Kaiserslautern Nix mit Trübsal

Stöpsel in die Hörgänge und festhalten! Die britische Blues-Rock-Band „The Brew“, die im Jahr 2008 den internationalen Durchbruch schaffte und seitdem an die Spitze der internationalen Modern-Classic-Rock-Szene kletterte, braute am Dienstagabend im proppenvollen Cotton Club der Kammgarn ein spritziges Gebräu voller unbändiger Energie und kreativer Neugier. Dementsprechend brodelte es im Publikum vor Begeisterung.

Mit im Gepäck hatte das preisgekrönte Trio aus der Küstenstadt Grimsby sein neuestes Album mit dem Titel „Control“, das von der Fachpresse wie von den Fans hoch gepriesen wird. Nach dem klassischen Zwölftakter suchte man bei diesem Ensemble allerdings vergeblich. Vielmehr beruhten die Stücke auf einem ausgedehnten Mittelteil auf freier Improvisation und ermöglichten längere solistische Zwischenspiele. Jimi Hendrix und ZZ Top schauten dabei um die Ecke, wenn der Gitarrist stark Riff-betonte Soli spielte. Gänsehaut war da ab dem ersten Takt mit inbegriffen. Vor allem hat die Band „The Brew“, die schon 2009 als die Entdeckung des Kammgarn-Blues-Festivals galt und bereits zum vierten Mal in der Barbarossastadt gastierte, genug Vitalität, Experimentierlust, Spielfreude, Verrücktheiten und jugendlichen Übermut mitgebracht, um sich selbst im Sound neu zu definieren. Vorbei war die entblätterte Trübsal. Hier wurden kräftig Gitarre und Bass aufgetürmt, bis die Songs sich metertief unter der Erde bewegten. Dann aber schalteten die Drei eine Ballade ein, um sich selbst und dem Publikum Gelegenheit zum Durchatmen zu geben. Bis das Saiten- und Schlagzeuggewitter von vorne los ging. Jason Barwick lieferte in der Doppelrolle als Lead- und Rhythmusgitarrist eine Glanzleistung. Er spielte sein Instrument hinter dem Rücken und über dem Kopf, ließ es quetschen, wimmern und jammern. Er beherrschte aber auch perfekt die Balance zwischen laut und leise, zwischen Harmonie und Angriff und zauberte damit hypnotische Sphären. In seinen ruhigen, ja besten Momenten experimentierte Barwick mit wohlklingenden Tönen und harmonischen Akkorden, eskalierte aber gleich wieder in einen mitreißenden Groove, dass es nur so schepperte, wenn er in „Lichtgeschwindigkeit“ über die Saiten schwirrte und das Instrument klang wie startende Triebwerke auf der Airbase Ramstein. An Intensität und Dichte war das kaum zu überbieten. Für den echten Groove waren Vater Tim Smith am Bass und sein Sohn Kurtis Smith am Schlagzeug verantwortlich. Sie verstanden es, bei aller Dynamik mit der Zeit zu spielen, so dass der an sich gleichförmige Riff beziehungsweise die Schlagzeugfiguren winzigen Verschiebungen im Rhythmus unterzogen wurden, was den Hörer quasi in einen rhythmischen Schwebezustand versetzte. Zudem zupften die extrem dröhnenden Bassriffs an den Magennerven, während Kurtis Smith sein Schlagzeug mit den raffiniertesten Schlagfolgen traktierte. Kaum zu erwähnen, dass das Trio bestens aufeinander eingespielt war. Die Begeisterung der Bluesfans wollte kein Ende nehmen. Die Vorband mit dem Namen „Luna Kiss“ war hingegen so überflüssig wie eine fette Wurst zum Frühstück. Der Mond oder gar die Muse hatte die vier Briten wahrlich nicht geküsst. Im Gegenteil. Mit ihren höllisch lauten Rückkoppelungen und einfallslosen Riffs sowie den ewig gleich klingenden, schrägen Titeln, die irgendwo zwischen Zwölftonmusik, Kirchentonarten und falsch klingender Gregorianischer Musik angesiedelt war, fielen sie den meisten Hörern nur auf die Nerven.

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