Kaiserslautern Keine Erleichterung für Eulen in Sicht

Während ein deutsches Sprichwort besagt, die richtige Nachtruhe sei, mit den Hühnern schlafen zu gehen und aufzustehen, wenn die Hähne krähen, waren Lyriker und Philosophen ebenso wie heute Wissenschaftler und manche Politiker anderer Ansicht. „Dies frühzeitige Aufstehen macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen Schlaf haben“, ist etwa ein Satz Franz Kafkas überliefert. Doch was tun, wenn Arbeit oder Schule eben dann beginnen, was für manche als „nachtschlafende Zeit“ gilt? „Augen auf und durch“, denken wohl die meisten, mit denen der „Marktplatz Kaiserslautern“ gesprochen hat, um herauszufinden, wie verschiedene Schulen den Beginn des Unterrichts handhaben. Seit etwa zehn Jahren beginnt der Unterricht in der Grundschule Bännjerrück bereits um 7.45 Uhr. Der Grund hierfür liegt beim Betreuungsbedarf, den die Eltern anmelden. Ab 7.30 Uhr betreut eine Lehrkraft die ersten Schüler schon im Klassenzimmer. Auf die Hilfe einer externen Kraft kann so verzichtet werden. Die Kinder trudeln nacheinander ein und beginnen, frei an ihrem Übungsmaterial zu arbeiten. Spätestens um 7.45 Uhr müssen alle da sein. Auf ein Klingelzeichen wartet man allerdings vergeblich, es wurde abgeschafft. Der Unterricht startet gleitend, bis etwa 8.15 Uhr haben die „Eulen“ Zeit, ihre Müdigkeit abzuschütteln, während die hellwachen „Lerchen“ schon einen Teil ihres Arbeitspensums verrichten können. „Das fördert das selbstständige Arbeiten, denn was man morgens nicht gemacht hat, muss ja nachmittags erledigt werden“, erklärt Schulleiterin Elisabeth Moder Clossé. Erst um etwa 8.15 Uhr gibt es den ersten Unterrichtsblock. Ebenfalls um 7.45 Uhr fängt der Schulalltag in der Integrierten Gesamtschule Goetheschule an. Fünf Minuten haben die Schüler im Klassenzimmer Zeit, ihre Unterlagen aus dem Ranzen zu holen, um 7.50 Uhr geht es los. „Um die Räume zwischen den Stunden ohne Zeitverlust beim Unterricht wechseln zu können, fangen wir schon vor acht Uhr an und haben dafür Fünf-Minuten-Pausen zwischen den Stunden“, erklärt Schulleiter Jochen Floeter. Diese Einteilung komme bei Lehrern, Schülern und Eltern gleichermaßen gut an. „Bei uns ist es da völlig ruhig an der Front“, sagt Floeter. Da viele Eltern berufstätig sind, sind etliche Kinder sowieso schon um 7 Uhr in der Schule, weiß der Schulleiter. Eine halbe Stunde später beginnt allerdings erst die Beaufsichtigung. „Wenn wir den Unterrichtsbeginn nach hinten verlegen würden, was aus wissenschaftlicher Sicht für das Lernen wohl besser wäre, bekämen wir wohl ein Betreuungsdefizit“, befürchtet Floeter. „Schließlich müssen die meisten Berufstätigen früh aus dem Haus. Und ob es ein Teenager immer schafft, ohne den ,Weckruf‘ der Eltern den Weg aus dem Bett zu finden, ist auch unklar“, sagt er. Die Abstimmung mit der Schülerbeförderung (Zur Sache II) bestimmt den Unterrichtsbeginn am Albert-Schweitzer-Gymnasium: 7.55 Uhr. „Später anzufangen war bei uns noch nie im Gespräch“, sagt Oberstudiendirektorin Eva Wenzel-Staudt. Sie gibt zu bedenken: „Wir müssten dann ja auch später aufhören. Und für die Schüler ist ihre Freizeit nach der Schule ein sehr hohes Gut.“ Um 8 Uhr beginnt in der Kurpfalz-Realschule der Unterricht. Viele Kinder wohnen weit entfernt, sind auf die wenigen bestehenden Busverbindungen angewiesen und kommen teilweise schon kurz nach sieben an. Da sich die Kurpfalz-Realschule Räume mit der Integrierten Gesamtschule teilt, ist es aus organisatorischen Gründen zudem nötig, die Schulstunden aufeinander abzustimmen. Auch seitens der Schülervertretung (SV) steht eine Verlagerung der Schulzeiten nicht zur Debatte, da es bisher keine Bitten der Schüler gab, bei diesem Thema aktiv zu werden. Die 16-jährige Anna-Claire Nothof ist Vorstandsmitglied der Stadt-SV Kaiserslautern und im Landesvorstand der Landesvertretung für Schüler in Rheinland-Pfalz aktiv. Sie verweist auf die außerschulischen Aktivitäten der jungen Leute. Würde man den Schulbeginn nach hinten legen, würde sich auch der Schulschluss verlagern. „Das wäre für uns ein Nachteil“, ist sie überzeugt. Ihre Einschätzung lautet: „Da es noch keine heftigen Beschwerden über die angesetzten Zeiten gab, sehen die meisten Schüler sie wohl als angemessen und gut durchdacht an und haben ihre außerschulische Terminplanung angepasst.“ Die Serie Haben Sie gut geschlafen? Sind Sie ausgeruht und leistungsfähig? Schlaf – um diese Notwendigkeit, die leider nicht immer problemlos vonstatten geht und dessen Funktion wissenschaftlich nur teils aufgeklärt ist, geht es in der Serie „Aus(ge)schlafen“.

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