Kaiserslautern Jetzt kämpfen auch in Lautern die „Omas gegen rechts“

Die „Omas gegen rechts“ bei der Demonstration am Samstag zum Auftakt vor dem Bahnhof, vorne Christina Freunscht, Susanne Matisse
Die »Omas gegen rechts« bei der Demonstration am Samstag zum Auftakt vor dem Bahnhof, vorne Christina Freunscht, Susanne Matissek und Gundula Moog (ab zweite von links).

Seit knapp einem Monat gibt es sie offiziell auch in Kaiserslautern: „Omas gegen rechts“. Mitte März war die Gründungsversammlung der Gruppe mit zwölf Frauen, am vergangenen Wochenende waren sie gemeinsam bei ihrer ersten Demonstration. Etliche Ideen und Pläne stehen bereits auf der Agenda.

Das Wort Oma klingt wohl für nicht wenige nach einer älteren betulichen Dame, die strickend im Sessel sitzt oder Enkel hütet. Genau dieses Klischee brechen die „Omas gegen rechts“ bundesweit bereits seit Anfang 2018 und sorgen damit nicht nur für mediale Aufmerksamkeit. Wenn die „Omas“ mit ihren Transparenten auf Demos zwischen Studierenden, Fridays-for-Future-Anhängern und Antifas auftauchen, dann ziehen sie die Blicke auf sich.

Diesen Nebeneffekt nehmen auch die Kaiserslauterer „Omas“ gern mit – für ihre Sache, nämlich etwas gegen die schleichende Bewegung der Gesellschaft nach rechts zu unternehmen, wie Susanne Matissek betont. „Sonst sind Ältere in den Medien oft nur in Verbindung mit Pflege und Krankheit, und zwar gesichtslos, auf Bildern von hinten, zu sehen.“ Genau dies wollen die „Omas gegen rechts“ nicht, sie zeigen Gesicht – für Demokratie, Menschen- und Frauenrechte, gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Rassismus.

Die „Omas gegen rechts“ sind inklusiv: Auch Opas und andere sind willkommen.
Kommentar

Schlagkräftige Omas

Die „Omas“ gewinnen immer mehr Zulauf

Matissek ist bei der großen Demonstration am 27. Januar zu den „Omas“ gestoßen, als Christina Freunscht und ihre Freundin Gundula Moog ein Transparent trugen. Freunscht ist schon lange aktiv, unter anderem im „Bündnis gegen rechts“, das jene Demo und die am vergangenen Samstag organisiert hatte. „Vor sieben Jahren wurden mein Mann und ich Großeltern und da habe ich ein Transparent gemacht mit der Aufschrift ,Oma und Opa gegen rechts’“, berichtet sie. Damals, im Jahr 2017, war die Bewegung „Omas gegen rechts“ gerade in Österreich gegründet worden, als Reaktion auf die Regierung von Sebastian Kurz. Im Januar 2018 entstand die erste deutsche Gruppe – von inzwischen rund 120 –, auch in der Schweiz und Südtirol sind die Omas inzwischen aktiv.

Als Reaktion auf die große Resonanz bei der Januar-Demo, auch von Männern, luden die drei Frauen zu einem Gründungstreffen der „Omas gegen rechts“-Regionalgruppe Kaiserslautern am 19. März ein, zu dem sich zwölf Frauen einfanden. Auch Männer und Jüngere sind willkommen, betonen die drei. „Die Bandbreite ist groß: Einige sind seit Jahrzehnten politisch aktiv, andere waren das erste Mal auf einer Demo“, berichtet Freunscht.

Die Frauen sind nicht unbedingt links, erwidern die drei, „wir sind übergreifend und unparteiisch“. Doch sie alle eint das Bedürfnis, für Menschenrechte und gegen die Verschiebung nach rechts vor allem durch die Ausbreitung der AfD aufzustehen, die ihnen Angst mache. „Wir sind die Generation, die am längsten Demokratie erlebt hat“, sagt Moog. „Wir hatten noch Kontakt zu Eltern und Großeltern aus der NS-Zeit. Wir fühlen uns aus der Geschichte verpflichtet.“

Der Kampf für Frauenrechte gehört folgerichtig dazu

Mit der reaktionären Entwicklung gehe auch ein Anti-Feminismus einher. „Was die AfD anstrebt, geht weit hinter das zurück, was wir an Gleichberechtigung erreicht haben.“ Denn die „Omas“ wissen noch, wie der Alltag von Frauen vor Jahrzehnten aussah – im Gegensatz zu jüngeren Frauen, die die heutigen Rechte als selbstverständlich ansehen. So steht für Freunscht fest, das sie beim Frauentag im nächsten Jahr präsent sein werden.

Sie lobt die Hilfe der überregionalen „Omas gegen rechts“-Organisation bei der Gründung und dem Aufbau der Gruppe. „Jetzt sind wir mit der Vernetzung beschäftigt, planen einen Facebook-Account, um unsere Aktionen auch für jene bekannter zu machen, die nicht zu den Treffen kommen können, und sammeln Ideen für Aktionen und um uns bekannter zu machen.“ Bei „Kaiserslautern blüht auf“ Mitte März waren sie mit einem Stand beim „Bündnis gegen rechts“ vertreten und haben Flyer sowie ihre Mail-Adresse an Interessierte verteilt. Freunscht hat sich noch gerade rechtzeitig zum inzwischen ausgebuchten Bundestreffen in Erfurt im August angemeldet. Außerdem möchten sie zu einem ihrer Treffen eine Referentin einladen, die in der Argumentation mit Rechtsextremen schult und für die Gesinnung sensibler macht. Denn die „Omas“ sehen es als ihre Aufgabe, wachsam zu bleiben.

Info

Treffen jeden zweiten Dienstag im Monat um 17 Uhr, derzeit im „Vielfalter“, Pirmasenser Straße 20a. Nähere Informationen unter: ogr-kaiserslautern@posteo.de.

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