Kaiserslautern Mit der Politik Neuland betreten

Kehrt diese Woche dem Rathaus den Rücken und fängt am Montag als Vizepräsidentin des Landesrechnungshofs an: Susanne Wimmer-Leon
Kehrt diese Woche dem Rathaus den Rücken und fängt am Montag als Vizepräsidentin des Landesrechnungshofs an: Susanne Wimmer-Leonhardt.

Wer wissen wollte, wofür Susanne Wimmer-Leonhardt als Bürgermeisterin im Rathaus verantwortlich war und die Möglichkeit hatte, in ihr Dienstzimmer im zweiten Stock des Rathauses zu gelangen, der bekam auf einem großen Blatt Papier einen schnellen Überblick. Das Blatt Papier haftet an der Innenseite ihrer Zimmertür.

Symbolisch sind da einige Themenfelder abgebildet, für die sie in den zurückliegenden elf Jahren zuständig war. Ein Besen in Bewegung steht für die Stadtbildpflege, Musiknoten stehen für die Kultur, Paragraphen für Recht und Ordnung. Entstanden ist das Blatt auf einer Führungskräftetagung der Dezernenten mit den Referatsleitern. Jedes Dezernat sollte sich dabei bildlich vorstellen. Das Blatt Papier will sie als Erinnerung mitnehmen, wenn sie Ende der Woche für immer die Tür ihres Dienstzimmers hinter sich lässt. Am Montag beginnt für sie eine neue berufliche Etappe, als Vizepräsidentin des Landesrechnungshofs. Sie freut sich darauf. Es war ein heterogenes Dezernat, das die heute 52-jährige Kaiserslautererin damals, am 1. September 2007, als Bürgermeisterin übernahm. Das bekümmerte sie freilich nicht. „Es war ein buntes Dezernat“, beschreibt sie ihr langjähriges Tätigkeitsfeld mit einem Wohlgefallen. „Es hat mir Freunde gemacht, dass es sehr vielfältig war“, sagt sie. Profitiert, so glaubt sie, hat sie dabei davon, dass sie Juristin ist. Zur Kultur hatte sie von Anfang an eine Beziehung, eine Neigung. Das wurde immer wieder auch deutlich, als sie finanziell für die Kultur als eine die Identität einer Stadt prägende Kraft kämpfte. In andere, technische Themen musste sie sich erst mal einarbeiten. Mit Fragen wie Entsorgung oder Versorgung hatte sie bis dato nichts am Hut. Susanne Wimmer-Leonhardt betrat mit der Politik Neuland. Als Privatdozentin an der juristischen Fakultät der Universität des Saarlandes hatte sie damit bisher nichts zu tun. In einer spektakulären Wahl wurde sie am 22. Mai 2007 gewählt. Es gab Abweichlerstimmen aus der CDU-Fraktion, die sie damals als von der SPD protegierte Kandidatin zur Bürgermeisterin kürten. Sie gehörte noch der CDU an, die eine eigene Kandidatin präsentierte. Die Bürgermeisterin, die in der Folge zur SPD konvertierte, musste Politik erst mal lernen. „Ich bin in manchen Dingen unbedarft gewesen“, gesteht sie im Nachhinein. Dazu gehörte auch, wie sie darstellt, dass sie ernsthaft glaubte, dass man sich auf eine Bürgermeisterstelle einfach bewerben kann. Sie ahnte nicht, dass die Wahlen in der Regel parteipolitisch vorbestimmt sind. Auf ihre Amtszeit schaut Susanne Wimmer-Leonhardt zufrieden zurück. „Es gab viele schöne, es gab aber auch viele schwierige Momente“, resümiert sie. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet sie in besonderer Weise mit der ASK-Krise, die den Eigenbetrieb wirtschaftlich ins Wanken brachte. Sie konnte mit den Bürgern. Trotzdem war sie überrascht, als einmal am 24. Dezember ein erboster Bürger bei ihr zu Hause anrief und sich lauthals darüber beschwerte, dass sein Müll nicht abgefahren wurde und sie dafür nunmehr Sorge tragen sollte. Auf manche liebgewonnene Gepflogenheit muss sie nun verzichten, wie die montägliche Stadtvorstandssitzung oder zwei Mal im Jahr als Marktdezernentin der Fassbieranstich auf der Kerwe. Sie wird heute Nachmittag als Bürgermeisterin offiziell verabschiedet. Im Theodor-Zink-Museum, einem Lieblingsplatz in Kaiserslautern von ihr.

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