Kaiserslautern Menschheitsthemen, ganz nah

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Erfolgreiche Theaterarbeit soll am Pfalztheater in Kaiserslautern in den kommenden Spielzeiten mit einem bewährten Team fortgesetzt werden: Vertragsverlängerungen sowohl für den Intendanten als auch für den Generalmusikdirektor wurden bei der Vorstellung des Programms für die Saison 2016/17 bekanntgegeben. Aber die Theaterleitung wird auch durch neue Gesichter ergänzt.

Das Pfalztheater hat nach einem Jahr des Übergangs wieder einen Ballettchef: James Sutherland, der sich in der noch laufenden Spielzeit mit einer begeistert applaudierten Choreographie von Prokofjews „Romeo und Julia“ vorgestellt hat, wird auch in Zukunft der Tanzsparte neue Impulse geben. Zwei Ballettabende sind angekündigt: ein nach Sutherlands Aussagen eher „experimenteller“ auf der Werkstattbühne mit dem Titel „Same Time Tomorrow“, wobei das Experiment sich weniger auf den Tanzstil als auf geschlechtsspezifische Unterschiede beziehen soll. „Zyklus“ im Großen Haus wird sich mit dem Thema Vergänglichkeit befassen. Die musikalische Leitung dieser Uraufführung – zu Musik von Britten, Glass, Barber und Pärt – übernimmt Generalmusikdirektor Uwe Sandner. In den zurückliegenden Jahren hat er sein Orchester zu einem Klangkörper geformt, das sich den Ruf erspielt hat, in der Musik des späten 19. und des 20. Jahrhunderts ganz besonders zu Hause zu sein. Sandners Vertrag wurde über die kommende Spielzeit hinaus bis 2020 verlängert. Urs Häberli, seit 2012 Intendant, wird die Geschicke des Pfalztheaters bis 2021 weiter lenken. Er, Sandner und der neue Tanzchef werden – als „nachträgliches Geburtstagsgeschenk“ für den in diesem Jahr 200-jährigen Theater-Rechtsträger Bezirksverband Pfalz – William Shakespeares „The Tempest“ („Der Sturm“) auf die Bühne bringen, als spartenübergreifende Produktion mit der Musik von Henry Purcell (ab 3. Juni 2017). Der Start in die Saison ist auf den 17. September terminiert: mit der Verdi-Rarität „Attila“, ein vertrauter Komponist, ein „fremdes“ Werk. Das Motto „Fremde Welt! Vertraute Heimat?“, das über der Saison 2016/17 steht, verstehen die Theatermacher allerdings sehr viel weiter und keineswegs auf Tagesaktualität beschränkt. Fragen zu stellen, Zusammenhänge aufzudecken, aber auch Mut zuzusprechen und Visionen zu entwerfen, betrachte er als Aufgabe des Theaters, sagt Häberli. Ferdinand von Schirachs Erfolgsstück „Terror“, die erste Schauspielpremiere (8. Oktober), ergänzt Schauspielchef Harald Demmer, drehe sich vor allem um den einen Satz von der Unantastbarkeit der Menschenwürde. Und dass Flucht ein Menschheitsthema sei, werde man bei der Gegenüberstellung eines Jelinek-Textes mit einem 2500 Jahre alten Aischylos-Text sehen: in der mittlerweile fünften Produktion des Pfalztheater-Projekts „Begegnungen!“. Es gibt Fremdes zu entdecken, wie „Neda“, die Oper des persischen Komponisten Nader Mashayeki, aber auch Vertrautes (vielleicht) neu zu sehen, wie das Musical „Anatevka“. Vor allem gilt es, ein junges Publikum zu gewinnen. Dass dies immer besser gelinge, habe er beim Einblick in den Spielzeitbericht der vergangenen Saison feststellen können, erklärte Bezirkstagschef Theo Wieder. Auch die kommende Spielzeit hält sowohl für Kinder ab vier wie für junge Erwachsene eine Vielzahl von Angeboten bereit. Einmal Märchen und sonst nichts? Das war einmal!

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