Kaiserslautern Nachruf auf Bernhard Deubig: Politiker mit Leidenschaft

Erarbeitete sich einen Ruf als Macher: der frühere Oberbürgermeister Bernhard Deubig (CDU).
Erarbeitete sich einen Ruf als Macher: der frühere Oberbürgermeister Bernhard Deubig (CDU).

Bernhard Deubig ist tot: Der frühere Kaiserslauterer Oberbürgermeister starb am Mittwoch im Alter von 69 Jahren nach langer schwerer Krankheit. Mit seinem Namen ist eine deutliche Weiterentwicklung der Stadt in den 2000er Jahren verbunden.

Im März 1999 wurde Bernhard Deubig in einer Urwahl zum neuen Oberbürgermeister von Kaiserslautern gewählt. Der Christdemokrat schlug dabei den früheren Rathauschef Gerhard Piontek (SPD) aus dem Rennen. Im September 1999 trat der damalige Bürgermeister und Baudezernent der Stadt sein Amt an der Spitze der Stadt an. Deubig erarbeitete sich einen Ruf als Macher. Was er sich in den Kopf gesetzt hatte, versuchte er in die Tat umzusetzen. Er betrieb eine Politik mit Herzblut, mit Leidenschaft, mit Ideenreichtum, mit Tatkraft, mit Redekunst und mit Durchsetzungsvermögen. Mit seinem Amtsantritt begründete Deubig eine Aufbruchstimmung in Kaiserslautern. Die Stadt hatte in den 1990er Jahren viele Arbeitsplätze verloren, im industriellen Sektor und bei den Amerikanern, sie war wirtschaftlich in eine Depression geraten. Erfolgreich arbeitete Deubig daran, dem Standort Kaiserslautern wieder Selbstbewusstsein, Vitalität und Elan zu geben. Er profitierte dabei auch von Grundlagen, die sein Vorgänger Gerhard Piontek gelegt hat, wie die Schaffung des Industriegebiets Nord oder aber die Entwicklung der früheren Holtzendorffkaserne zum PRE-Park. Die Landesgartenschau 2000, für die er bereits als Bürgermeister eintrat, gab ihm Gelegenheit, ein neues, buntes, unbeschwertes Kapitel von Kaiserslautern aufzuschlagen. Er sorgte dafür, dass die Freizeitanlage nicht zurückgebaut wurde, sondern als städtische Gartenschau weitergeführt wurde. Erfolgreich setzte er sich dafür ein, dass die Stadt Kaiserslautern mit dem Fritz-Walter-Stadion Austragungsstandort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde. Deubig bescherte Kaiserslautern damit einen unvergessenen Sommertraum und den Kaiserslauterern die Möglichkeit, stolz auf ihre Stadt zu sein. Der Plan, mit Hilfe der WM die Infrastruktur der Stadt zu verbessern, ging voll auf. Die städtebauliche Neuordnung des Bahnhofsviertels steht stellvertretend für die Entwicklung von Kaiserslautern, die die Fußball-WM gebracht hat. In dem Zusammenhang ermöglichte er dem Landgericht, an dem er früher selbst als Richter Recht gesprochen hat, im Bahnhofsviertel ein neues Domizil. Zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) rettete er den 1. FCK und den WM-Standort Kaiserslautern, als der Verein an den Rand der finanziellen Insolvenz geriet und der Stadionausbau zum Stillstand kam. Deubig übernahm das Stadion in die Hände der Stadt. Eine Entscheidung, die aktuell politisch für Diskussionsstoff sorgt. Die Weichen stellte Deubig für die Wissenschaftsmeile entlang der Trippstadter Straße. Er erwarb den alten Rangierbahnhof und schuf damit die Voraussetzungen dafür, dass moderne, die Stadt Kaiserslautern in die Zukunft tragende Forschungsinstitute sich hier ansiedeln konnten. Wichtig war Deubig auch, die Stadt international zu positionieren und Zusammenarbeit daraus zu generieren. Er begründete eine Reihe neuer Städtepartnerschaften. Seine besondere Liebe galt dabei der nordportugiesischen Stadt Guimarães und der nordbulgarischen Stadt Pleven. Finanziell hört man ihn heute noch sagen, dass die Stadt Kaiserslautern nicht arm, nur nicht liquide ist. Mit sogenannten Karussellgeschäften verschaffte er der Stadt Investitionskraft. Mit dem Verkauf städtischer Kindergärten an die Bau AG finanzierte er etwa den Erwerb des früheren Landgerichts und errichtete damit das Rathaus Nord. Politisch konnte Deubig bis zum Jahr 2004 schalten und walten, wie es ihm gefiel. Seine CDU hatte einige Monate nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister sensationell die absolute Mehrheit der Sitze im Stadtrat errungen. Mit der Zeit wuchs allerdings die Kritik an seinem autoritären politischen Führungsstil, die Quittung erhielt die CDU bei der Kommunalwahl 2004 mit dem Verlust der Mehrheit im Stadtrat. Die Deubigdämmerung hatte sich bereits in der Diskussion um die Pfalzarena abgezeichnet, einer Veranstaltungshalle, die er auf dem Dach der Tiefgarage des Pfalztheater errichten wollte. Die Bürger folgten ihm nicht mehr. Bei einem Bürgerentscheid Anfang 2004 stimmten sie mit überwältigender Mehrheit gegen das Projekt, wenngleich sie knapp das notwendige Quorum verfehlten. 2007 verlor Deubig die OB-Wahl gegen den heutigen Amtsinhaber Klaus Weichel (SPD). Optimistisch war er in den Urnengang gegangen, den Auftrag für eine zweite Amtszeit zu bekommen, deprimiert war er herausgekommen. Er hatte im Gefühl, wiedergewählt zu werden, weitgehend auf einen Wahlkampf verzichtet. Er war im Glauben, dass seine tägliche Arbeit für die Stadt der beste Wahlkampf ist. Zum politischen Menetekel seiner Amtszeit wurde seitens der Opposition das unvollendete Stiftsplatz-Hotel hochstilisiert. Deubig war in seinem ungebremsten Engagement für die Stadt hier gutgläubig auf einen klammen Investor herreingefallen.

x