Kaiserslautern In schwerer Zeit erbaut

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Die erste Ehe wurde am 31. Oktober 1797 in der protestantischen Kirche in Linden eingesegnet. So steht es in der historischen Pfarrbeschreibung. Erst wenige Monate zuvor, am 19. März 1797 – also am vergangenen Sonntag auf den Tag genau vor 220 Jahren – hatte das Presbyterium der Pfarrei Hermersberg die Entscheidung getroffen, die Pfarreikirche in Linden zu bauen. Mit einem Festgottesdienst unter Mitwirkung des Kirchenchores wurde dieses Jahrestages nun in der kleinen, schmucken Kirche gedacht.

Not, Hunger und marodierende Soldaten gehörten vor 220 Jahren in Linden zum Alltag der Menschen. Daran erinnerte Pfarrer Wolfgang Hust in seiner Predigt beim Festgottesdienst in der protestantischen Kirche des Ortes. Gerade Lutheraner und ihre Pfarrer seien damals verfolgt worden. „Da gehörte schon viel Mut und Gottvertrauen dazu, ohne Pfarrer das kirchliche Leben aufrechtzuerhalten und treu zu seinem Glauben zu stehen“, sagte Hust. In vier Leseszenen ließen einige Gemeindemitglieder den Ausgang des 18. Jahrhunderts lebendig werden. Kurt Becker, passionierter Historiker aus Linden, hatte aus dem Archiv der evangelischen Kirche der Pfalz die Vorgänge aufgearbeitet. Er übernahm denn auch den Part von Pfarrer Karl Friedrich Kieffer. Dieser verließ mit seiner Ehefrau Louise, gesprochen von Angelika Polke, aus Angst vor den Franzosen das Land. 1796 machte die Rückkehr des Seelsorgers und seiner Familie den Gläubigen Hoffnung auf einen Kirchenneubau, der bereits in Zeselberg geplant war. Jedoch hatten die Bauern in Abwesenheit des Pfarrers das Grundstück wieder mit „Grumbeere“ bepflanzt. Michael Mang überließ schließlich zusammen mit seinem Bruder Jakob das Grundstück in Linden der Kirchengemeinde. Elfie Becker schlüpfte in die Rolle der Elisabetha Mang, Jakobs Ehefrau. Sie sieht die praktische Seite des Handels: „Dann komme mir sicher in de Himmel.“ Johann Gerhart, gelesen von Ernst Stepp, Kirchenvorsteher aus Zeselberg, vertrat die Zeselberger Interessen. In guter pfälzischer Mundart kam es aber letztendlich zum Beschluss, dass „die Kerch in Linne gebaut wird“. Kathrin Hirschelmann, schon des Öfteren mit ihrer Harfe Gast bei der protestantischen Kirchengemeinde Schopp-Linden-Krickenbach, verstand es wieder, mit viel Gefühl und ausgesuchten Musikstücken zwischen den Szenen die Zeit stillstehen zu lassen und Vergangenheit und Gegenwart klanglich harmonisch zu verbinden. |gi

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