Kaiserslautern Kaiserslautern: Inklusive Wohngemeinschaft im alten Bahnhof

Im früheren Nordbahnhof wird der Tag gemeinsam vom Frühstück über die Freizeit bis zum Abendessen gestaltet.
Im früheren Nordbahnhof wird der Tag gemeinsam vom Frühstück über die Freizeit bis zum Abendessen gestaltet.

Zu neunt bewohnen sie gemeinsam ein Haus. Besser gesagt, das Gebäude des ehemaligen Nordbahnhofs in Kaiserslautern. Zu den Bewohnern gehören Josephine, Kathrin, Laura und Max. Vier junge Leute im Alter zwischen 19 und 27 Jahren, mit leichtem Hilfebedarf bis hin zur Unterstützung in allen Lebenslagen. Janik, Ömer und Abu, ihre Mitbewohner, sind Studenten der Technischen Universität und der Hochschule Kaiserslautern. Sind da noch Simone und Giusi, zwei junge Frauen, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableisten.

Seit Oktober 2016 lebt die Wohngemeinschaft im Haus des früheren Nordbahnhofs, den der Arzt Rainer Schmiedel, Vorsitzender der Lebenshilfe, erworben und umgebaut hat. Mehrere Jahre lebte Schmiedel mit seiner vierköpfigen Familie in dem Bahnhofsgebäude. Zu ihr gehört auch Max. Max ist stark behindert, auch fehlt ihm die Sprache.

Schwerbehinderte Menschen leben mit Nichtbehinderten

Während die Schmiedels das Haus verlassen haben, wohnt Max noch immer in den vier Wänden, in denen er aufgewachsen ist. Rainer Schmiedel ist mit einem innovativen Konzept ein Wagnis eingegangen. Eine inklusive Wohngemeinschaft ist es, in der schwerbehinderte Menschen gemeinsam mit nichtbehinderten Mitbewohnern unter einem Dach leben, auf Zeit ihr Leben teilen. Ungewöhnlich, der große Wohnbereich im Erdgeschoss des Hauses. Das ist von einem Garten umgeben, mit Trampolin und Grillplatz. Wo sich früher einmal die Bahnhofshalle befand, zeigt sich lichtdurchflutet ein großer Raum mit hellen Wänden, der Küche, Essplatz, Sitz- und Freizeitecke mit Schaukel enthält. In der oberen Etage hat jeder der Bewohner sein eigenes Zimmer. Am späten Nachmittag kehrt Leben in das Anwesen ein. Josephine, Kathrin und Laura kommen mit einem Fahrdienst von ihren Arbeitsplätzen in den Westpfalz-Werkstätten in Siegelbach und Landstuhl. Max ist bereits von einer Tagesförderstätte in Kirchheimbolanden wieder zu Hause.

Hauseigenes Schwimmbad

Zufriedene Gesichter sind es, die zusammen mit Daniel, einem jungen Mann, der seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) leistet und Christiane Töpler, der Mutter von Josephine, um den großen Esstisch sitzen und vom gemeinsamen Leben im Nordbahnhof erzählen. Für die Behinderten ist es eine ideale Wohnform. Zusammen mit Nichtbehinderten gestalten sie den Tag vom Frühstück über ihre Freizeit, das gemeinsame Abendessen bis in die Abendstunden. Zusammen mit Simone und Giusi vom FSJ und Daniel vom BFD kaufen sie ein, kochen sie, waschen, putzen und räumen sie die Wohnung auf. Erfreuen sich am Spiel mit Karten und Mensch ärgere dich nicht, gehen gerne spazieren, spielen Bowling, machen einen Besuch im Kino oder bei Mc Donald’s. Zum Schwimmbad haben sie nicht weit. Das befindet sich hausintern neben dem Wohnbereich. Eine Stütze sind den Behinderten im täglichen Leben auch die Studenten und ein Pflegedienst. Ein Mitarbeiter des Pflegedienstes ist täglich für mehrere Stunden zugegen. Mit zum Betreuungskonzept der ambulanten unterstützten Wohnform, ein Projekt der Lebenshilfe Kaiserslautern, gehört eine sozialpädagogische Fachkraft. Die ist zuständig für die Beratung in allen Lebenslagen, für die Gestaltung der Dienstpläne und die Hilfeplanung.

Mit viel Herzblut

Die Behinderten sind nie alleine, weder in der Nacht noch an Wochenenden. Ein Student oder ein FSJler ist immer zugegen. Simone und Giusi sind sehr angetan von ihrem Einsatz. Beide sind von ihrer Arbeit begeistert. Loben die lebendige, friedliche und familiäre Situation. Bereichernd erlebten auch die drei Studenten ihre Wohnsituation, berichten die Mädels von den Studiosi, die sich noch an der Uni aufhalten. In den nächsten Monaten werden einige der nichtbehinderten Mitbewohner berufsbedingt ihr bisheriges Domizil verlassen. Für Schmiedel Anlass, sich nach interessierten und geeigneten neuen Mitbewohnern umzuschauen. „Uns ist daran gelegen, die inklusive Wohnform weiter zu entwickeln und eine stabile Situation zu erreichen.“ In dem familiären Miteinander der Wohngemeinschaft stecke viel Herzblut und emotionale Stabilität. „Wir haben Wesentliches auf den Weg gebracht und es soll allen weiterhin hier gut gehen“, wünscht sich Schmiedel für die Bewohner des Nordbahnhofs. Info Wer sich als Student oder als Bewerber für ein Freiwilliges Soziales Jahr für das inklusive Projekt interessiert und sich einbringen will, kann sich bei Rainer Schmiedel melden. Telefon 0631/68031696, E-Mail: rainer.schmiedel@t-online.de.

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