Kaiserslautern Musikgrößen im Wohnzimmer

Den gelungenen Start einer neuen Musikveranstaltungsreihe konnten die Besucher am Freitagabend in der neuen „Acoustic Lounge“ im Foyer des Haus des Bürgers Ramstein erleben. Als musikalisches „Zugpferd“ wurde der in der Region bestens bekannte Sänger Manuel Lothschütz im Duo Just Voice and Guitar vorangespannt.

Den Vorraum kurzerhand zweckentfremdet und unprätentiös auf das Wesentliche reduziert. Ein rundes Dutzend Bistrotische, gemütliche Bestuhlung und eine kleine Bühne – fertig ist die Lounge-Atmosphäre. Und schon rollt mit „Something Got Me Started“ (Simply Red) eine funky-perkussive Nummer auf die Lauscher zu. Mit den ersten Takten zeigt sich auch die besondere Spieltechnik des ausgebildeten Gitarristen Rainer Schrecklinger, der mit filigranem Fingerstyle und Backbeat-Technik der rechten Hand mühelos eine kleine Combo ersetzt. Die Rhythmusfalle schnappt zu, und im nächsten Titel schnippen alle mit. Gekonnt treten die beiden bestens aufeinander eingespielten Akteure mit dem Publikum eine Berg- und Talfahrt an. Wie um das zu unterstützen, wird mal im Stehen oder im Sitzen gespielt. Launige, spontane Wortwechsel der musikwissenschaftlich bewanderten Herren tragen dabei zur Erheiterung bei. Sitzend und mit klassischer Note kommt „Your Song“ (Elton John) daher; der Gesang dabei sehr verhalten, um an den besonderen Stellen ein akzentuiertes i-Tüpfelchen zu setzen. Wunderbar leicht fliegt die Frage „Isn’t She Lovely“ (Stevie Wonder) durch den Raum, und das unerwartete Kazoo-Solo des Sängers wird von einem Raunen begleitet. Das Duo wählt bewusst und arrangiert neu; damit ergeben sich erfrischend klingende Versionen der allseits bekannten Songs. Und doch macht es den Eindruck, dass einige der Pop-Evergreens extra für den charmant agierenden Herrn Lothschütz geschrieben wurden. Seine hohe Stimmlage und das tolle Vibrato sind der Garant für den besonderen Wiedererkennungswert der Songs von Aha, Simply Red, U2, Sting oder James Bay. Der klassische Gitarrist verlässt auf seinen Nylonsaiten der Konzertgitarren gerne die strengen Haltungsvorgaben, spielt lässig einen zusätzlichen Daumenbass mit der linken Hand. Dabei überwindet Schrecklinger mühelos Genregrenzen und lässt Pop, Funk, Jazz, Blues geschickt einfließen. Aber nie als reine Selbstdarstellung, sondern absolut songdienlich. Einzige Ausnahme ist das eigene Soloinstrumental „Ardèche“; hier lässt er uns auf die verschiedenen Technikschubladen blicken und schickt jeden Hörer auf seine eigene Reise auf dem namengebenden Fluss. Das Duo bietet an diesem Abend etliche Aha-Effekte und spannende Versionen, aber auch Fans der Fingerakrobatik kommen auf ihre Kosten. Insgesamt eine gelungene Mischung gern gehörter Songs und bekannter Radiohits aus vergangenen und aktuellen Tagen. Es ist, als geben sich zahlreiche Musikgrößen bei einem Wohnzimmerkonzert die Klinke in die Hand. Zwei Zugaben, kollektiv beseelter Mitgesang und stehende Ovationen in der ausverkauften Veranstaltung. Die neue Reihe „Acoustic Lounge“ steht unter einem guten Stern. Die Veranstalter Andreas Guhmann, Trompeter und Gastronom sowie Manuel Bücker, Eventagentur Anderswelt, kreieren dabei gemeinsam ein Konzept zur Präsentation und Förderung echter handgemachter Musik. Und so gibt es ganz bewusst keine Festlegung auf eine bestimmte Stilrichtung. Man darf gespannt sein!

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