Kaiserslautern Mit viel Spaß zum „Dirigierdiplom“

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Trotz Hochsommerwetter erfreute sich das Fest des Pfalztheaters zur Eröffnung der kommenden Spielzeit vieler Besucher. Das bunte Programm endete erst nach Mitternacht. Einige Eindrücke.

Theater zum Erleben, zum Mitmachen und zum kostenlosen Kennenlernen ist zu Spielzeitbeginn im Pfalztheater eine schöne Tradition und wird selbst bei hochsommerlichen Temperaturen nicht verschmäht. Dass „trotz bestem Grillwetter“ am Samstag Besucher so zahlreich ins Theater gekommen waren, freute Intendant Urs Häberli besonders. Beim Auftakt wird klar, dass das Motto „Fremde Welt! Vertraute Heimat?“ nicht gerade mal so den Spielplan der neuen Saison beherrscht. Fremde Welt wie vertraute Heimat fand sich schon im Eröffnungsfest. Im rundum heimatlichen Angebot der Gastronomie beispielsweise, die von Pfälzer Bratwurst mit Sauerkraut, Kartoffelsuppe, Zwetschgenkuchen und Handkäse rundum Heimatliches auf den Speisezettel gestellt hatte. Im Gegensatz dazu die aus Flüchtlingen, Migranten und Einheimischen bunt gemischte Band „Shaian“, die sich mit der Rittersberg Bigband in der musikalischen Unterhaltung im unteren Foyer abwechselte. Oder die Mitglieder des Tanzensembles, das unter der Leitung von Ballettmeisterin Elena Iglesias Galán zum öffentlichen Training an der Stange ins Große Haus einlud. Im zweiten Abschnitt präsentierte James Sutherland in seiner zwölfköpfigen und weitgehend neuen Truppe Tänzer mit Wurzeln in Vietnam, Japan, Holland, Italien, Amerika und Deutschland. Mit dem zweiten Teil des Trainings stellte der Leiter der Tanzsparte klar, dass Ballett für ihn nur eine Form des Tanzes ist, Ausdruckstanz eine andere. Wie anders in diesem Fall das Training aussieht, hieß es jetzt: hinlegen, laufen, rennen, ausweichen und – ganz wichtig – das Atmen nicht vergessen. Zwei Stockwerke höher im Proberaum des Orchesters unterwarfen sich unterdessen die Musiker dem Dirigat stetig wechselnder Chef. Den Anfang machte der kleine Moritz, gefolgt von Michael Kingsland, die den Marsch mit Tempo und Schwung ganz nach eigenem Gusto interpretieren durften. Als Anerkennung stellte Markus Walder ein „Dirigierdiplom“ aus. Dirigat im Doppelpack war gewünscht? Warum nicht? Mit einem eigenen Stöckchen in den Händen und einem guten Rat vom Ersten Kapellmeister Pierre-Eric Monnier konnte es für Bethi und Senta losgehen. Keine Frage, wer bei diesem „Radetzky-Marsch“ den größten Spaß hatte. Poesie auf der Damentoilette. Schauspieler Rainer Furch, der sich mit Kollegin Hannelore Bähr dabei abwechselte, schlug angesichts der Schlange, die sich im Nu gebildet hatte, gleich Gruppenlesungen vor. Bei der Auswahl ging es wahlweise um Heimatliches, Verschiedenes, Überraschendes, etwas für Kinder und unter der Rubrik „Liebesgewohnheiten“ um „Ratschläge einer älteren Hure an eine jüngere“ (sehr nachgefragt). Richtig eng wurde es auf der Etage, als das Tanzensemble den benachbarten Lastenaufzug zum „Tanzlift“ umfunktionierte und dafür die Zuschauer anzog. Mehr Luft bot da der Theaterhof, wo die Schauspieler Daniel Mutlu und Oliver Burkia eine „Schutzhütte“ aus Holzlatten errichteten. Aufgabe von Kindern und Eltern war es, Wände und Dach mit selbstbemalten Plakaten zu verkleiden. Malsaalvorstand Christof Beck behielt indessen die Jungmaler im Auge, die mit Riesenpinsel mächtig dick die Farben auftrugen. Auftritt des Jungen Theaters auf der Werkstattbühne, Mitmachtheater für Kinder auf der Probebühne oder die jeweils sieben Minuten Nonstop-Lesung der Schauspieler durch den Spielplan in der Villa der Intendanz? Alles auf einmal konnte und musste auch nicht gehen. Aber jedes Angebot fand seine Interessenten und so platzte die Villa denn auch fast auch allen Nähten. Blieb noch Zeit für die Biedermeier-Show, die Günther Fingerle aus Anlass von 200 Jahre Bezirkstag Pfalz im Großen Haus präsentierte. Gewandet als König Ludwig I. führte er durch die Pfalz mit ihren Menschen, ihrer Geschichte und Modeepochen. Kultur Regional

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