Kaiserslautern Müllberge als Kulisse

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Kleine, grünliche Wesen waren in der vergangenen Woche die Stargäste in der Bücherei Stelzenberg. Die Bücherfreaks, eine Gruppe von Kindern, bereiteten den Olchis aus den gleichnamigen Büchern die Bühne des Kamishibai-Theaters.

Die Olchis sind klein, grünlich, haben große Nasen und auf dem Kopf Hörhörner. Die Großfamilie lebt auf der Müllkippe von Schmuddelfing. Sie essen Schuhsohlen und Schrauben, trinken Stinkerbrühe, baden im Schlamm und Ordnung widert sie an. „Sie machen alles, was man ansonsten nicht macht“, sagt Marie Demuth vom Büchereiteam Stelzenberg und ergänzt: „Deshalb sind sie auch so lustig.“ Diesen lustigen Gesellen war die Bastelstunde der Bücherfreaks gewidmet. Im Wintergarten der Bücherei versammelten sich die jungen Leser, die zwischen acht und zehn Jahre alt waren, am Basteltisch. „Den Namen Bücherfreaks haben sie sich selbst gegeben“, erklärt Demuth. Jeden dritten Donnerstag im Monat gibt es eine Aktion für sie. Diesmal stand ein Klapptheater für Papierfiguren, das japanische Kamishibai, auf dem Tisch. Die Papier-Darsteller finden an Stöcken durch einen Spalt von oben ihren Weg auf die Bühne. „In Japan hatten Spielleute das Theater auf dem Fahrrad und zogen damit von Spielstätte zu Spielstätte“, erklärt Demuth. In Stelzenberg lagen Schablonen für die Figuren, Papier, Stifte, Olchi-Bücher für die Inspiration, Scheren, Kleber, Stofffetzen aus ausgedienten Gardinen-Büchern, Holzstäbe und einiges mehr für die Freaks bereit, die nicht nur basteln, sondern das aufzuführende Stück auch selbst schreiben mussten. Jonas und Philip gestalteten Schmuddelfing. Sie entdeckten dabei ihre Vorliebe für Abfall – ohne Müll gibt es keine Geschichte über Olchis. Das erste Bühnenbild nahm schnell Gestalt an. Der Drache beziehungsweise der Feuerstuhl, das bevorzugte Reisemittel der Olchis, sah dank der Kunst von Jonas aus wie in den Büchern. Emelie, Sina, Mia und Tabea bastelten derweil an den Darstellern. Hatte sich Demuth zu Anfang noch Sorgen um die gelungene Erzählung des Stücks gemacht, verflogen diese zusehends. Mit einem Bühnenbild sei es doch nicht getan, rätselten Emelie und Sina. Ihre Idee: der Mond mit vielen Sternen drumherum als zweites Bild. Die Olchis sollten irgendwie hoch ins All fliegen. Dann komme auch der Feuerstuhl zum Einsatz, rief Jonas. Tabea bastelte ein drittes Bühnenbild: Der Flug des Feuerstuhls sollte über einer Häuserlandschaft mit vielen Wolken führen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde stand ein Bühnenbild, an zweien wurde noch gearbeitet. Im Spiel entwickelte sich die Geschichte noch weiter: Einen Fußball hatten die Jungs heimlich gebastelt. Die Mädchen gähnten. Der Ball könne auf dem Mond landen, improvisierten Emelie und Sina. „Schütze läuft.“ Die Bücherfreaks riefen, „Feuerstuhl“ und der Drache kam ins Bild. Zweite Szene: der Ritt auf dem Drachen. Ein Olchibuch, das Furzgeräusche machte, lieferte den Klangeffekt. Die Häuser unten bebten. Die jungen Regisseure lachten schallend über die eigenen Ideen. Auf dem Mond wurde eine Flagge gehisst, Müll diente als Beweis für die Olchi-Mondlandung. „Nochmal, und wir brauchen eine Erzählerstimme“, war der Vorschlag von Demuth. Emelie übernahm die Rolle. Noch ein-, zweimal proben und die anderen Kinder der Bücherei können sich auf großes Kamishibai-Theater in drei Bildern freuen.

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