig Wind hinein. Der verleiht den an der Decke aufgehängten Rohlingen, so nennen die Eierkünstler das ausgeblasene Ei, zwar keine Flügel, aber doch eine geschmeidige Bewegung. Erst mal stehenbleiben und genießen. Ein älteres Paar marschiert vorbei. Er stöhnt leicht, greift zum Geldbeutel und jammert schon mal ein bisschen ob der leuchtenden Augen seiner Frau. Die zieht es zielstrebig bis zu den Richelieu-Eiern am Stand von Cornelia Schirmer aus Offenheim. Schon edel, was da zu sehen ist und kaum zu glauben, dass es sich wirklich um schlichte Eierschalen handelt, die gefräst, gebohrt und mit Wachs versehen eher wie eine arg aufwendige Stickerei wirken. Filigranes Handwerk im Wortsinne! Das gilt auch für die gelackten und mit Diamantschleifer behandelten Prachtstücke am Stand von Roswitha Nemenich aus Hessheim. „Jeder Strich muss sitzen“, berichtet die Künstlerin von einer zweiten Chance, die es nicht gibt. Eine klitzekleine Unsicherheit und das Objekt gereicht nur noch dem Abfalleimer zur Freude. Die Frau hat wahrlich ruhige Hände, das beweist das ausgestellte Ei, auf dem sich die gesamte Auferstehungsgeschichte abzeichnet. Angefangen vom Engel Gabriel über das geöffnete Grab bis zu den schlafenden Soldaten. Alles drauf auf einem einzigen Ei! Na gut, kein Hühnerei, noch nicht mal ein normales Gänseei, sondern ein Doppel-Gänseei spiegelt im blauen Lack die eingefräste Ostergeschichte wieder, aber wirklich viel Platz ist darauf auch nicht. Großartige Leistung! Einzigartige hölzerne Unikate gibt es bei Hubert Krämer, dem Schreiner aus Otterberg. Er bringt seine Holzreste, die beim Möbelbau anfallen, mit der Drechselbank in Bekanntschaft und lässt das entstehende Holzei seine eigene Geschichte erzählen. „Bilder von diesen Häscheneiern habe ich bis Australien geschickt“, bekennt sich Christine Ohliger aus Morlautern als großer Fan von Marianne Strasser, Künstlerin aus Rodenbach und seit 21 Jahren gemeinsam mit Anne Rose Strack, Heidemarie Christmann und Gundi Klein für den Ostereiermarkt verantwortlich. Bei den Häscheneiern handelt es sich um kleine aufgemalte Hasengeschichten auf kalkigem Untergrund. „Vor Jahren habe ich die ersten gekauft und hüte sie wie einen Augapfel“, schwärmt Ohliger. In Siegelbach wird deutlich, ob Straußenei oder Wachtelei, gemalt wird auf alles. Manche der kalkigen Rohlinge zeigen sich halbiert und mit Schrauben durchbohrt. Kesselflickerei steht dran. Das hat das ältere Paar nicht verstanden. Dafür stockt sie beim Verlassen des Marktes noch einmal am Stand von Gundi Klein aus Rodenbach. Vielleicht noch ein mit Ölfarben marmoriertes Vasen-Ei? Frisch gelbe Osterglocken prangen in den Eiern, das Gesamtbild wirkt, genau wie der ganze Markt. Das gesteht selbst der Herr und beäugt eindeutig resigniert die Kauflust seiner Gattin. „Viele Besucher freuen sich über unsere familiäre und besonders schön dekorierte Atmosphäre“, ist Marktmeisterin Gundi Klein am Ende stolz auf einen gelungenen 21. Ostereiermarkt. (thea)

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