Kaiserslautern Mit Stolpersteinen in der Stadt die Erinnerung wachhalten

Stolpersteine in der Rudolf-Breitscheid-Straße.
Stolpersteine in der Rudolf-Breitscheid-Straße.

Zehn Jahre ist es her, dass die Franziskanerin Schwester Martina Schmidt bei der Stadtverwaltung Kaiserslautern den Antrag zur Verlegung von Stolpersteinen gestellt hat. Was im April 2012 zum Gedenken an jüdische Mitbürger, die von Nationalsozialisten verfolgt, deportiert und getötet wurden, initiiert wurde, wird von der Initiative Stolpersteine Kaiserslautern seit dieser Zeit fortgesetzt.

Schwester Martina Schmidt, damals Lehrerin am St.-Franziskus-Gymnasium und –Realschule, war es, die Jahre zuvor Kontakt zu ehemaligen jüdischen Schülerinnen der Schule unterhielt. Ihr war es ein Anliegen, die Erinnerung an die Opfer dieser Zeit wachzuhalten. Dabei halfen ihr die Stolpersteine.

Projekt des Künstlers Gunter Demnig

Der Begriff „Stolpersteine“ steht für ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing. Eingelassen liegen sie im Bürgersteig vor einem Haus, in dem einmal ein Mensch gewohnt hat, der von den Nationalsozialisten verfolgt, in Konzentrationslager verschleppt, misshandelt oder gar ermordet wurde. Die meisten der Opfer des Nationalsozialismus waren Juden. Die Stolpersteine, die in vielen Städten wie Pflastersteine in den Gehweg eingelassen werden, sollen dafür sorgen, dass die Namen der Opfer nicht in Vergessenheit geraten. Seit Anfang der 90er Jahre wurden in über 20 europäischen Ländern solche Stolpersteine verlegt.

Als Schwester Martina Schmidt 2013 von ihrem Orden nach Bamberg abberufen wurde, hat sich Elisabeth Merkert der Initiative angenommen. Zu ihrem Team gehören der Historiker Roland Paul und Georg Emme, der Leiter des Betriebsbüros Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken/Kaiserslautern. Bis zu seinem plötzlichen Tod im März dieses Jahres gehörte auch Detlev Besier, Pfarrer für Frieden und Umwelt, zum engsten Kreis. Um die praktische Verlegung kümmern sich Martin Steinkampf, Frank Freunscht und Harald Hanke, um die Gestaltung Irene Tobola-Wolf und Beatrix Merkert.

Biografien werden verlesen

In den zurückliegenden Jahren hat die Initiative für über 60 Familien und deren Mitglieder, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, Stolpersteine vor deren letzten Wohnsitz in Kaiserslautern verlegt. Jeweils mit dabei Gunter Demnig, der Künstler und Initiator der Stolpersteine, zahlreiche Mitglieder der Stolpersteininitiative und Schülergruppen. Vor den Wohnhäusern der Opfer wurden ihre Biografien verlesen. In einer anschließenden Gedenkfeier wurde noch einmal an sie erinnert.

Zu einer weiteren Verlegung von Stolpersteinen lädt die Initiative am Sonntag, 9. Oktober, 13.00 bis 16 Uhr ein. Da Gunter Demnig nicht persönlich anwesend sein kann, werden Mitglieder der Initiative die Gedenksteine für 13 jüdische Mitbürger, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, in Eigenregie verlegen. Bei einem Gedenkweg von Haus zu Haus werden die Schicksale der Menschen, die dort einmal gelebt haben, verlesen. Jugendliche des Kolpingblasorchesters und des Hohenstaufen-Gymnasiums werden die Feier musikalisch umrahmen.

Für die Verlegung am Sonntag ist ab 13 Uhr folgender Gedenkweg vorgesehen: Parkstraße 27a, Opfer: Mina Ottenheimer (Mutter), Friederike und Paula (Töchter); Eierstraße 4, Opfer: Heinrich Jakob Loch (Vater), Magdalena (Mutter), Ruth Schneider geb. Loeb (Tochter); Grüner Graben 6, Opfer: August Adolf Hanau (Vater), Clara (Mutter), Martha, Helene und Erna (Töchter); Klosterstraße 19, Opfer: Olga Schwarz, Emilie Baumann geb. Schwarz (Schwester).

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